Montag, 14. Oktober 2019

Spurstangengelenke tauschen beim Renault Twingo


Kleine französische Autos gehören im SZK zu den weniger beliebten Schrauber-Projekten. Irgendwie passsen die Teile an denen man arbeiten will nie ohne Krampf ins Auto oder wieder raus. Und natürlich haben die Schraubenköpfe immer eine andere Größe als man erwartet. Trotzdem steht jetzt ein kleiner schwarzer Renault Twingo in der Garage und wartet auf neue Spurstangen. Das kann ja heiter werden.


Schon bei der letzten Hauptuntersuchung wurde ein beginnendes Spiel in den inneren und äußeren Spurstangengelenken dokumentiert. Endlich ist der Wagen mal eine Weile entbehrlich und alle Ersatzteile liegen parat. Theoretisch wissen wir auch was wir zu tun haben. Als erstes Mal die Vorderachse (oder den ganzen Wagen) aufbocken und beide Vorderräder demontieren.


Idealerweise hat man nun ein bisschen Zeit um alle Schrauben und Muttern mit Rostlöser einzusprühen und einwirken zu lassen. Ansonsten muss man halt mehr Zeit und Gewalt investieren. Ein Schlagschrauber und Gasbrenner sind keine schlechte Idee, wenn das Auto schon ein bisschen älter und rostiger ist. Derweil machen wir mit einer Metallsäge kleine Kerben ins Gewinde der Spurstangen, unmittelbar hinter der Kontermutter vom Spurstangenkopf. Auf diese Weise sollten wir später ohne große Neueinstellung am Fahrwerk auskommen.


Sobald die Kontermutter vom Spurstagenkopf (SSK) angelöst ist, widmen wir uns der Mutter vom Kugelgelenk des SSK. Diese dreht sich beim lösen gerne mal mit, darum ist hier ein Schlagschrauber das beste Mittel. Ein paar gezielte Hammerschläge seitlich gegen den Achsschenkel in dem der Konus vom SSK sitzt, solten diesen lösen. Dann kann der SSK von der eigentlichen Spurstange abgeschraubt werden. Jetzt braucht es ein bisschen Fingerspitzengefühl um die Schelle vom Faltenbalg des inneren Spurstangengelenk zu lösen und alles von der Spurstange zu ziehen. Im Zweifelsfalle lieber gleich in neue Manschetten investieren und die alten mit dem Cutter abschneiden.


Bis zu diesem Schritt sind wir in der Vergangenheit schon bei Jakasters Kobold gekommen. Ab jetzt bewegen wir uns auf unbekanntem Terrain. Wir wissen zumindest das die inneren Gelenke sich ohne Spezialwerkzeug nicht tauschen lassen. Jedenfalls nicht ohne den halben Wagen zu zerlegen. Darum haben wir vorgesorgt und uns das passende Spezialwerkzeug ausgeliehen. Es wird über die Spurstange geschoben und greift von aussen um das Gelenk, verkeilt sich uns ermöglicht so das Teil abzudrehen. Jedenfalls soll es so funktionieren. Und bei uns klappt es nicht. Das Werkzeug ist zu groß für dieses Gelenk und klemmt nicht fest. Also aufgeben und neues Werkzeug besorgen. Oder (zumindest auf der Fahrerseite) die Verzweiflungstat; das alte Gelenk an der Spurstange festschweißen und mit zwei gekonterten Muttern vom Lenkgetriebe abschrauben. Nicht schön aber effektiv.


Die neue Spurstange hat am inneren Gelenk einen normalen Sechskant der mit einem 90° abgewinkelten Schraubenschlüssel (SW32) festgezogen werden kann. Oder man kämpft sich von oben durch den Motorraum und arbeitet mit einem normalen Maulschlüssel. Das Anzugsmoment beträgt 50Nm. Sobald dieser Kraftakt überwunden ist, kommt wieder die Fingerfertigkeit zum tragen; die neue Manschette muss über das Kugelgelenk geschoben und auf das Gehäuse vom Lenkgetriebe gestülpt werden. Das kann schon mal einige Minuten dauern bis alles richtig sitzt. Ein neuer Kabelbinder fixiert den Faltenbalg am Gehäuse. Auf der Beifahrerseite hat man leider nicht ganz so viel Platz zum Arbeiten, so dass die Schweißgerät-Option hier nicht gilt.


Mit dem richtigen (und passenden!) Werkzeug lässt sich das innere Gelenk trotzdem recht einfach lösen und das neue wieder festziehen. Manschette drüber und dann folgt auch schon die neue Kontermutter und der neue äußere Spurstangenkopf. Die Kontermutter bekommt 20Nm und die Mutter vom Konus zum Achsschenkel 35Nm. Damit die Vorderräder passend zueinander stehen gibt es drei Möglichkeiten; 1. Auto in die Werkstatt bringen zum Spureinstellen, 2. alte Spurstange wieder zusammenbauen (dafür die Kerbe im Gewinde) und die neue Spurstange soweit zusammendrehen bis sie die identische Länge hat und wieder das Gewinde markieren, 3. mit bloßem Auge peilen wie die Räder stehen und solange an der Spurstange drehen bis es gut aussieht und dann eine Probefahrt machen ob der Wagen sauber geradeaus läuft und diesen Prozess wiederholen bis es passt.

Jetzt ist das Spiel in der Lenkung vom Twingo endlich wieder weg. Dafür hat sich schon das nächste Problem angemeldet; im rechten vorderen Radlager ist merkbar Spiel. Spätestens zur nächsten HU müssen wir hier wohl nochmal dran gehen. Aber das ist dann für uns auch nichts neues mehr.

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