Freitag, 2. März 2018

Westfalia Anhänger: Reparatur oder Generalüberholung




Als Transportanhänger hat man entweder ein ziemlich hartes Leben und muss jeden Tag schwer tragen oder es ist ziemlich entspannt und man steht die meiste Zeit des Jahres unbenutzt in der Ecke. In jedem Fall muss der Anhänger irgendwann mal zur Hauptuntersuchung und spätestens dann zeigt sich anhand der typischen Mängel in welchem Einsatzgebiet er unterwegs ist.



Bestes Beispiel ist dieser Westfalia Anhänger mit Planenaufbau der hauptsächlich dazu dient Vorräte und Ersatzteile für Segelboote durch die Weltgeschichte zu fahren. Damit ist er zwar relativ regelmäßig unterwegs, dennoch sind lange Standzeiten keine Seltenheit. Wenn dann kein Stellplatz in der Halle frei ist, muss der Anhänger wohl oder übel draussen parken. So hat der Aufbau schon einige witterungsbedingte Schäden davongetragen. Jetzt aktuell ist die Stirnwand an ihrer Unterkante weggefault und muss neu befestigt werden. Ein paar neue Schrauben und große Unterlegscheiben sollten für die nächsten Jahre ausreichende Stabilität liefern.


Die anschließende Hauptuntersuchung lieferte hier zumindest auch keinen Grund zur Kritik, stattdessen fanden sich an der Bremsanlage gravierende Mängel die erstmal behoben werden müssen bevor eine neue Plakette angebracht werden darf. Im speziellen sind die Bremswerte bei angezogener Handbremse ungenügend; eigentlich müssten beide Räder blockieren, stattdessen lässt sich der Anhänger immer noch schieben. Sehr merkwürdig, schließlich ist die Bremsanlage vor gut zwei Jahren mit neuen Bremsbelägen ausgestattet worden. Vielleicht liegt es auch nur an der Einstellung.


Also zurück in die Halle und die Bremstrommeln abgebaut. Dazu muss bei diesem Anhänger erstmal die Zentralmutter gelöst werden, diese verbirgt sich hinter der Nabenkappe und hat eine Schlüsselweite von 36mm. Sobald die Mutter runter ist, sollte sich die Trommel mit mehr oder weniger viel Kraftaufwand von der Achse abziehen lassen. Dann sieht es so aus wie auf dem Foto und wir können weiter machen. Wenn man den Handbremshebel zieht bewegen sich die Bremsbeläge kaumnoch. Das lässt die Vermutung zu dass die Bremsseile festgegammelt sind, dieses Problem tritt bei der Handbremse von Autos auch gerne mal auf. Entweder man versucht nun mit  einemHektoliter Kriechöl alles wieder gängig zu machen, oder man kauft einfach direkt neue Seile.


33€ auf den Tresen  vom Teiledealer geknallt und schon gibts ein Paar neue Seile. Die alten Seile sind nicht nur innerlich vergammelt sondern auch an ihren Verschraubungen am Waagebalken, der die Betätigungskraft auf beide Seiten verteilen soll. Statt einem 19mm Maulschlüssel kommt nun die Flex zum Einsatz. Die Seile werden ohnehin komplett getauscht, also kann es ruhig brutal werden. Sobald der Seilzug an der Trommel und am Waagebalken ausgehängt ist, kann das neue Teil auf gleiche Weise wieder installiert werden (also mit dem Schraubenschlüssel, nicht mit der Flex).


Eigentlich wäre die Arbeit mit dem einstellen der Bremsbeläge an beiden Trommeln erledigt. Leider ist in der Zwischenzeit ein weiterer Defekt am Anhänger aufgefallen; das Zugrohr an dem die eigentliche Anhängerkupplung befestigt ist, hat Höhenspiel. Offenbar sind die Kunststofflager im Inneren verschlissen. Der Austausch soll eigentlich keine schwere Operation sein und da der Anhänger gerade ohnehin so viele neue Teile bekommt, wollen wir hier nicht aufhören. Die Gleitbuchse kostet weitere 50€ und ist im inneren der Auflaufvorrichtung verborgen. Um letztere vom Anhänger zu trennen muss auch einer der Deichselholme gelöst werden. Darum sollten spätestens jetzt ein Paar Unterstellböcke unter den Rahmen des Anhänger gestellt werden.



Wie die Arbeitsschritte im einzelnen aussehen wollen wir hier gar nicht lang und breit erklären. Am besten folgt man einfach dieser Anleitung. Nur diesen Tipp wollen wir noch geben. Wenn der Deichselholm sich nicht wegdrücken lässt, eignet sich ein Spanngurt und passendes Gegenlager sehr gut als Hilfsmittel. Apropos Deichselholm, als die Auflaufeinrichtung komplett demontiert war, zeigte sich ein neues noch viel größeres Problem das bisher niemand bemerkt hat; der rechte Holm ist gerissen! Wie lange dieser Schaden schon existiert kann niemand sagen, aber so bleiben darf es auf keinen Fall. Das Ersatzteil direkt von Westfalia kostet nochmal 113€, aber das spielt nun auch keine große Rolle mehr. Genau so wenig wie die 50€ für einen neuen Auflaufdämpfer, beim Alten ist das eine Auge abgerissen.


Obwohl man davon während der Fahrt nicht viel merkt, soll jetzt alles richtig gemacht werden, also nochmal bestellen und einbauen. Immerhin ist der Aufwand gering, jetzt wo die Mechanik bereits komplett zerlegt ist. Sobald alle neuen und alten Teile wieder richtig zusammengesetzt sind, muss die Bremsanlage neu eingestellt werden. Andernfalls schleift die Bremse dauerhaft und überhitzt, oder der Anhänger rumst bei jedem Bremsvorgang gegen das Zugfahrzeug weil der Leerweg zu groß eingestellt ist. Dazu wird am Nachsteller der jeweiligen Bremstrommel so lange gedreht bis die Beläge beginnen zu schleifen, dann 90° zurück drehen und es sollte passen. Nach ein paar Fehlversuchen und mit etwas Unterstützung durch die Anhängerwerkstatt des Vertrauens, ist es endlich geschafft. Die neue Plakette klebt auf dem Kennzeichen und die nächsten Jahre sollten keine Verschleißteile mehr fällig werden.









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