Montag, 9. Dezember 2019

Neuer Tacho für die Kuh

Der Rundumschlag war das Pflichtprogramm für eine erfolgreiche Hauptuntersuchung. Jetzt folgt die Kür für das Wohl des Fahrers. Seit fast 10 Jahren im Gespräch und schon fast als gescheitertes Projekt ad acta gelegt, doch irgendwann passieren doch noch Wunder; die heilige Kuh bekommt ein Kombiinstrument mit Drehzahlmesser!


Bei heutigen Automodellen gehört ein Drehzahlmesser eigentlich immer zur Grundausstattung, wobei manche Hersteller in ihren Modellen mit digitalem Kombiinstrument den DZM nur im Sportmodus anzeigen. In Fahrzeugen mit Automatikgetriebe ohne manuelle Eingriffsmöglichkeit sowie Elektro- und Hybridautos ist diese Anzeige vermutlich ziemlich überflüssig. Und auch wenn dieser Opel Vectra seit 1994 erfolgreich ohne DZM durch die Gegend fährt, möchten wir ihm dieses kleine Extra gerne nachrüsten.


Vorteilhaft dabei ist natürlich das es für den Vectra damals ein Kombiinstrument mit Drehzahlmesser zu kaufen gab. Das heißt keine Zubehörinstrumente die irgendwie mehr oder weniger passend im Armaturenbrett eingebaut werden müssen. Die Kuh ist keine Rennauto und braucht keinen Monster DZM mit Schaltblitz (zumindest noch nicht). Was die Verkabelung anbelangt müsste dieser Vectra mit dem 1.6l Einspritzmotor bereits standardmäßig die nötigen Leitungen und Anschlüsse liegen haben. Also einfach das alte Kombiinstrument raus und ein neues rein. Zumindest in der Theorie ganz einfach.


Die beiden Herausforderungen bestehen darin erstmal ein passendes Kombiinstrument zu finden und zum anderen der Ein- und Ausbau im Auto ohne das Airbaglenkrad zu demontieren. Wir beginnen deshalb mit der Suche nach einem Drehzahlmesser. Die beste Quelle für solche Teile ist das Internet, denn auf den regionalen Schrottplätzen stehen mittlerweile kaum noch geeignete Spenderfahrzeuge herum. Darum hilft nur Geduld und die Bereitschaft schnell zuzuschlagen wenn sich ein passendes Angebot auftut. Das passende Angebot haben wir während der letzten 12 Monate tatsächlich nie gefunden. Stattdessen wurde aus mehreren Kombiinstrumenten eines zusammengefügt.


Das ist auch wieder so ein Vorteil des Opel. Nicht nur das dieses Kombiinstrument im Vectra A, Astra F und Calibra eingesetzt wurde, die drei Segmente können beliebig untereinander getauscht werden, solange die Kabel im KI-Gehäuse passend sind. Im linken Teil befindet sich wahlweise der Drehzahlmesser oder die Tankuhr und im rechten Teil entweder die Kühlmittelanzeige alleine oder zusammen mit der Tankuhr. Die Geschwindigkeitsanzeige sitzt immer in der Mitte und ist in beiden fällen gleich.


Mehr Varianten kommen dann ins Spiel wenn man genauer hinschaut; welche Einteilung hat die Temperaturanzeige, wie groß ist der Tankinhalt, wo beginnt der rote Bereich und für welche Weg-Impulszahl (W-Wert) ist der Tacho ausgelegt. Um möglichst wenig Zeit mit dem Umbau zu verbringen war der Plan ein neues KI mit DZM zu erwerben und notfalls ein zweites KI mit einem geeigneten Tacho dazu um aus beiden ein neues KI zu bauen. Mit einem neuen Tacho passt natürlich auch der Kilometerstand nicht mehr, aber dafür haben wir auch schon eine Lösung gefunden.


