Jetzt bloß einen kühlen Kopf bewahren!!

Alles ist noch ganz frisch. Das Eis steht neben mir. Der Schreck ist fast überwunden. Aber jetzt ganz langsam, chronologisch und von vorne:

Es hätte heute alles so schön sein können. Die Arbeit war schneller erledigt als gedacht und so hätte der Feierabend heute schon um 9.30 Uhr eingeläutet werden können (zu meiner Verteidigung: Arbeitsbeginn ist gefühlt mitten in der Nacht), aber dann hat doch alles anders kommen sollen.

Da die Temperaturanzeige sonst immer stur auf 90 °C steht, glitt mein Blick auf dem Weg von der Straße zum Tacho nur kurz dort vorbei, doch irgendetwas stimmte nicht. Der Zeiger zeigte nicht nach oben oder nach links (wie man es kurz nach dem Start gewöhnt ist) sonder wanderte stetig weiter nach rechts. Wie ich aus Gesprächen mit den anderen Redaktionsmitgliedern wusste galt es schnell und richtig zu reagieren - also einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Fenster auf, die Heizung und die Lüftung auf "vollepulle". Erleichterung stellte sich ein, denn die Temperatur fiel stetig und pendelte sich bei den gewohnten 90 °C ein. Also (es ist ja schließlich warm draußen) die Heizung wieder aus.

Ein kurzer Stop an der Ampel, eine Linkskurve und binnen kürzester Zeit lag die Temperatur erneut bei knapp über 100 °C. Die gewohnten Abläufe: Heizungsregler drehen, Lüftungsregler drehen, Fensterheber drehen. Doch der Erfolg blieb aus. Jetzt also zügig, aber langsam und mit niedrigen Drehzahlen (Wenn man den Motor mit höheren Drehzahlen schneller warm bekommt, dann ist es so ja nur logisch) zum Zwischenziel.

Ein Telefonat mit dem Familienoberhaupt ergab: Auto stehen und erstmal eine Stunde abkühlen lassen. Also rein ins Haus und ab an die Spielesammlung.

Soll- und Istwert des Kühlwasserstandes im Ausgleichsbehälter (nachdem Nachfüllen)

Eine Stunde später klingelte erneut das Telefon: Auto stehen lassen und mit dem Bus nach Hause. Da das Auto in der Eile aber entgegen der Fahrtrichtung in seinem Parkbereich stand lag es nicht fern einfach mal den kleinen Hebel zu greifen und die Motorhaube zu öffnen. Die Überraschung kam dann auch promt. Ein Kennerblick in den Motorraum führte das ganze Problem zu Tage. Der Kühlflüssigkeitsbehälter war schnell ausgemacht, doch fehlte ein wichtiger Bestandteil: der Deckel!! Der Wasserstand war eher ein Bodensatz - eine Kühlung war so also wirklich nicht mehr möglich.

Also der nächste Griff zum Telefon und der nächste Anruf. Ergebnis: Nachfüllen, langsam fahren, niedrige Drehzahlen und an den Ampeln den Motor ausschalten. Kurzes Nachdenken ergab: Es ist möglich die 5 km bis zum heimatlichen Hof mit lediglich zwei Ampeln zurück zu legen.

Genau diese Strecke wurde dann auch gewählt und der Benziner ganz nebenbei zum Diesel umerzogen. Die Drehzahlen sollten so niedrig wie möglich und der Gang so hoch wie möglich sein und das ging erschreckend gut. Bei 30 km/h in den 4 Gang und und bei 40 km/h auch gleich weiter in den 5 Gang. Normalerweise hätten die daraus resultierenden Drehzahlen von 800 bis 1400 pro Minute (Ich habe gelernt: Diesel bei 1000 und Benziener bei 1500) zu erheblichem Ruckeln führen sollen, doch der Audi währte sich erschreckend wenig gegen diese Fahrweise.

Die Ampeln waren natürlich beide rot - wie hätte es auch anders sein sollen - aber nun steht der Audi auf seinem Stammplatz, ich bin dank dem Eis auch wieder auf Normaltemperatur und der Schreck ist nun völlig in diesen Beitrag geflossen.

Der Füllstandssensor im Kühlwassertank war nicht angeschlossen

Um ehrlich zu sein: Ich bin stolz auf mich! Wer hätte damit gerechnet, dass gerade ich so angemessen reagiere, das Problem erkenne und es geschafft habe die 5 km zu fahren ohne erneut über die berüchtigte 90°C-Schwelle zu gelangen.

Der Tank ist zwar nicht so leer wie zuvor jedoch steht der Pegel erneut weit unter dem Minimum. Das hat den Vorteil, dass gleich noch einige Fotos gemacht werden können - vom Problem und der Behebung. Dieser Bericht wird also eine Fortsetzung finden.