Hier sollt ihr erfahren was mir auf dem Weg zu meinem 'perfekten' Wunschauto wiederfahren ist und wie ich es schließlich doch noch nach Hause auf seinen Parkplatz bringen konnte.
Alles hat damit angefangen, dass ich eine Ausbildungsstelle im Bereich Fahrzeug- und Karrosseriebau erhalten habe. Diese liegt natürlich 20 Kilometer weit weg im Nachbarort. Somit begann ich (noch intensiver als bisher) meine Suche nach dem perfekten Auto für mich. Wenn ihr schon mal meine Meinung zum Thema 'perfektes' Auto gelesen habt (Tipp: siehe Profilseite) wisst ihr dass mein Wunschauto noch gebaut werden muss und dieser Wagen egal wie gut er sein wird niemals meine Ansprüche erfüllen können wird.
Aber ich musste natürlich (leider) realistisch bleiben als ich mich auf die Suche begab. Also kein zu neues Auto (teuer), kein zu altes Auto (Zuverlässigkeit), kein zu kleines Auto (ich brauche den Platz), kein zu schwaches Auto (siehe vorherigen Punkt) und vorallem kein Twingo (kein Auto). Außerdem wollte ich möglichst ein deutsches Auto, mit Heckantrieb und möglichst umfangreicher Ausstattung. Dazu gehört für mich Klimaautomatik, elektrische Fensterheber und Schiebedach sowie Radio, Nebelscheinwerfer und Zentralverriegelung mit Fernbedienung. Natürlich würde jeder bei einer solche Anforderungsfülle sofort an typische deutsche Premiummarken wie Audi, BMW und Mercedes denken.
Audi jedoch baut keine Hecktriebler (warum eigentlich?), BMWs sind zu teuer und Mercedes sind ohnehin außenvor da ich die Kaufkriterien nicht erfülle (zu diesem Thema folgt demnächst noch ein eigener Artikel). Ich habe meine Suche stattdessen auf eine Marke konzentriert die man in einem sonst A6, 5er und E-Klasse vorbehaltenen Segment garnicht vermuten würde, Opel. Auch wenn es den meisten Menschen nicht (mehr) bewusst ist, so war Opel früher in der 'Oberklasse' (damals schlicht als obere Mittelklasse bezeichnet) stärker vertreten. Autos wie der Opel Diplomat, Admiral oder Kapitän legten den Grundstein für Automobile, wie den Commodore oder den Omega/Senator. Allerdings war die Zeit einfach nicht richtig für eine neue Premiummarke, daher stellte Opel im Jahre 2003 endgültig die Produktion ihrer letzten großen, heckgetriebenen Limousine ein. Bis heute gibt es keinen adäquaten Ersatz dafür (auch wenn der Signum ihn eigentlich beerben sollte).
Doch warum sollte man so einen Außenseiter in Betracht ziehen, wenn Premiumautos ala ABM (Audi, BMW, Mercedes) sich doch offensichtlich als die bessere Wahl herrausgestellt haben? Für den Omega sprechen gleich mehrere Dinge. Zum einen ist der Wagen groß (4,90m Länge), hat Heckantrieb und ist im Vergleich zu anderen das deutlich preiswertere Angebot. Omegas waren mehrheitlich (zumindest alle die überlebt haben) Rentnerautos die viel gepflegt aber nur wenig gefahren wurden und der hohe Werverlust dieser ungeliebten Außenseiter macht sie auch mit guter Aussattung und geringer Fahrleistung deutlich erschwinglicher als vergleichware ABMs.
Man könnte jetzt natürlich die Frage stellen wozu ein Lehrling für den täglichen Weg zur Arbeit ein solches Schiff benötigt. Zum einen bin ich nunmal sehr wählerisch was Autos anbelangt und es widerspricht meinem Verständnis wenn sich jemand jedes Jahr einen neuen Wagen kauft den er bis zum Ablauf des Rest-Tüv oder Bodenblechs runterreitet ohne auchnur daran zu denken ihn mal etwas zu pflegen, und zum anderen weiß ich das dieser Wagen mich länger behalten wird und darum auch noch etwas Leben in ihm stecken muss.
