Freitag, 13. Dezember 2019

Audi: Noch ein Unfall auf dem Nachhauseweg


Ein Pechvogel mit vier Rädern. Kein Auto in der Geschichte des SZK und der kollektiven Erinnerung hat so viele Unfälle gehabt wie unser bordeauxroter Audi A4 B5. Die Spuren der letzten Kollision sind noch nicht mal vollständig behoben und jetzt gibt es schon die nächsten Schäden zu beheben. Und wieder stellt sich die Frage; ist der Audi jetzt endgültig nicht mehr reparabel?


Was dieses Mal passiert ist, kann man auf dem ersten Bild recht gut erkennen. Der Audi fuhr vorwärts aus seiner Parklücke auf einem größeren Firmenparkplatz raus und wurde vorne rechts von einem schwarzen BMW touchiert. Wobei touchiert vielleicht das falsche Wort ist. Der Kotflügel ist komplett eingedrückt, also muss der andere Wagen wohl doch etwas schneller als Schritttempo gefahren sein. Zur Unfallaufnahme wird die Polizei hinzugezogen. Für die beiden Beamtinnen ist der Fall ganz eindeutig. Der BMW hatte Vorfahrt und wir sind schuld. Das sehen wir anders und lehnen das angebotene Bußgeld ab. Dieser Fall verspricht nicht ganz so einfach zu werden.


Immerhin ist der Wagen noch fahrbereit, wobei aus dem Motorraum irgendwelche leisen Schleifgeräusche kommen. Das schauen wir uns aber erst Zuhause an. Auf den ersten Blick sieht es noch gar nicht so dramatisch aus, der Kotflügel berührt fast die Motorhaube, der Scheinwerfer und Blinker sind lose, die Stoßstange hat tiefe Schrammen und am Reifen sind ebenfalls Schleifspuren sichtbar. Wenn es das nur ist, haben wir kein großes Programm vor uns. Das wäre dann schon der vierte Kotflügel an diesem Audi. Bis auf weiteres bleibt der Wagen jetzt Zuhause stehen und der Omega übernimmt seine täglichen Dienste.


Ein paar Tage später kommt Post von der Polizei; die Unfallaufnahme mit bitte um Stellungnahme zu der vorgeworfenen Vorfahrfahrt-Missachtung. Auf der Skizze die damals vor Ort erstellt wurde sieht man genau wie die Fahrzeuge zueinander gestanden haben, als die Polizisten eintrafen. Der Audi steht mit der Front halb in der Parklücke und halb auf der Fahrbahn. Im geschriebenen Bericht steht jedoch das wir rückwärts aus der Parklücke gefahren sein sollen ohne den fließenden Verkehr zu berücksichtigen. Da es auf Parkplätzen keine Vorfahrtsregelung gibt und allgemeine Rücksichtnahme verlangt wird, sehen wir uns nicht in der (alleinigen) Schuld und schreiben dies auch in die Stellungnahme. Derweil ist der Fahrer des BMW schon an unsere Versicherung herangetreten um die Reparaturkosten an seinem Auto zurückzufordern.


Unser Audi steht zwischenzeitlich immer noch im Carport. Die gegnerische Versicherung sieht (nach dem der Unfallbericht von der Polizei dort eingegangen ist) davon aus das wir die Hauptschuld tragen und will die Reparatur an unserem Wagen nicht übernehmen. Dann muss jetzt wohl oder übel ein Rechtsanwalt eingeschaltet werden. Dieser rät uns auf eigene Kosten ein Gutachten anfertigen zu lassen wie hoch der Schaden ist und ob der Audi noch Verkehrstüchtig ist. Danach kann der Wagen erstmal abgemeldet werden. Ansonsten laufen die Kosten für Steuer und Versicherung sinnlos weiter.


