Der SZK macht Urlaub. Endlich mal wieder raus aus dem Arbeitsalltag. Der Plan ist ganz einfach; Motorräder auf Anhänger laden und dann runter nach Bayern. Idealerweise bei bestem Wetter eine Woche lang nur Fahren und ansonsten die Landschaft genießen. Mit dabei sind 2/3 der Chopperfahrer aus dem Emsland mit ihren Maschinen. Bleiben wir mal gespannt ob alles so kommt wie geplant.
So viel gleich vorneweg; es kam nicht so wie geplant. Mehr Abenteuer weniger Urlaub. Aber das ist kein Hindernis für uns. Noch bevor die Reise losgehen sollte musste die erste Maschine mit technischem Defekt abgestellt werden. WWs treue Kawasaki EN500 hat Zündprobleme und geht während der Fahrt aus. So weit kein Drama, eine Ersatzmaschine war ohnehin eingeplant. So kommt die Yamaha Diversion 900 eben ganz sicher zu ihrem großen Auftritt.
Freitag Abend nach Feierabend, ist die zweite Maschine, TWs 99er Honda Shadow VT750 ebenfalls auf dem Trailer verladen und verzurrt. Bis auf die Montage des deutlich leiseren (und langstreckentauglichen) Originalauspuff wird hier nichts mehr groß gemacht, beim letzten Einsatz lief alles ohne Probleme. Also rein ins Auto und ab Richtung Süden. Kurz vor elf Uhr steht ein grauer Audi A4 samt Anhänger und zwei Motorrädern vorm Haus und die letzte Maschine (die F700GS von BMW) wird ebenfalls verladen. Auf dem Autotransportanhänger gibt es keine gute Möglichkeit Spanngurte zur Mitte hin festzumachen. Da der Trailer nur geliehen ist dürfen wir daran leider auch nichts ändern.
Darum bleibt uns nichts anderes übrig als die Gurte durch und unter die anderen Maschinen zu verlegen. Ausserdem müssen wir die Ladung so verteilen, dass die Stützlast des Anhänger nicht zu groß wird. Das Zugfahrzeug ist schon voll genug mit Gepäck und drei Insassen. Das installierte Tieferlegungsfahrwerk ist dabei wirklich keine Hilfe, der Wagen hängt schon ziemlich runter. Trotzdem ist der Audi für uns heute alternativlos; größerer Kofferraum, Klimaanlage, AHK und immerhin 160PS vom Turbobenziner unter der Motorhaube.
Nach einem letzten Abendmahl machen wir uns gegen 1Uhr morgens endlich auf den Weg. Vor uns liegen 700km Fahrtstrecke, wobei WW und TW von Papenburg über Osnabrück nach Bielefeld schon über 200km zurückgelegt haben. Immerhin sind wir Nachts ohne viel Verkehr unterwegs und kommen gut voran. Dem Audi macht das erhöhte Gewicht keine Probleme und bis auf den Spritverbrauch können wir nichts negatives feststellen. Mit einigen Fahrerwechseln geht es ohne große Pause bis nach Inzell beim Chiemsee wo wir am Samstag Vormittag um 11Uhr ankommen.
In Anbetracht der kurzen Zeit die wir für diesen Urlaub zur Verfügung haben, wollen wir keinen Tag verschwenden. Also wird die Ferienwohnung auf dem Bauernhof in windeseile übernommen, das Gepäck ausgeladen und die Motorräder vom Anhänger geholt. Noch während die letzten Gurte gelöst werden verdunkelt sich der Himmel und ein leichter aber beständiger Regen setzt ein. Bloß gut das wir die Regenkleidung nicht doch zuhause gelassen haben.
Trotz der nassen Straßen und irgendwann auch nassen Hände und Füße ist die Landschaft wirklich zu schön um in der Wohnung zu sitzen. Einfach ein bisschen langsamer fahren und öfters Pause machen, dann geht es auch bei schlechtem Wetter. Im großen Bogen geht es zum Chiemsee und zurück zur Wohnung. Kurz vorm Ziel tauschen WW und ich die Motorräder da der lose Gasgriff seiner Yamaha auf Dauer das Handgelenk strapaziert. Insgesamt stehen nach 3 Stunden Fahrzeit 166km auf dem Zähler. Die nassen Klamotten dürfen wir zusammen mit den Motorrädern in der Scheune zum trocknen aufhängen. Jetzt nur noch ab unter die heiße Dusche und dann eine warme Mahlzeit vertilgen. Danach geht es ohne großen Umweg direkt ins Bett. Die letzten 48 Stunden waren doch anstrengend und so gut kann man in einem vollgestopften Auto auch nicht schlafen.
Der nächste Tag (Sonntag) verspricht keine Besserung der Wetterlage, aber davon
lassen wir uns auch jetzt nicht abschrecken. Mangels ausreichender
Wechselgarnitur geht es wieder in die noch klammen Stiefel und
Handschuhe. Das heutige Reiseziel ist der Wolfgangsee. Doch bevor es
losgeht wollen wir noch versuchen den losen Gasgriff der Yamaha zu
reparieren. Eine Dose Sprühkleber hatten wir vorsichtshalber eingepackt
da das Problem seit längerem Bekannt ist; die nachgerüsteten Heizgriffe
sitzen nicht fest genug auf dem Drehteil vom Gasgriff so dass sie sich
mit der Zeit verdrehen. Damit der Kleber eine bessere Chance auf Erfolg
hat, kommen zusätzlich ein paar Kabelbinder um den Griff. Damit sollte
es funktionieren.
