Montag, 4. Januar 2016

Abschied vom Eintopf


Die längste Zeit befanden wir uns als Motorradfahrer in der glücklichen Situation zwischen drei verschiedenen Modellen aus dem heimischen BMW-Fuhrpark zu wählen. Zum Ende des letzten Jahres mussten wir nun endgültig Abschied von der roten F650 Funduro nehmen. In Zukunft gibt es keinen Eintopf mehr im SZK-Portfolio, aber das ist kein Grund zur Trauer, obwohl eigentlich doch.

Dass die Tage des Eintopfes bei uns gezählt sind, war spätestens ab dem Augenblick klar als die neue Enduro auf den Hof kam. Mit mehr Zylindern, mehr Leistung und mehr Komfort überbietet sie die alte Funduro auf jedem Gebiet. Doch Leistung und Komfort machte ohnehin nie den Reiz dieser Maschine aus, im Gegenteil war es eher die ungehobelte und direkte Art wie sie die Straßenverhältnisse und das eigene Befinden an den Fahrer weitergegeben hat.


Mit jeder Saison stieg die jährliche Fahrleistung und damit auch der Wunsch nach ein paar Extras. Angefangen mit der größeren Windschutzscheibe und Anschlussmöglichkeiten fürs Navigationsgerät bis hin zu neuen Straßenreifen für besseren Grip auf dem Untergrund wo 99% der Zeit gefahren wird. Das 1% unbefestigter Wege machte für mich jedoch den größten Spaß, egal ob unfertige Baustelle die rein zufällig auf der Route lag oder bei einer Abkürzung über Forstwege. Hier spielt die Leistung auch keine große Rolle sondern Gewicht und Handlichkeit sind Trumpf.


Zu einem würdigen Abschied gehört natürlich auch ein Rückblick auf die vergangenen gemeinsamen Jahre und die besten Erlebnisse. Angefangen hat alles im Sommer 1994 im nördlichen Italien, genauer gesagt bei Aprillia in Noale. Dort wurden die Schwestermodelle BMW F650 und Aprillia Pegaso gefertigt und anschließend nach Deutschland geliefert. Im Raum München freute sich daraufhin für ein paar Jahre der Erstbesitzer an unserem Eintopf.


Doch ein paar Jahre später verschlug es die Maschine in unsere westfälische Niederungen, über mehrere Zwischenbesitzer und in wechselnder Distanz zur neuen Heimat landete sie schließlich und endlich im Herbst 2012 in unserer Garage. Ihr fehlte es zu Anfang zwar etwas an Kraft und Ausdauer, aber nach dem der Wartungsstau und einige Schraubersünden behoben wurden lief sie wieder zuverlässig.


In den folgenden drei Jahren trieben wir den Kilometerstand von 38200 auf 52400km. Damit ist die jährliche Fahrleistung zwar nicht rekordverdächtig, aber in Anbetracht der wenigen Tage an denen sie überhaupt bewegt wurde und der ausgeprägten Neigung zu kurzen Tagestouren dennoch ordentlich. Verschlissen haben wir dabei lediglich einen Satz Metzeler Reifen - die schon beim Kauf nicht mehr die neuesten waren. Bremsbeläge mussten während der gesamten Zeit nicht einmal erneuert werden, auch wenn nur eine Scheibe pro Rad für Verzögerung sorgen muss. Das sagt schon etwas über unseren Fahrstil aus. Wenn wir nicht gerade einen Wochenendausflug nach Bremerhaven unternehmen, sind die Boxer BMW und der Eintopf die meiste Zeit gemeinsam im Umkreis von 200km um die Heimat gefahren. Mein schönstes Erlebnis war dabei vermutlich das Fahrsicherheitstraining, hier konnte man mal vorgeführt bekommen wieviel mehr Fahrdynamik in diesem "Anfängermoped" steckt die sonst nie derartig deutlich wird.


Als kleines Abschiedsgeschenk bevor der zukünftige Eintopf-Fahrer seinen Feuerstuhl abholen kommt, erhält die BMW nochmal etwas Fürsorge und einen frischen Ölwechsel - soll ja keiner sagen wir würden unseren Laden nicht in Schuss halten. Die Batterie hängt zur Sicherheit auch nochmal eine Nacht am Ladegerät, nicht dass sie uns blöd aussehen lässt wenn es ans aufladen geht.


Apropos aufladen, die kleine Funduro war immer schon wie gemacht für die Rolle als Begleitfahrzeug auf dem Gepäckträger eines Wohnmobils oder auf dem Trailer. Mit ihr am Haken sind wir in der Vergangenheit mehrfach gut unterwegs gewesen und genau so wird sie auch in Zukunft die meisten Reisen erleben. Extra für diesen Zweck wurde ein Anhänger angeschafft - bei uns wie beim nächsten Besitzer. 


Damit schließen wir diesen letzten Bericht aus dem Leben des Eintopf im Schlagzeilenkäfer. Hoffen wir dass er auch in Zukunft immer gut unterwegs ist und wir uns irgendwann nochmal wieder über den Weg laufen. Den Sound werde ich ganz sicher wieder erkennen.

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