Freitag, 4. Oktober 2019

Mehr Anhängelast für den Navara


Wirtschaftswachstum ist keine schlechte Sache. Auch wenn es nur ein selbstständiger Unternehmer ist der in neue Maschinen und Fahrzeuge investiert um mehr Aufträge zu bewältigen. Problematisch ist dabei nur wenn die Maschinen immer größer und schwerer werden bis das Zugfahrzeug an seine Grenzen kommt. Nur fehlt für ein neues Auto das nötige Kapital. Was also tun? Erstmal den Taschenrechner rausholen und scharf überlegen.


Um die ganze Geschichte ein bisschen greifbarer zu machen; der gebraucht gekaufte Tandemanhänger den wir vor kurzem erst aufgemöbelt haben verrichtet seinen Dienst als Allzwecktransporter hinter einem Nissan Navara Pickup. Bis dato musste noch ein kleiner 1000kg Anhänger hinter einem VW T4 Bulli ausreichen. Jetzt wird das Unternehmen ein bisschen professioneller, darum musste ein größeres Gespann her. 


Als nächstes steht jetzt ein gebrauchter Minibagger auf dem Wunschzettel. Mittlere Größe, rund 2,5t schwer mit verschiedenen Schaufeln dabei. Tatsächlich wäre die anvisierte Maschine günstiger als andere Angebote mit kleineren Baggern. Bevor der Kaufvertrag unterschrieben wurde kam noch eine kleine Frage auf; wie soll das Teil eigentlich transportiert werden? In Gedanken schien alles perfekt; ein kräftiger Pickup und ein großer Anhänger - das sollte doch eigentlich ausreichen. Tut es aber nicht.


Betrachten wir die Komponenten dieser Problemstellung mal im einzelnen. Der Anhänger mit dem der Minibagger transportiert werden soll hat ein zulässiges Gesamtgewicht von genau 2500kg und ein Leergewicht von etwa 500kg. Somit bleiben 2t Zuladungsreserve. Leider nicht genug für den Bagger. Und leider lässt sich das Gesamtgewicht dieses Anhänger auch nicht weiter erhöhen, da es schon die aufgelastete Variante vom baugleichen Modell mit 2000kg zGG ist. Selbst wenn die Achsen ein Gewicht von insgesamt 2700kg verkraften würden, lässt sich das zulassungsrechtlich leider nicht so einfach nutzen. Zumal uns dann immer noch ein paar Hundert Kilogramm fehlen.


Ganz abgesehen davon das so ein Hochlader-Anhänger mit großen Rädern ohne extralange Auffahrrampen ziemlich abenteuerlich zu beladen ist und dazu noch einen recht hohen Schwerpunkt hat. Im Gegensatz dazu hat der Autotransportanhänger den wir sonst nutzen kleinere Räder und zwei Auffahrrampen in einem separaten Staufach. Also selbst wenn der Trailer das Gewicht tragen dürfte, wäre es trotzdem keine glückliche Kombination. Folglich muss ein weiterer Anhänger her, idealerweise ein Maschinentransporter, mit tiefer Ladefläche, einer überfahrbaren Heckklappe und mindestens 2,5t Zuladung. Ein geeignetes Exemplar hat rund 900kg Leergewicht, also endet schnell bei 3500kg Gesamtgewicht.


Dieses Gewicht darf das Zugfahrzeug jedoch nicht legal bewegen. Im Fahrzeugschein steht eine Anhängelast von 2700kg bzw 3000kg bis 8% Steigung. Das ist nicht genug für den Bagger samt Anhänger und in unserem speziellen Fall darf der Wagen die 3000kg noch nichtmal ausnutzen da die zur Zeit montierte Anhängekupplung einen zu geringen D-Wert (14.5kN) aufweist und nur 2816kg verkraftet. Irgendwas muss da bei der Bestellung schief gelaufen sein. Die originale Kupplung hätte einen etwas höheren D-Wert (15.6kN) mit dem technisch bis zu 3254kg möglich sind.


Leider würde uns auch das nicht weiter bringen da 1. dann immernoch rund 250kg fehlen, 2. die eingetragene Anhängelast trotzdem nicht überschritten werden darf und 3. ist es für normale Fahrzeug allgemein nicht zulässig eine höhere Anhängelast als ihr eigenes zulässiges Gesamtgewicht zu haben (bei diesem Navara 3110kg). Nach dieser Logik müsste also erstmal das zGG vom Pickup auf 3,5t erhöht werden. Das ließe sich einrichten, jedoch mit gewissem technischem und finanziellem Aufwand. Entweder werden an der Hinterachse verstärkte Blattfederpakete installiert oder die originalen Federn um Luftbälge ergänzt die das zusätzliche Gewicht tragen.


Mal angenommen wir würden das machen und der Pickup wird auf 3,5t aufgelastet, bringt uns das im ersten Moment sogar weniger Anhängelast als vorher, wenn nicht auchnoch eine verstärkte Kupplung mit entsprechend höherem D-Wert montiert wird. Im Zubehörteilehandel existiert eine 17.3kN Version samt entsprechendem Gutachten mit der eine Kombination von 3500kg vorne und 3500kg hinten technisch möglich wäre. Dieser Kombination setzt das zulässige Zuggesamtgewicht (hier 5810kg) erstmal Grenzen. Natürlich muss so ein Umbau vom TÜV oder einer vergleichbaren Einrichtung bescheinigt und in die Fahrzeugpapiere übernommen werden, dabei kann unter Umständen auch das Zuggesamtgewicht angepasst werden. Da es vom Autohersteller keinerlei Freigabe für diese Änderungen gibt, kann man keine Aussagen darüber treffen wie lange das Fahrzeug diese Belastung aushalten wird. Ausserdem bleibt abzuwarten wie gut ein unbeladener Pickup mit Hinterradantrieb einen so schweren Anhänger beherrschen kann. Auf nassem Asphalt drehen die Räder jetzt schon gerne durch.

Nachtrag: Um die Kosten für den Umbau und die Eintragung zu reduzieren könnte man unter Umständen versuchen den Navara der zur Zeit als Nutzfahrzeug der Klasse N1 eingestuft ist, zum geländegängigen Nutzfahrzeug Klasse N1G umzuschlüsseln. Dann verändert sich das Verhältnis von zGG zu Anhängelast auf 1:1.5; das hieße der Pickup muss nicht aufgelastet werden um 3500kg ziehen zu dürfen. (Neuere Navara wurden wohl vom Werk bereits entsprechend eingestuft) Dann bleiben nur die Kosten von rund 900€ für eine neue AHK und die Änderungsabnahme. Immernoch billiger als sich ein neues Zugfahrzeug zu kaufen.

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