Bis jetzt wurde seine Existenz immer geheim gehalten, aber es gibt ihn wirklich; den großen Bruder zu unserem gelben Anhänger. Gleicher Grundriss, aber höherer Planenaufbau und 1000kg Gesamtgewicht unterscheiden ihn von seinem kleinen Gegenpart. Heute muss er zur Hauptuntersuchung, aber davor steht noch ein bisschen Arbeit auf dem Programm.
Aufgrund des Baujahres müsste der gelbe Anhänger diesen Titel eigentlich tragen, aber wie im wahren Leben sind die jüngeren Geschwister gerne mal einen Kopf größer. Das soll uns hier und jetzt erstmal egal sein. Wichtiger ist die Tatsache das dieser Anhänger mit einer Auflaufbremsanlage ausgestattet ist, die im Rahmen der HU auf ihre Funktion geprüft werden muss.
Das es dabei gerne mal zu Problemen kommen kann, musste der Spezialpassatfahrer vor kurzem mal wieder feststellen, als er mit dem Transportanhänger vom Segelverein erst nach langen und teuren Reparaturen an die ersehnte Plakette kam. Wir wollen versuchen dieses Schicksal zu umgehen. Aber wie genau funtkioniert die Auflaufbremsanlage eigentlich und wie kann man sich auf die Prüfung vorbereiten damit nichts schief geht?
Das Funktionsprinzip recht einfach. Wenn das Zugfahrzeug bremst, läuft der Anhänger ein Stück weit auf und drückt dabei das bewegliche Teil der Zugdeichsel zusammen, diese Bewegung wird umgelenkt und über Gestänge und Seilzüge an die Radbremsen weitergeleitet. Wie bei der Handbremse im Auto werden dort Bremsbeläge gegen ihre Bremstrommeln gedrückt und der Anhänger somit verzögert. Damit das ganze Reibungslos funktioniert sind zwei Dinge wichtig; die richtige Einstellung und Leichtgängigkeit aller beweglichen Teile.
Ohne einen Bremsenprüfstand lässt sich die korrekte Einstellung nicht wirklich gut überprfen, daher beschränke wir uns darauf alle beweglichen Teile zu behandeln. Am Zugrohr der Deichsel befinden sich zwei Schmiernippel die mit etwas Lagerfett vollgepumpt werden, die Bowdenzüge unterhalb der Achse und ihre Verbindung zur Zugstange lassen sich mit WD40 oder anderem Kriechöl behandeln. Mehr gibt es hier nicht zu tun.
Vom Zugrohr arbeiten wir uns weiter vor Richtung Kupplung. Unterwegs schaut man sich das (meistens) rote Drahtseil der Abreisreißsicherung an, hier darf nichts durchgescheuert oder ausgefranst sein. Die Befestigung des Seils am Handbremshebel muss eine Sollbruchstelle besitzen, meist ein Splint definierter Dicke oder ein aufgewickelter Drahtring. An der Kupplung selbst ist, zumindest bei neueren Modellen eine Verschleißanzeige eingebaut, auf diese kann man nur Bedingt vertrauen da der angezeigte Verschleiß sowohl von der Kugel (Zugfahrzeug) als auch Kupplung (Anhänger) stammen kann. Bei der HU wird daher vom Prüfer ein spezieller Prüf-Kugelkopf mit 49mm Durchmesser eingesetzt. Solange dieser spielfrei in der Kupplung festgehalten wird, ist es in Ordnung.
Nun kommt der Wagenheber zum Einsatz. Wir bocken jeweils ein Rad am Anhänger auf und wackeln daran. Wenn das Radlager Spiel hat lässt sich das Rad spürbar kippen. Hier und jetzt ist alles in Ordnung, wenn nicht, kann zumindest bei den meisten älteren Anhängerachsen das Radlagerspiel nachgestellt werden. Wenn man ohnehin auf Augenhöhe mit den Reifen sitzt, bietet es sich an kurz da Alter, die Profiltiefe und den Luftdruck zu checken. Letzteres gehört nicht direkt zur HU aber verkehrt ist es auch nicht. Bei diesem Anhänger müssen nun noch ein paar Kleinigkeiten repariert werden. Die Verschlussgummis des Klappdeckels sind porös und vom Verschluss der Heckklappe ist eine Sicherungskette abgerissen. Ersatz gibts für kleines Geld im Baumarkt oder Internetversand.
Die letzten Arbeitsschritte zur Prüfungsvorbereitung macht man mit dem Anhänger am Zugfahrzeug und idealerweise mit einem Helfer. Im Prinzip führen wir genau die Schritte durch die bei der HU und teilweise vor jeder Abfahrt gemacht werden. Dazu gehört als erstes die Beleuchtung. Alles was dran ist muss auch funktionieren. Keine beschädigten Streuscheiben, ausgeblichene Reflektoren oder Massefehler. Dann wird die Handbremse angezogen und das Auto fährt an, dabei sollten die Räder des Anhängers sich nicht drehen oder zumindest Widerstand leisten. Als nächstes mit dem Auto (bei angezogener Anhänger-Handbremse) zurücksetzen, dabei muss der Handbremshebel noch weiter zurückschwenken. Diese Funktion ist Teil der Rückfahrautomatik und Rückfahrsperre. Zum abschluss (mit gelöster Handbremse) zügig Anfahren und dann stark bremsen, der Faltenbalg zwischen Kupplung und Deichsel darf sich nicht mehr als 1/3 des Weges zusammenschiebenlassen.
Wenn alle Tests erfolgreich durchgeführt sind, sollte einer erfolgreichen HU nichts mehr im Wege stehen. Da dieser Anhänger im speziellen einen geschlossenen Aufbau hat ist ein durchgefaulter Holzboden nicht zu erwarten und wird darum nur kurz betrachtet. Viel mehr Zeit verloren wir stattdessen bei der Suche nach einer Fahrgestellnummer. Diese verbarg sich unter mehreren Farbschichten an der Deichsel. Fürs nächste Mal wissen wir das nun auch. In diesem Sinne; gute Fahrt großer Bruder.
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