Wie schnell doch die Zeit vergeht wenn man Spaß hat. Vor ziemlich genau fünf Jahren haben wir einen lange vernachlässigten Peugeot Speedfight Motorroller reanimiert. Damals betrug die Ruhezeit fast vier Jahre und mit etwas Starhilfe brachten wir den Motor an Ort und Stelle in Gang bringen. Heute versuchen wir dieses Kunststück nochmal zu vollbringen.
Dieses Mal ist der letzte nachweisliche Betrieb nur drei Jahre her, aber das muss nichts heißen. Der Unterstand bot nur rudimentären Wetterschutz und dementsprechend verwittert ist der Lack. Das lässt nichts gutes für den Rest der Maschine hoffen. Darum wollen wir uns ein bisschen mehr Zeit lassen und möglichst alle Komponenten überprüfen, reinigen und wenn nötig reparieren. So richtig gut lief der Roller bei seinem letzten Einsatz irgendwie auch nicht.
Mit dem Motorradtransportanhänger lässt sich auch ein kleiner Roller bequem transportieren. In der Garage angekommen greifen wir uns erstmal den Wascheimer und putzen den Speedfight gründlich. Dabei kommen auch diverse Kampfspuren der vergangenen 13 Jahre vom täglichen Weg zur Schule zum Vorschein. Auch wenn der Farbton vom originalen Metalliclack damit nicht wirklich getroffen wird, übermalen wir erstmal alle Schrammen mit roten und grünen Permanentmarkern. Aus der Distanz sieht das schon gleich viel besser aus.
Jetzt geht es endlich an die Technik. Noch bevor der Motor zum ersten Mal mit dem Kickstarter durchgedreht wird, entfernen wir die Zündkerze und schütten ein wenig Öl in den Zylinder um den eventuell entstandenen Rost zu beseitigen und die Kolbenringe zu lösen. Dafür muss der Roller nicht soweit zerlegt werden wie auf dem Foto, aber wir wollen noch ein bisschen mehr machen und so viel Arbeit ist es nicht. Mit einem T25 Torxbit kann nahezu die gesamte Verkleidung demontiert werden. Das Helmfach wird mit drei M8 Muttern gesichert und kann nur entfernt werden wenn alles andere aus dem Weg ist.
Während der Zylinder im Öl badet kümmern wir uns um den Kraftstofftank. Sicherheitshalber wird der alte Sprit komplett abgelassen und Neuer aufgetankt. Dabei bemerken wir die spröde Benzinleitung die direkt mit erneuert wird -nicht das uns der Roller abfackelt. Der Vergaser muss auch nochmal runter um die Schwimmerkammer und Düsen zu reinigen. Dafür sind nur die beiden Schrauben vom Luftfilterkasten, der Gaszug und die beiden Schrauben am Ansaugstutzen zu lösen.
Mit dem Vergaser auf der Werkbank machen wir uns an die Arbeit. Zwei Schräubchen halten die Schwimmerkammer, diese muss abgenommen werden um die Düsen mit Druckluft durchzublasen. Ein dünner Draht eignet sich ebenfalls zum stochern im Trüben. Dann darf der Vergaser wieder zurück an seinen Platz. Bei der Gelegenheit bekommt der Motor noch einen neuen Luftfilter und eine neu Zündkerze. Damit sind wir fast bereit für einen ersten Startversuch.
Im gegensatz zu der Puch Maxi an der wir vor kurzem gearbeitet haben, braucht der Zweitakt Motor in diesem Peugeot kein fertiges Öl-Benzin-Gemisch sondern mixt sich alles selbst aus zwei getrennten Behältern zusammen. Sofern die Dosiereinrichtung nicht mehr funktioniert, würde der Motor nicht sehr lange überleben. Sicherheitshalber tanken wir erstmal einen Liter 1:50 Gemisch und lassen den Schlauch von der Pumpe zum Vergaser weg. Mit einer neuen AGM Batterie hat der Anlasser genug Saft um den Motor zu starten. Nach ein paar Versuchen ist der Vergaser voll gelaufen und der Motor erwacht zum Leben.
Und wenn man ein bisschen mehr Gas gibt kommt tatsächlich tropfenweise Motoröl aus der Leitung. Das heißt dann wohl das die Dosiereinrichtung noch funktioniert. Damit sind wir rund um den Motor soweit fertig. Also darf die Verkleidung und das Helmfach wieder installiert werden. Leider bricht dabei die letzte verbliebene Halterung vom Rücklicht ab. Ein Versuch die Trümmerteile zu kleben war leider nicht erfolgreich und so musste im Internet neuer Ersatz beschafft werden. Jetzt trägt der Roller ein Klarglas Rücklicht im Lexus Design. Muss man mögen. Immerhin war es günstig.
Endlich sieht der Roller wieder komplett aus. Die Tanks für Öl und Benzin sind gut gefüllt und die Reifen haben ordentlich Druck. Also nichts wie raus aus der Garage und ein paar Proberunden auf dem Hof drehen. Neben der prinzipbedingten Anfahrschwäche eines kleinen Motors fällt besonders das ungleichmäßige Beschleunigungsverhalten auf. Das klingt nach verschlissenen Variomatikgewichten. Um diese zu tauschen muss als erstes der Variomatikdeckel abgenommen werden (10 M6 Schrauben). Dann löst man die große Mutter der Variomatik (mit Schlagschrauber oder mit Gegenhaltewerkzeug) und zieht alle Komponenten von der Welle ab.
Jetzt hält man hoffentlich das Herzstück der Variomatik in Händen. Die drei kleinen Schrauben halten den Deckel fest hinter dem sich die Fliehkraftgewichte befinden. Diese kunststoffummantelten Röllchen verschleißen mit der Zeit und werden eckig. Dann rollen sie nicht mehr ordentlich auf ihrer Lauffläche. Hier hilft nur alles sauber machen und neue passende Gewichte einsetzten (hier 16x13mm 8.5g). Sofern der Roller irgendwie modifiziert wurde, z.B. offener Luftfilter oder anderer Auspuff, kann mit anderen Gewichthen experimentiert werden um die bestmögliche Beschleunigung zu erreichen.
Da der Variomatikriemen noch gut aussieht, ersparen wir uns diesen zu erneuern. Dafür bauen wir noch die Fliehkraftkupplung ab. Diese wird ebenfalls mit einer Mutter gehalten (SW14) und kann von der Hinterachs-Welle abgezogen werden. Unter dem Kupplungsdeckel verbergen sich drei Kupplungsbeläge die durch die Fliehkraft gegen den Deckel gedrückt werden und so Kraftschluss herstellen. In unserem Fall ist der Belag noch gut erhalten und so begnügen wir uns damit alles sauber zu machen und die Beläge mit Schleifpapier anzurauen. Nur noch alles wieder zusammen bauen und schon sind wir fertig.
Jetzt ist der Roller wieder komplett und bestmöglich fahrbereit. Mittelfristig könnten wir nochmal an der Kupplung arbeiten um die Anfahrschwäche zu beseitigen. Aber das hat Zeit bis zur nächsten Reanimation.
Jetzt ist der Roller wieder komplett und bestmöglich fahrbereit. Mittelfristig könnten wir nochmal an der Kupplung arbeiten um die Anfahrschwäche zu beseitigen. Aber das hat Zeit bis zur nächsten Reanimation.
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