Daher hat sich meine Suche auch auf die Zweite Generation des Omegas ab 1994 beschränkt, allein schon weil ich das Aussehen der ersten Generation überhaupt nicht mag. Schnell hatte ich auf bekannten Autoplatformen mein Wunschauto gefunden: ein schwarzer Opel Omega B Facelift mit dem 2.2l Motor Handschaltung und als Edition2000 mit einer sehr umfangreichen Ausstattung. Da ich bis zu diesem Zeitpunkt nur einmal als kleines Kind in einem Omega gesessen hatte und mir meine Meinung nur über Foren und Artikel gebildet habe (und der Begutachtung aller Omegas in meiner Nachbarschaft), wollte ich mir so bald wie möglich besagten Wagen anschauen und bei einer Probefahrt herrausfinden ob mir das Auto liegt. Auf den Bildern im Internet machte der Wagen zunächst einen sehr guten Eindruck, abgesehen von mehreren kleinen Kratzern an den Stoßfängern vorne und hinten (und Nein sie sind NICHT dafür da mit ihnen zu fühlen ob das andere Auto schon zu nah ist!), was bei einem so großen Auto wohl nicht zu verhindern ist. Also machten wir uns auf den Weg zu dem Händler um das 'gute Stück' einmal aus der Nähe zu betrachten, unterwegs beobachteten wir noch wie Jemand versuchte mit einem A5 einen Golf aus dem Graben zu ziehen (etwa 1,5m Höhenunterschied!).
Endlich beim Händler angekommen machte der Wagen einen zwiespältigen Eindruck, oder wie die Amerikaner sagen "Looks good from far, but far from good". Die komplette Front war gesplittert und sackte langsam ab. Rund um an jeder Felge (und das waren sogar 'nur' die Winterreifen) waren tiefe Kerben von vielen missglückten Einparkversuchen zu sehen. Im Inneren fiel zunächst der starke Geruch von Zigarretten auf, was der übervolle Aschenbecher bestätigte. Noch viel schwerwiegender wurden unsere Zweifel als ich versuchte in den Wagen einzusteigen. Obwohl das Auto 4,90m lang ist (daher auch 'der Grosse'), war es mir zunächst nicht möglich hinter das Volant zu gelangen. Erst als ich von außen den Sitz ganz runter gefahren hatte (elektrisch) und ihn dann ganz zurückgeschoben (manuell) und die Lehne senkrechter gestellt hatte (der Typ muss da drinn ja regelrecht gelegen haben!) passte ich in das Auto und konnte das überragende Platzangebot genießen. Was mir im Inneren sofor gut gefiehl war das Info-Display und die vielen elektrischen Spielereien.
Nachdem ich also mit dem Innenraum von Omegas an sich (aber nicht diesem Omega!) zufrieden war, warfen wir einen Blick unter die Motorhaube wo uns das Auspuffkrümmer-Abschirmblech entgegen glänzte. Hier machte der Wagen wirklich einen sehr gepflegte Eindruck! Schön war auch die Tatsache das unter der Haube noch relativ viel Platz für weiteres geplantes Zubehör ist (dazu mehr in einem späteren Artikel). Da wir uns bereits darauf verständigt hatten diesen Wagen nicht in die engere Auswahl zu nehmen, machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause um dort unsere suche am Computer fortzusetzen.
Schon recht bald hatten wir wieder einen Wagen gefunden der unsere Suchkriterien erfüllte: maximal drei Vorbesiter, höchstens 130tkm, unfallfrei, Vierzylinder, Handschaltung, Preis maximal 3000€. Auch diesen Wagen wollten wir uns anschauen und endlich auch mal eine Probefahrt machen um absolute Sicherheit zu haben das ein Omega das Richtige für mich sei. Also machten wir uns auf den Weg zu dem Händler welchen wir auch ohne Probleme fanden, das Geschäft machte einen sehr seriösen Eindruck auf uns und im Inneren stand auf allen Regalen mindestens ein dutzend Pokale aus einer langen Motorsportkarriere.
