Montag, 11. November 2019

Was tun wenn: die Kupplung verreckt


Im Moment häufen sich wieder bestimmte Schadensbilder hier im erweiterten SZK Fuhrpark. Als es noch richtig heiß war verreckten die Kühlsysteme und Klimaanlagen, jetzt zum Winter hin streiken Batterien und Heizungen. Größtenteils keine wirklich dramatischen Schäden, wenn man rechtzeitig reagiert oder etwas leidensfähig ist. Wenn die Kupplung verreckt sieht die Sache schon ganz anders aus.


Auch diesen Defekt gab es in der letzten Zeit schon einige Male bei verschiedenen Fahrzeugen im Bekanntenkreis. Dabei waren sowohl jüngere Autos mit wenigen Kilometern, junge Autos mit vielen Kilometern und alte Autos mit vielen und wenigen Kilometern auf dem Buckel. Es kann also ziemlich jeden Wagen mit einer konventionellen Kupplung treffen. Aber was passiert dabei genau und was macht man in solch einem Fall? Um das zu verstehen holen wir erstmal ein bisschen weiter aus; wie funktioniert eine Kupplung überhaupt.


Einfach gesagt haben wir ein Sandwich aus drei Teilen, die zwischen Motor und Getriebe eingebaut sind, die sich wahlweise gemeinsam oder unabhängig voneinander drehen können. Die Schwungscheibe am Motor, sie dreht sich immer wenn der Motor läuft. Die Mitnehmerscheibe auf der Eingangswelle vom Getriebe, sie dreht sich wenn ein Gang eingelegt ist und der Wagen rollt sowie wenn die Kupplung geschlossen ist egal ob ein Gang eingelegt ist oder nicht. Das letzte große Bauteil der Kupplung ist die Druckplatte, sie ist fest mit der Schwungscheibe verbunden und umfasst die Mitnehmerscheibe. Sofern von aussen keine Kraft auf die Feder der Druckplatte ausgeübt wird, presst diese von hinten auf die Mitnehmerscheibe und presst sie gegen die Schwungscheibe. 


Um aus dem Stillstand anzufahren und während der Fahrt die Gänge wechseln muss die kraftschlüssige Verbindung vom Motor zum Getriebe irgendwie dosierbar unterbrochen werden. Dafür ist das Ausrücklager zuständig welches hydraulisch oder mechanisch betätigt auf die Federn der Druckplatte gepresst wird und so die Mitnehmerscheibe auf der Schwungscheibe durchrutschen bzw freidrehen lässt. Wenn die Kupplung kaputt geht lässt sich der Kraftfluss entweder nicht mehr trennen oder nicht herstellen. In jedem Fall hat man dann ein Problem mit der Weiterfahrt. sofern die Kupplung nicht mehr trennt gibt es zumindest noch Grund zur Hoffnung.


Im Frühjahr 2015 trat der erste bekannte Kupplungsschaden im SZK auf, ein Ford Focus von 2001 mit fast 300tkm auf dem Zähler der auf dem Heimweg von Hamburg nach Osnabrück plötzlich keinen Druck mehr auf dem Kupplungspedal hatte. Ohne großen Widerstand ließ es sich bis zum Teppich durchtreten und blieb dort liegen. Zum Glück trat das Problem gleich zu Beginn der Reise auf und solange man nur auf der Autobahn konstant in einem Gang fahren musste ging alles gut. Spannend wird es erst dann wenn man anhalten, losfahren oder schalten will. 


Mit ein bisschen mehr Kraftaufwand am Schalthebel und nachdem man vom Gas geht, sollte es gelingen den Gang rauszunehmen ohne die Kupplung zu treten. Das haben wir damals auf der Fahrt mit dem Hochzeits-Bulli mit gerissenem Kupplungsseilzug auch geschafft. Viel schwieriger ist es dann schon den Gang wieder einzulegen ohne zu kuppeln, aber es ist möglich! Solange der Wagen noch rollt und man den für die Geschwindigkeit und aktuelle Motordrehzahl passenden Gang auswählt müsste es auch gelingen ihn mit sanftem Druck einzulegen. Aber wirklich nur mit sanftem Druck, wenn die Zähne knirschen und kreischen passt es nicht. Im Zweifelsfall etwas mit dem Gas spielen und wieder probieren.


Diese Technik passt sowohl für das hoch als auch fürs runter schalten. Um aus dem Stillstand loszufahren gibt es ohne die Kupplung zu nutzen nur eine Möglichkeit; Motor ausschalten, ersten Gang einlegen, Schlüssel umdrehen und mit der Kraft des Anlassers losfahren. Kein wirklich angenehmes Gefühl aber es funktioniert. Im Stop-and-Go Feierabendverkehr macht sowas wenig Sinn. Vielmehr geht es darum irgendwie nach Hause zu kommen oder zumindest nicht mitten auf der Autobahn bzw Landstraße stehen zu bleiben. Zur Not einfach im ersten Gang fahren.


Leider kündigt sich so ein Kupplungsschaden nur selten lang und breit im Voraus an. Wenn das Ausrücklager oder die Mitnehmerscheibe explodieren gibt es dafür in der Regel keine Anzeichen. Wobei eine stark verschlissene oder überlastete Kupplung schon einen starken Geruch entwickelt wenn sie an ihre Grenzen kommt. Was kann sonst noch an einer Kupplung kaputt gehen? Eigentlich alles, also die Kupplung bzw Druckplatte & Mitnehmerscheibe, die Betätigung also Ausrücklager, Nehmerzylinder, Geberzylinder und Kupplungsseil. Gerade die hydraulischen Systeme sind da anfällig.
 

Nach dem Focus in 2015 trat das selbe Problem Ende 2018 bei einem Mondeo auf, beide Fahrzeuge ließen sich überhaupt nicht kuppeln. Parallel dazu sind in diesem Jahr zwei neuere VW Passat und der MR2 betroffen bei beiden bleibt das Kupplungspedal entweder einfach unten liegen oder hat keinen Gegendruck mehr. Laut Aussage der Werkstatt ist vermutlich der Nehmerzylinder im Getriebe intern undicht. Hier gelingt es jedoch meist durch hochziehen des Pedal und nachpumpen wieder für eine gewisse Zeit Druck aufzubauen und die Kupplung normal zu betätigen. Lange geht sowas sicherlich nicht gut.

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