Der Besuch beim Sachverständigen lieferte nur wenige Überraschungen und keine guten Nachrichten. Neben den offensichtlichen Schäden an der Karosserie ist auch die Vorderachse betroffen. Das rechte Rad hat einen starken negativen Sturz. Die Hand passt kaum zwischen Reifen und Achsschenkel, im Gegensatz dazu ist auf der Fahrerseite viel mehr Platz. An der Felge liegt es nicht, also muss der Achsschenkel bzw die Radnabe betroffen sein. Selbst wenn keine offensichtlichen Schäden am Fahrwerk währen, würde die Lenkung und Aufhängung dennoch komplett erneuert da irgendwelche Spätfolgen durch verborgene Schäden nicht restlos auszuschließen sind.


So ist der Fall für den Gutachter ziemlich eindeutig. Der Wagen ist hinüber. Selbst wenn wir irgendwo eine komplette Vorderachse günstig gebraucht kaufen könnten und die Arbeit selbst erledigen, rechtfertigt der Allgemeinzustand des Audi einfach keine weitere Investitionen. Die Reparaturkosten betragen mehrere Tausend Euro und der Wagen hat einen Restwert von Null Euro. Auch wenn es uns selbst schwer fällt. Dieser Unfall hat das Fass zum überlaufen gebracht. Entweder der Audi wird komplett wieder fertig gemacht oder gar nicht mehr. Irgendwas dazwischen ist unsinnig. Am nächsten Tag wird der Wagen abgemeldet und ausgeräumt. Dabei fällt uns mal wieder auf wie viel Zeug sich über die Jahre im Auto ansammelt.


Neben den losen Gegenständen sollen auch noch einige Teile vom Auto abgebaut werden bevor der Wagen verkauft wird. Dazu gehören in erster Linie die Dinge dir wir selbst in den letzten 11 Jahren eingebaut haben. Also der große rechte Aussenspiegel, die neuen (alten) Alufelgen, der Nebelscheinwerfer Kabelbaum, der Schaltknauf, die Schmutzfänger und die Hollandöse. Und natürlich der Sprit im Tank! Um den Abzuzapfen braucht man gar nicht viel. Mit einer Kneifzange trennen wir die Oetikerschelle an der Rücklaufleitung im Motorraum. Sie ist gerade lang genug um einen 10Liter Reservekanister damit zu erreichen. Damit die Benzinpumpe läuft muss der Relaisträger unter der Lenksäule freigelegt werden und das rechte Relais (208) abgezogen werden.


An Stelle des Relais nehmen wir einfach die Drahtbrücke zwei Steckplätze weiter links heraus und stecken sie in den Relaisträger. Die Form der Brücke diktiert wie sie eingesetzt werden kann. Die beiden großen Flachstecker-Schlitze sind richtig. Sobald die Brücke steckt, läuft die Pumpe und Sprit kommt aus dem Schlauch. Bis der 10l Kanister gefüllt ist, kann es schon eine Weile dauern. Wir haben diese Arbeit zu zweit gemacht; einer kontrolliert den Pegelstand und der Andere hält sich bereit um den Stromkreis zu unterbrechen. Auf diese Weise haben wir den Tank zügig entleert und den Kraftstoff auf die restlichen Autos umverteilt. Wenn die Kraftstoffpumpe anfängt lauter zu werden ist das Ende nah. Ein bisschen Sprit soll selbstverständlich im Auto bleiben damit er fahrfähig bleibt.


Inzwischen liegt unser Fall beim Gericht und wir warten nurnoch auf einen Termin. Die Versicherung des BMW wollte sich nicht Austergerichtlich einigen also muss es jetzt vorm Kadi ausgefochten werden. Da der Zustand vom Audi durch das Gutachten ausreichend Dokumentiert wurde, gibt es keinen Grund ihn weiter Rumstehen zu lassen. So stellen wir den A4 ins Netz und warten auf Kaufangebote. Letztendlich bietet uns ein Exporthändler 150€ und wir nehmen an. Damit Endet die Geschichte dieses Autos im SZK. Nach 11 Jahren, knapp 98tkm, 7 Unfällen und unzähligen kleinen und großen Abenteuern gehen wir getrennte Wege. Hoffen wir mal das dem Audi in Afrika ein besseres Leben erwartet. Rostprobleme gibt es mit Sicherheit nicht.

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