Freitag, 18. Oktober 2019

Omega Schweller Episode V


Der Rost schläft niemals. Auch wenn der Anschein trügt, arbeitet er permanent im Verborgenen weiter am Verfall der Karosserie. Vor fast sechs Jahren wurde auf der Fahrerseite an einer Stelle hinter der Schwellerverkleidung ordentlich Rost gefunden und beseitigt. In der Zwischenzeit mussten diverse weitere Schweißarbeiten durchgeführt werden, egal ob die vorderen Endspitzen oder die Reserveradmulde. Überall hat die brauen Pest gewirkt. Nur am Schweller auf der Beifahrerseite musste nie gearbeitet werden. Bis jetzt.


Aus der Erfahrung wissen wir, dass dieser Omega auf der linken Seite deutlich stärker vom Rost befallen war und ist. Darum mussten hier schon einige Blechstücke ersetzt werden. Aktuell scheint hier soweit auch noch alles halbwegs gesund zu sein. Dafür fiel uns im Rahmen der Hinterachslager Reparatur eine stark verrostete Partie am Schweller unterhalb der rechten hinteren Tür auf. Natürlich verlangt es die Neugierde (und Gründlichkeit) mal mit dem Schraubendreher zu stochern wie schlimm der Befall ist. 


Da der Schraubendreher einfach mal von selbst stecken blieb, wissen wir leider zweifelsfrei dass hier nichts mehr zu retten ist. Das Blech ist durchgerostet und muss ersetzt werden. Die Frage ist jetzt nur noch wie großflächig das neue Blech eingeschweißt werden muss. Dafür entfernen wir die Schwellerverkleidung rechts komplett und machen uns mit einem kleinen Hämmerchen auf die Suche nach Rostnestern. Angefangen am Hinterrad arbeiten wir uns nach vorne durch.


Tatsächlich finden sich drei Stellen an der Unterseite vom Schweller, eine an der Aussenseite auf Höhe der B-Säule und zu guter letzt auch noch im Radhaus hinter der Radhausschale. Ausgerechnet dort wo das Blech eigentlich besonders geschützt sein sollte hat sich über die Jahre Schmutz und Feuchtigkeit gesammelt. Der Rost ging schon durch bis in den Innenraum; genau auf der anderen Seite liegt das Polster der Rücksitzbank. Bevor das Schweißgerät ran darf, muss hier das gesamte brennbare Material aus dem Weg geräumt werden. Nicht das uns die Karre abfackelt.


Mit dem pneumatischen Mini-Bandschleifgerät wird im gesamten Umfeld der Unterbodenschutz, lose Farbe und Rost entfernt bis nur noch blankes Metall vorliegt. Aus einem Stück Pappe schnitzen wir die Schablone für den Blechflicken zurecht. Das geht schneller und einfacher als direkt mit dem Blech und der Blechschere am Objekt zu arbeiten. Je besser der Flicken passt, desto leichter gelingt es ihn sauber einzuschweißen. Abgedichtet werden müssen die Schweißnähte in diesem Bereich trotzdem. Ansonsten kommt mit der Zeit eventuell Wasser in den Innenraum. Das Bodenblech im Innenraum ist ebenfalls angefressen und muss wieder zugeschweißt werden, dafür muss unbedingt der Anschnallgurt demontiert werden da er durch die Hitze vom Schweißen beschädigt werden kann.


Kleiner Tipp dazu: da die Schweißspritzer sich gerne mal auf dem Gewinde von Schraubenlöchern festsetzen wodurch diese erstmal unbenutzbar sind, empfiehlt es sich die entsprechende Schraube wieder ein Stück weit ins Gewindeloch zu drehen um selbiges zu verschließen. Apropos verschließen. Manchmal macht es sich bezahlt kurz zu überlegen in welcher Reihenfolge die Bleche eingeschweißt werden sollen, da man sich ansonsten die Zugangswege unnötig blockiert. Das selbe gilt fürs entrosten mit dem Bandschleifer; erst das kaputte Blech weitestgehend ausschneiden, dann alles gründlich abschleifen und den neuen Flicken einpassen.


Unser kleines Glück ist die Schwellerverkleidung vom Omega hinter der sich nicht nur große Rostnester wunderbar verstecken können sondern auch die mehr oder weniger sauber eingeschweißten Blechflicken. Etwas glatt schleifen reicht schon aus damit alles wieder zusammenpasst. Nur das Loch im Einstiegsbereich muss möglichst perfekt werden. Also wird das Blech hier bündig eingesetzt und ringsherum verschweißt, glatt geschliffen und bei bedarf nochmal geschweißt. Damit sind die Arbeiten am Schweller vorläufig erledigt. Zum krönenden Abschluss muss jetzt nochmal die Hinterachse abgesenkt werden um das letzte Loch zu stopfen.


Also wieder rauf auf die Hebebühne, Hinterrad rechts demontieren. Abstützung unter die Hinterachse, die vier Schrauben vom rechten vorderen Achslager lösen und dann langsam das Auto anheben bis die Achse sich absenkt. Selbst jetzt kommt man nicht wirklich gut an die Schadstelle heran. Doch es nützt nichts. Auch dieses Rostloch muss beseitigt werden. Nicht nur für die HU im Frühjahr sondern auch weil wir nicht mit dem Wissen leben wollen ein fieses Rostloch spazieren zu fahren. Mit viel Geduld und Verrenkungen gelingt es dann doch irgendwie alles blank zu schleifen und ein Blechstück anzupassen. Nur das glatt Schleifen der Schweißnaht fällt hier ein bisschen spärlich aus.


Der letzte und wohl wichtigste Arbeitsschritt ist eine anständige Konservierung aller Bereiche an denen wir gearbeitet haben. Ansonsten ist der Rost direkt wieder aktiv und in zwei Jahren dürfen wir schon wieder Hand anlegen. Von aussen kommen darum mehrere Schichten Brantho-Korrux 3in1 Rostschutzfarbe aufs Blech und von innen über Sprühdosen mit extralangem Rüssel eine extragroße Ladung Hohlraumschutzwachs. Um an alle Bereiche zu gelangen bohren wir wieder ein Zugangsloch an zentraler Stelle in den Schweller und verschließen es anschließend mit einem Gummistopfen.

Hoffentlich wars das für die nähere Zukunft mit Rostreparaturen am Omega. Wir haben uns wirklich bemüht alle Bereiche gründlich zu prüfen und beim kleinsten Rostansatz alles blank gemacht und neu angestrichen. Bleiben wir mal gespannt wie erfolgreich diese Maßnahmen sind.

1 Kommentar:

  1. Schöne Arbeit und hoffentlich viel Glück für die Zukunft mit der Karosse, auf dass die Versiegelung auch macht was sie soll. Ich liebe die Akemi-Produkte und auch der Unterbodenschutz von denen ist zwar aufwendig zu verarbeiten, löst sich aber eben nicht nach kürzester Zeit wieder. Schweißarbeiten an meinem E34 sind seit 5 Jahren damit noch immer rostfrei.
    Leider sind die Opel-Karossen aus der Zeit minderwertiger Scheissdreck, sodass immer mal wieder was anfällt.
    Tolle Arbeit!

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