Der Wagen war jedoch überhaupt nicht das was wir wollten. Auch wenn uns der Verkäufer mehrfach versichterte das der Wagen rostfrei sei, bildeten sich unter den Fenstergummis schon große Rostblasen. Außerdem sah die zweifarbige Velours-Innenaussattung absolut schrecklich aus. Das absolute K.O.-Erlebniss bei diesem Wagen war jedoch das der Verkäufer nicht im Stande war das Auto zu öffnen! Offensichtlich stand der Wagen schon etwas länger (was die dicke Staubschicht erklärte) und die Batterie war restlos leer. Nun haben Omegas eine besondere Diebstahlsicherung eingebaut: Man kann das Türschloss elektrisch sperren, dann lassen sich die Türknöpfe auch von innen nicht mehr hochziehen. Diese Sperre wieder zu lösen ist jedoch nur mit dem Elektromotor der Zentralverriegelung möglich, was ohne Strom natürlich nicht klappte. Auch wenn der Händler uns versprach sich bis zum nächsten Montag (es war Freitag) um das Problem zu kümmern waren er und der Wagen für uns gestorben! Den dritten Kandidaten konnten wir uns leider nichtmehr anschauen da er kurz vor unserem vereinbarten Probefahrt-Termin verkauft wurde (was im nachhinnein kein großer Verlust war).
Letzten Endes lief doch wieder alles auf einen E2000 hinaus, welchen wir garnicht so weit weg von unserem Zuhause fanden. Das Inserat war noch keine zwei Stunden online als wir mit dem Verkäufer einen Termin für den nächsten Tag vereinbarten. Der Wagen wurde gebaut im Jahre 1999, ist aber schon das 2000 Modelljahr mit allen Verbesserungen. Nachdem der Händler uns den Schlüssel übergeben hatten nahm ich wieder Platz und inspizierte den Innenraum, sofort fiel dort der leider häufig verwitterte Softlack an Türen und Schaltern auf, ebenso war das Radio nicht ganz im Armaturenbrett befestigt (später erfuhren wir auch warum) und der Schaltknauf war arg abgegrabbelt. Da der Wagen ansonsten sowohl innen als auch außen keine weiteren über die dem Alter angemessen Gebrauchsspuren hinausgehenden Beschädigungen aufwies, baten wir den Verkäufer um eine Probefahrt zu welcher dieser zustimmte.
Auch während der kurzen Probefahrt bestätigte sich der gute Gesamteindruck des Wagens, Schaltung sowie Lekung und Getriebe zeigten keine Auffälligkeiten. Wir verhandelten im Anschluss noch über den Kaufpreis und den möglichen Transport nach Hause. Nachdem der Händler uns ein Angebot gemacht hatte, fuhren wir nach Hause um darüber nachzudenken und schlugen noch am selben Abend zu. Der Händler verspach den Wagen inklusive einem Satz Sommerreifen am nächsten Tag zu liefern.
Gesagt und getan. Jetzt bin ich im Besitz eines Opel Omega Edition2000 in Silber-Metallic. Der Wagen hat sich im nachhinein als Wundertüte bewiesen, so verfügte er über einige zunächst unbekannte aber doch sehr praktische Features:
Zum einen ist er mit einem elektrischen Rollo für die Heckscheibe versehen welche den ohnehin schon angenehmen Aufenthtalt im geräumigen Fond noch gemütlicher macht, des Weiteren hat der Wagen einen Tempomaten, welcher mir auf den in Zukunft geplanten längeren Fahrten sicher gute Dienste tun wird. Die größte Überraschung für mich war jedoch zu erfahren, dass der Wagen über ein Radio mit Kassettenschacht und 4fach-CDWechsler verfügt, welcher jedoch defekt ist (daher war das Radio auch nicht fest eingebaut), ebenso wie eine Nebelschlussleuchte und der Schalter für die Innenraumleuchte.
Alles in allem lässt sich jedoch ein positives Fazit ziehen und ich freue mich schon unheimlich auf die erste größere Ausfahrt mit meinem neuen Auto. Allerdings bin ich besorgt ob sich dieses Schlachtschiff (4,90m Länge und 2,0m Breite mit Spiegel) so spielend Einparken lässt wie andere Autos die ich bisher gefahren bin. In Zukunft werden sicherlich noch einige kleinere und größere Veränderungen an dem Fahrzeug vorgenommen von denen ich hier noch berichten werde.
Toll, wenn Du auf diesem Weg Dein "Traumauto" gefunden und bekommen hast!
AntwortenLöschenDp
Vielen Dank! Ja ich kann nach reiflicher überlegung sagen, dass dieses Auto mein Traumauto ist, aber trotzdem wird er sicherlich irgendwann von einem noch 'besseren' Auto überboten werden.
AntwortenLöschenLg Comickus