Wenn man das Kombiinstrument vor sich auf der Werkbank liegen hat, sieht man recht deutlich was man wo und wie lösen muss. Die Frontscheibe ist mit vier Plastiknasen ringsherum festgemacht (Tipp: die Scheibe niemals von Innen berühren um Fingerabdrücke zu vermeiden), dahinter verbergen sich die drei Instrumententräger. Um die äußeren beiden Teile zu lösen muss in jedem Fall auch der Tacho ausgebaut werden, dafür sind vier Schrauben und ein Flachstecker auf der Rückseite zu lösen. Für die Instrumente gilt das selbe wie für die Scheibe; möglichst nirgendwo anfassen das man später noch sehen kann.


Um den Kilometerstand unseres neuen Tachos dem restlichen Auto anzupassen braucht es ruhige Hände, eine Pinzette und Geduld. Mit einem kleinen Stift oder Nagel drücken wir die Achse (roter Pfeil) auf der die kleinen Zahnräder sitzen zur Seite bis die vorderen Beiden abgenommen werden können. Nun lässt sich die 100.000 und 10.000 km Walze verdrehen. Wer es ganz genau haben will, muss alle Zahnräder abnehmen. Wirklich fummelig wird es beim Zusammenbau, darum begnügen wir uns damit auf 10.000km genau zu arbeiten. Ein paar Kilometer mehr auf dem Zähler machen für uns keinen Unterschied. Nur wenn der Wagen plötzlich deutlich weniger gelaufen hat könnte es bei der nächsten HU Probleme geben da dort seit einigen Jahren auch der aktuelle Kilometerstand zentral gespeichert wird.


Jetzt ist alles bereit für den Wechsel. Zur einfacheren Demontage lösen wir als erstes die mechanische Tachowelle am Getriebe, dafür muss nur die Überwurfmutter losgedreht werden. Danach klemmen wir sicherheitshalber noch die Batterie (Minuspol) ab. Weiter geht es im Innenraum. Die Lenksäulenverkleidung muss weichen, sie ist von vorne (hinterm Lenkrad) links und rechts mit einer  und von unten mit drei Schrauben befestigt. Sobald sie weg ist, können die Hebel für Blinker und Wischer ausgehakt werden und die schwarze Kunststoffblende um den Tacho vorsichtig herausgehebelt werden. Wichtig dabei ist nur die Plastikscheibe nicht zu verkratzen. Das KI wird unten mit zwei und oben mit einer Schraube gehalten. Alle lösen und das Teil soweit wie möglich nach vorne ziehen um mit der Hand die Stecker auf der Rückseite zu lösen.


Bei Vectra ohne Airbag geht der Ausbau wohl ziemlich einfach. Unser Modell mit Airbag ist da etwas schwieriger. Wir mussten uns damit behelfen die Frontscheibe vom KI getrennt ein- und auszubauen. Nur dann war genug Platz zwischen Lenkrad und Armaturenbrett vorhanden. Sobald das alte und neue KI nebeneinander liegen fallen uns zwei Unterschiede auf, zum einen passen die Literangaben auf der Tankuhr nicht (das Teil stammt aus einem Astra F mit kleinerem Tank) und der Tacho hat keinen Ausgang für den elektronischen Impulszähler. Also müssen wir wohl oder übel aus drei KIs neu würfeln bis endlich alles richtig zusammen passt.

Letztendlich stimmen die Angaben auf dem Drehzahlmesser, Tachometer und Kühlmitteltemperaturanzeige. Also alle wichtigen Sachen abgedeckt. Und die Tankuhr zeigt auch richtig an, nur die Bezeichnung für Halbvoll und Randvoll stimmen nicht. Das soll uns nicht weiter belasten, viel wichtiger ist das die Kuh jetzt endlich ein Kombiinstrument mit Drehzahlmesser hat. Damit fährt sie zwar kein Stück schneller, aber immerhin passiert jetzt was vor unseren Augen.

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