Freitag, 20. Dezember 2019

Neues Radlager für den Polo 6N


Das Problem mit relativ zuverlässigen Autos ist das sie lange ohne jede Aufmerksamkeit ihren Job machen und darum nur unzureichend gepflegt werden. Wenn doch mal Reparturen oder ein Service ansteht finden sich schnell noch diverse weitere Baustellen die man in Angriff nehmen muss. Das ist keine neue Erkenntnis und dieser Polo 6N ist ein gutes Beispiel dafür. Aber wir wollen uns nicht beklagen, ein unzuverlässigeres Auto würde die Sache nicht wirklich leicher machen.



Immer wenn der Polo und seine Fahrerin mal an der Garage vorbeischauen kommt direkt die Frage; na wie isset? läuft der Wagen gut? Funktioniert alles? Und darauf gibt es immer die selbe Antwort; ja alles gut, läuft ohne Probleme ABER ich habe da so ein Geräusch beim Fahren, vielleicht könnt ihr ja mal schauen.... Beim ersten Mal musste daraufhin das Ausrücklager getauscht werden und bei der Gelegenheit das eine odere andere Teil noch dazu. Darum sind wir schon auf das Schlimmste gefasst. 


So steigen wir leicht besorgt in den Polo und starten zur Probefahrt. Noch bevor wir den Hof verlassen haben fallen die ersten zwei Probleme auf; die ABS und Bremssystem Warnlampen leuchten dauerhaft. Aber sowas kann man ja auch mal übersehen. In der 30er Zone fällt uns zunächst nur das lautere Auspuffgeräusch auf. Dabei haben wir doch vor einem halben Jahr erst den Endschalldämpfer ausgetauscht. Jetzt ist endlich das Ortsende erreicht und wir können dem 60PS Motor freien Lauf lassen. 


Das nun folgende Geräusch hat ähnlichkeit mit einer Tunnelbohrmaschine oder Luftschutzsirene. Lautes jaulen und starke Vibrationen aus dem Bodenblech übertragen sich durchs Armaturenbrett in den Innenraum. Unterhaltungen sind nur bedingt möglich, vom Radio hört man gar nichts mehr. Es klingt ein bisschen wie Reifen mit starken Sägezähnen, nur noch viel extremer. Auf Rückfrage erfahren wir das dieses Geräusch schon seit einigen Wochen exisitiert und nur noch lauter wird. Das könnte man natürlich mal in einem Nebensatz erwähnen bevor es so schlimm wird. Jetzt müssen wir defintiv handeln. 


Jenachdem woher das Geräusch kommt, sollte der Polo besser nicht mehr weiter bewegt werden. Auf der Hebebühne folgt eine genauere Untersuchung. An beiden Vorderrädern wackeln wir in alle Richtungen und finden dabei nur einen ausgeschlagenen Spurstangenkopf. Der kann solche Geräusche nicht verursachen. Vielleicht ist wieder das Getriebe oder die Kupplung kaputt? Aber das Geräusch ist rein geschwindigkeitsabhängig, egal welcher Gang und welche Drehzahl. Der Nikograf hat den richtigen Riecher und dreht am rechten Vorderrad während er mit der anderen Hand das Federbein festhält. Hier kann man leichte Vibrationen fühlen, auf der linken Seite ist hingegen nichts spürbar. 


Anscheinend ist das Radlager kaputt. Nach 260tkm darf das schon mal passieren. Ersatz kostet im Internet je nach Qualität zwischen 5 und 50€. Das letzte Mal als wir versucht haben selbst Radlager zu tauschen mussten wir uns Geschlagen geben und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Dieses Mal sind wir hoffentlich besser vorbereitet. Neben dem neuen Radlager gibt es noch einen neuen Spurstangenkopf, einen neuen Handbremskontaktschalter, vier neue ABS Raddrehzahlsensoren und eine neue Schelle um das Auspuffrohr. Und bestimmt finden wir unterwegs noch mehr Baustellen. 


****Exkurs vorderes Radlager Wechseln beim VW Polo 6N****

Handbremse anziehen. Zentralmutter mit Schlagschrauber oder großem Hebel lösen (12Kant SW36). Auto aufbocken und sichern. Vorderrad abnehmen und zwei Schrauben am Bremssattel abschrauben (6mm Inbus). Sattel abnehmen und am Federbein aufhängen. Kabel vom ABS Sensor abstöpseln und zur Seite legen. Halteschraube der Bremsscheibe lösen und Scheibe entfernen. Mutter vom Spurstangenkopf lösen und mit Ausdrücker vom Achsschenkel lösen. Position vom Federbein zum Achsschenkel markieren.


Beide oberen Befestigungsschrauben vom Achsschenkel zum Federbein lösen. Achsschenkel nach Aussen klappen und gleichzeitig die Antriebswelle nach innen aus der Radnabe drücken. Mutter vom unteren Führungsgelenk am Achsschenkel lösen. Wenn sich die Mutter nicht lösen lässt entweder Schlagschrauber einsetzen oder im Notfall das Führungsgelenk direkt am Querlenker abschrauben (drei Schrauben). 

Achsschenkel vom Führungsgelenk abnehmen und wahlweise zur Werkstatt bringen oder selbst mit einer Werkstattpresse das neue Lager installieren. Dafür muss zunächst der Radflansch nach aussen ausgepresst und danach der Sicherungsring vom eigentlichen Radlager gelöst werden. (Um den Flansch aus dem Radlager zu pressen können theoretisch auch entsprechend lange Radschrauben genutzt werden. Getestet haben wir diese Methode nicht)


Beim einpressen des neuen Lager in den Achsschenkel darf nur auf den äußeren Teil vom Lager gedrückt werden, anderenfalls nimmt das Lager Schaden! Wenn das Lager richtig sitzt einen neuen Sicherungsring einsetzen und den Radflansch wieder einpressen. Dabei wiederum nur auf dem inneren Teil vom Radlager abstützen. 

Achsschenkel mit neuem Radlager wieder am Querlenker ansetzen und neue Mutter auf das Führungsgelenk schrauben (35Nm Anzugsmoment). Antriebswelle einsetzen und neue Mutter handfest anziehen. Federbein am Achsschenkel gemäß Markierung ansetzen und mit Schrauben und neuen Muttern festziehen (95Nm Anzugsmoment). Spurstangenkopf einsetzen und mit einer neuen Mutter festschrauben (35Nm Anzugsmoment). Bremsscheibe auf die Radnabe stecken und Halteschraube anziehen. Bremssattel aufsetzen und Führungsschrauben festschrauben (20Nm Anzugsmoment). Rad montieren (110Nm Anzugsmoment) und Auto auf den Boden stellen. Mutter vom Radlager mit 200Nm anziehen, eine volle Umdrehung lösen, mit 50Nm anziehen und 30° weiter drehen. 


****Exkurs Ende****

Beim nächsten Mal kümmern wir uns um die restlichen Probleme. Neue Bremsbeläge, den Spurstangenkopf und einen ABS Sensor  haben wir jetzt schon mitgemacht. Aber das war im Vergleich keine große Herausforderung.

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