Montag, 26. August 2019

Die Wiedergeburt eines Kobold


Man lebt nur zweimal. Und auch wenn Jakaster jetzt einen anderen Clio bewegt, hat der originale Kobold noch lange nicht ausgedient. Wir hatten einfach nicht genug Zeit um ihn wieder in Form zu bringen. Jetzt ist es endlich soweit und die Reparatur kann beginnen. Ob wir erfolgreich sind, wird sich erst am Ende zeigen, aber wir sind zuversichtlich. 



Laut dem Gutachten ist die Hinterachse verbogen, der Auspuff abgerissen, die Heckklappe und das Seitenteil verbeult, das Heckblech eingedrückt und die Rückleuchte, der Auspuffhalter und die Stoßstange samt Prallkörper zerstört. Das klingt erstmal schlimm und gravierend, aber es könnte noch schlimmer sein. Zum einen ist die Karosserie nicht verzogen und zum anderen sind die Scheiben alle heile geblieben. Das erleichtert unsere Aufgabe doch schon merklich. 


Der Schlachtplan sieht so aus; neue gebrauchte Ersatzteile besorgen und einbauen, Karosserie soweit irgendmöglich wieder in Form ziehen/kloppen und den Rest mit Spachtelmasse ausgleichen. Bestimmt wird man hinterher noch Spuren vom Unfall sehen können, aber da der Wagen so wie er jetzt aussieht ohnehin nichts mehr Wert ist (da einzige Angebot vom Verwerter entspricht noch nichtmal dem Gegenwert des halbvollen Benzintank) und technisch noch viele Jahre laufen könnte, spricht nichts dagegen das wir mal unser Glück versuchen. Falls es völlig misslingt kommt der Kobold eben doch auf den Autofriedhof. 


Apropos Autofriedhof. Genau hier beginnen wir unsere Reise auf der Suche nach passenden Ersatzteilen. Ein neues Rücklicht oder Auspuffhalter lässt sich ohne Probleme im Internet kaufen und bestellen, aber große und sperrige Teile wie eine komplette Hinterachse oder Stoßstange lässt sich besser inspizieren und transportieren wenn man beim regionalen Autoverwerter vorstellig wird. Wir haben Glück das gerade ein fast komplett ausgebeinter Clio auf dem Hof steht dessen Hinterachse wir kaufen können. Da es ein Fünftürer ist, können wir die Achse selbstständig ausbauen; Von oben mit einer großen Rohrzange den Schraubenkopf festhalten (der sich eigentlich in der Karosserie selbstständig halten sollte) und von unten mit einem 16mm Steckschlüssel die drei Schrauben auf jeder Seite anlösen. 


Wenn das geklappt hat, folgen jetzt die beiden Schrauben der Stoßdämpfer, die zwei Bremsleitungen und Handbremsseile (durchkneifen) sowie zwei ABS-Signalkabel (abstöpseln). Nun kann die Achse mehr oder weniger sanft abgelegt werden. 60€ und eine halbe Stunde aggressives Schrauben drehen später halten wir das erste große Teil in Händen. Warum wir gleich damit anfangen und nicht erst die Karosserie ausbeulen wollen? Weil wir uns sicher sein wollen dass nur die Achse beim Unfall verbogen wurde und nicht auch noch die Karosserie rund um die Achsaufnahme. Denn das wäre doch zu viel für unsere Möglichkeiten. 


Die Achse wird über Zentrierdorne in einer bestimmten Position ausgerichtet und festgeschraubt, verschieben und ausgleichen kann man hier nichts. Und bis jetzt ist der Abstand zwischen Reifen und Radhaus Vorderkante auf beiden Seiten ungleichmäßig. Mit der neuen Achse an Ort und Stelle passt der Abstand wieder. Das heißt die restlichen Arbeiten können fortgesetzt werden. Also Bremsleitungen anschließen, Handbremsseile einhängen und ABS Kabel anstöpseln. Da die Achse identisch zur Alten ist, muss hier nichts umgebaut werden. Ein bisschen mehr Kreativität wird ab jetzt von uns verlangt. Wir müssen irgendwie das eingedrückte Heckblech rausziehen damit die Rückleuchte gerade sitzt und der Kofferraumdeckel dicht abschließt. 


Wir nutzen dafür einen dicken Baum der taktisch günstig auf dem Hof steht. Mit Spanngurten als Zughilfe setzten wir das Blech unter Spannung bis es sich wieder in seine ursprüngliche Form zurück bewegt. Wo das nicht ausreicht helfen wir mit gezielten Hammerschlägen nach. Es braucht seine Zeit und einige Anläufe aus verschiedenen Richtungen aber am Ende sind wir erfolgreich. Und ausserdem verdeckt die Heckstoßstange am Ende ohnehin das meiste vom Schaden. Da es einfacher ist die großflächigen Dellen im Seitenteil von innen nach aussen herrauszudrücken schneiden wir ein paar Öffnungen in das Radhaus die wir am Ende wieder zuschweißen. Insgesamt dauert diese Arbeit fast zwei volle Tage, ab jetzt ist der Wagen soweit das wir anfangen können zu spachteln. 


An der Heckklappe sind die Verformungen leider etwas massiver. Hier bleibt uns nichts anderes übrig als das verbogenen Blech einzuschneiden, in Form zu bringen und anschließend fest zu schweißen. Den Rest übernimmt auch hier wieder Spachtelmasse, wobei wir darauf achten müssen nicht zu viel Material aufzutragen, nicht dass im nächsten Winter der ganze Flatschen abplatzt wenn die Heckklappe fest zugeschlagen wird. Nachdem die gespachtelten Bereiche bestmöglich glattgeschliffen sind, kann das Blech grundiert und lackiert werden. Mittelfristig sollte hier mit dem originalen Farbton überlackiert werden, jetzt und hier muss universelles dunkelgrün aus der Sprühdose vom Schnäppchenladen ausreichen. Bei Nacht und aus größerer Distanz fällt der Farbunterschied wirklich kaum auf. 


Eigentlich sollte auch noch eine neue passende Stoßstange beschafft werden doch im Umkreis fand sich kein geeigneter Ersatz, so das wir stattdessen erstmal das alte Teil reparieren müssen. Mit einem Heißluftfön schmelzen wir den Kunststoff an und kleben die gerissene Stoßstange wieder zusammen. Bei der Abgasanlage hatten wir es leider nicht ganz so einfach. Hier musste ein neues Flexrohr und ein neuer Auspuffhalter her. Da das Rohr beim Abladen vom Abschleppwagen noch weiter verbogen wurde müssen wir große Teile der Anlage mit Teilen aus der Schrotttonne replikieren. Dann klappt es auch mit der schon lange fälligen Hauptuntersuchung. Insofern haben wir unser versprechen doch fast einhalten können.

So weit aufgehübscht steht der Kobold wieder fast vollständig genesen in der Halle und wartet auf seine neue Besitzerin. Diese ist nicht so wählerisch was die Optik anbelangt solange der Wagen technisch einwandfrei ist. Wir hoffen das sie mit dem Kobold zufrieden ist und uns auf dem laufenden hält.

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