Auf dem Weg zum Wolfgangsee machen
die kurvigen Straßen und die meist gute Aussicht das schlechte Wetter
schon fast wieder wett. Die Idee von TW einfach Plastiktüten über die
Stiefel zu ziehen um sie wasserdicht zu machen funktioniert überraschend
gut. Schade das nicht genug Tüten für alle da sind.Viel schlimmer als
das Wetter sind die sich anbahnenden elektrischen Probleme bei TWs 99er
Honda Shadow. Im Stand flackert das Licht wenn man den Blinker betätigt
und jetzt ist auch noch während der Fahrt die Batteriespannung soweit
abgesunken das der digitale Tacho nichts mehr anzeigt. Zum Glück reicht
es noch um die Maschine anschieben zu können. Aber nochmal wollen wir
sowas nicht haben.
Das heißt wir müssen unseren Stromverbrauch reduzieren. Also lassen wir fürs erste das Licht aus und betreiben das Navi über den integrierten Akku weiter. Nach einer Stunde Fahrt sollte die Batterie wieder ausreichend Saft haben um den Motor mit dem Anlasser zu starten. Dafür geht nach ein paar Stunden das Navi unvermittelt aus und ich muss die Führung übernehmen. Theoretisch sollten beide Navis die selbe Route eingespeichert haben, praktisch will mein Navi irgendwelche Umwege fahren und die Fahrzeit um fast 3 Stunden verlängern. Immerhin regnet es nicht mehr als wir nach ein Einbruch der Dunkelheit durch Salzburg fahren. Für einen Besuch im Hangar 7 sind wir heute leider schon zu spät dran, nach über 7h Fahrzeit und 400km auf der Uhr wollen wir nur noch nach Hause.
Am Montag morgen scheint zum ersten Mal die Sonne und so soll es den ganzen Tag über bleiben. Der Plan sieht so aus, das wir heute wieder rüber nach Österreich fahren und die Großglockner Hochalpenstraße überqueren werden. Zuvor überprüfen wir mit einem Voltmeter die Lichtmaschine der Honda Shadow. Mit eingeschaltetem Licht produziert der Generator im Leerlauf gerade genug Strom um die Batteriespannung nicht unter 11.89V fallen zu lassen. Bei höherer Drehzahl steigt der Wert bis über 15V an. Das ist definitiv zu viel und muss in naher Zukunft weiter untersucht und behoben werden. Hier und jetzt können wir daran nichts ändern, also rauf auf den Bock und los gehts in einen neuen Tag.
Die Fahrt durch Österreich ist einerseits landschaftlich sehr schön, mit guten Straßen und vielen Kurven aber dafür lauert auch in jedem zweiten Dorf eine Radarfalle oder ein paar Polizisten mit Laserpistole. Wir halten uns deshalb strickt ans Tempolimit und werden daher oft von einheimischen Fahrern überholt. Irgendwann stehen wir endlich vor der Mautstation und haben den zweifelsfrei interessantesten Teil der heutigen Tour erreicht. Oben auf der Aussichtsplattform ist es deutlich kälter als im Tal aber davon lassen wir uns nicht abschrecken. In die eine Richtung sieht man leider nur Wolken und Nebel aber in die andere Richtung erblickt man die massiven Gebirgszüge. Wirklich ein lohnender Anblick. Irgendwann geht es dann doch weiter und auf der bergab-Passage kann man nochmal gut Tempo machen.
Zumindest bis die Hinterradbremse an WWs Yamaha Diversion plötzlich keine Wirkung mehr hat und das Fußpedal bis zum Ende durchgetreten werden kann. Der Bremssattel ist so heiß das man ihn nicht anfassen kann. Unsere Vermutung ist, dass die Bremsflüssigkeit in der Leitung kocht und Dampfblasen bildet. So kann die Kraft vom Bremspedal nicht zum Bremssattel übertragen werden. Uns bleibt nichts anderes übrig als eine Pause einzulegen bis alles abgekühlt ist und dann mit mäßigem Tempo weiter zu fahren. Bloß gut das Motorräder zwei getrennte Bremssysteme haben. In Lienz kaufen wir neue Bremsflüssigkeit ein um dieses Problem für die Zukunft auszuschließen. Das Mittagessen fällt deshalb aus und so begnügen wir uns mit einem Stück Kuchen und dem fantastischen Blick auf den Tauernbach in Kaltenhaus.
Am Ende dieses Tages haben wir 6h und 324km im Sattel verbracht. Nach dem herzhaften Abendessen (aus der Konservendose) müssen wir uns noch um die grüne Yamaha kümmern. Ein bisschen Werkzeug haben wir für die Reise eingepackt, aber nicht alles was man benötigt um die Bremse zu entlüften. Freundlicherweise haben uns die Mechaniker in der Werkstatt eine passende Flasche mit Schlauch gebastelt mit der wir die Anlage entlüften können sobald die alte Bremsflüssigkeit abgelassen und durch frische neue Ersetzt wurde. Das hat soweit auch alles wunderbar funktioniert, bis zu dem Moment ganz am Ende als wir uns davon vergewissern wollten ob auch wirklich alles wieder dicht ist. Mit ein bisschen mehr Kraft im Arm drücken wir auf das Bremspedal und plötzlich sackt es ab und die Bremse hat keinen festen Druckpunkt mehr. Eine genauere Inspektion liefert die Ursache; die Stahlflex-Bremsleitung ist angescheuert gewesen und gerade geplatzt.
So können wir mit dem Motorrad erstmal nicht weiter fahren. Aber das ist ein Problem für den nächsten Tag. Jetzt ist erstmal Feierabend. Wie die Reise weiter geht berichten wir beim nächsten Mal.
Gut geschrieben!
AntwortenLöschen