Freitag, 17. April 2020

Daelim Otello auf der Suche nach Vollgas


Der kleine grüne Otello Roller läuft seit über einem Jahr im SZK Bekanntenkreis. Mal mehr und mal weniger gut, je nach Tagesform und Wetter. Das wäre soweit kein Problem wenn nicht immer noch das Problem mit dem Leistungsverlust bei Dauervollgas existieren würde. Mittlerweile sind wieder ein paar Teile getauscht worden, aber um die Sache zu beschleunigen (Wortwitz) wurde ein zweiter Otello zum ausschlachten bzw. testen gekauft.


Auch wenn wir den grünen Otello damals relativ günstig gekauft haben, sind manche Ersatzteile doch ziemlich teuer und schwer zu bekommen. Jedenfalls dann wenn man sie ohne Gewissheit nur auf Verdacht tauschen will. So kam kurzzeitig die Idee ins Gespräch besser einen neuen gebrauchten Motor samt Vergaser und Getriebe zu kaufen um das Problem mit dem großen Hammer zu erschlagen. Leider wurde im Umkreis gerade kein passender Motor angeboten - stattdessen stießen wir auf eine Verkaufsanzeige für einen kompletten Roller. Für den Kaufpreis könnten wir nichtmal einen neuen originalen Vergaser kaufen. Da stört es auch nicht dass der Roller teilweise zerlegt ist und fiese Kampfspuren trägt. 


So machten wir uns auf den Weg zum Verkäufer des blauen Otello. Der Anhänger kommt direkt mit, denn wir sind uns ziemlich sicher das wir uns handelseinig werden. Dieser Roller ist auf dem Papier 2 Jahre älter, hat knapp doppelt so viele Kilometer auf dem Tacho und offenbar kein ganz einfaches Leben gehabt. Die Seitenteile sind ordentlich verschrammt, einige Anbauteile wie Gepäckträger und Außenspiegel fehlen und fahren kann man damit im Moment auch nicht. Letzteres sowohl wegen dem platten Hinterreifen als auch wegen einem undichten Benzintank. Mit Starthilfe und etwas Sprit direkt in den Ansaugstutzen erwacht die Maschine dann doch zum Leben. Das soll und muss uns als Test reichen.


Die Geschichte von diesem Roller sieht im groben so aus: 1998 neu gekauft und mit Einzelbetriebserlaubnis zugelassen, circa 16 Jahre mit mehreren Halterwechseln und kleinen Pausen  gefahren und zum Schluss nur noch rumgestanden bis er vom jetzigen Besitzer wieder in Betrieb genommen wurde. Die letzte HU fand im August 2012 statt, seit dem sind nur 1600km dazu gekommen. Da der Roller nicht das bietet was er sucht, soll er jetzt bevor noch große Summen investiert werden lieber schnell und einfach weiterverkauft werden. Und genau da kommen wir ins Spiel. Ein passender Preis ist schnell ausgehandelt und schon wandert der Otello samt einigen Ersatzteilen (und den fehlenden Anbauteilen) auf unseren Motorrradtransportanhänger. Genau so wie der grüne Otello zwei Jahre zuvor.


Zuhause in der Garage machen wir erstmal eine genauere Bestandsaufnahme. Laut unseren vorherigen Recherchen sollten alle wesentlichen Teile wie Motor, Vergaser, Getriebe/Hinterradschwinge und Kraftstoffanlage ohne unterschiede zu unserem neuen, alten, anderen, na jedenfalls zum grünen Otello passen. Bevor wir jetzt beide Roller nebeneinander stellen und wild irgendwelche Teile hin und her tauschen wollen wir versuchen den Blauen ans Laufen zu bringen um seine Einzelteile möglichst sicher prüfen zu können. Nicht das wir ein kaputtes Teil gegen das andere ebenfalls kaputte Teil tauschen und die Fehlersuche nahezu unmöglich wird.


Das Motoröl ist etwas dunkel, macht ansonsten aber einen guten Eindruck und was noch wichtiger ist, im Motor ist offenbar genug davon. Wir gehen also davon aus das bis zur Ausserbetriebsetzung nichts wesentliches kaputt war. Einen Kompressionstest können wir im Moment leider nicht machen, aber im Zweifelsfall geht es uns auch mehr um die Anbauteile als um den eigentlichen Motorblock. Sollte die Maschine laufen, können wir sie ohnehin nicht auf öffentlichen Straßen lange und weit fahren um die Symptome vom grünen Otello nachzuvollziehen. Darüber machen wir uns aber erst Gedanken wenn es soweit kommt.


Auf der Zweirad-Hebebühne lässt sich bequem an allen Bereichen parallel arbeiten. Die Verkleidung rund um die Sitzbank hat der Vorbesitzer bei seinen Reparaturen bereits größtenteils demontiert so das wir hier direkt weiter machen und den Motor freilegen können. Gleichzeitig schauen wir uns den undichten Benzintank an, hier ist wohl mal jemand etwas grobschlächtig gewesen und hat den Stutzen für den Benzinschlauch komplett rausgerissen. Ein dicker Klops 2Komponentenkleber sollte zumindest als Provisorium ausreichen um die Kraftstoffanlage wieder in Betrieb nehmen zu können.


Weiter geht es mit dem Plattfuß. Sobald der Hinterreifen prall aufgepumpt wird, dauert es nur wenige Stunden bis er wieder dicke Backen macht. Rein äußerlich sind keine Schäden sichtbar. Wir vermuten ein kaputtes Ventil oder schlechte Abdichtung zur Felge hin. Die Sprühflasche mit Seifenwasser ist alles was wir brauchen um diese Theorien zu überprüfen; einfach den ganzen Reifen großzügig einsprühen und schauen wo das Seifenwasser aufschäumt. In unserem Fall ringsherum am Felgenhorn. Idealerweise wird der Reifen jetzt vollständig von der Felge gezogen, die Kontaktfläche abgeschliffen, neu lackiert und dann der Reifen wieder aufgezogen. So viel Arbeit wollen wir uns bei diesem Roller (noch) nicht machen.


Jetzt schnappen wir uns eine Batterie und verkabeln sie provisorisch. Der Vergaser sieht äußerlich sauber aus, darum lassen wir ihn erstmal in Ruhe. Solange der 2K-Kleber noch nicht ausgehärtet ist darf der Tank noch nicht mit Sprit gefüllt werden. Stattdessen muss der Vergaser bzw. seine Schwimmerkammer über einen separaten Schlauch und Trichter versorgt werden. So können wir den Motor endlich mal eigenständig laufen lassen und auf ungewöhnliche Geräusche prüfen. Fürs erste schon nicht schlecht. Kurz stand tatsächlich die Idee im Raum diesen Roller wieder zusammenzubauen und für die Hauptuntersuchung fit zu machen.


Aber letztendlich wollen wir doch lieber versuchen den grünen Otello zu reparieren. Zum einen weil er schon zugelassen ist und zum anderen weil wir verdammt nochmal wissen wollen warum er nicht richtig läuft. Im Zweifelsfall können wir danach immer noch überlegen was aus dem blauen Otello wird. Jetzt muss erstmal der Unterdruck-Benzinhahn umgebaut werden damit der Grüne endlich wieder selbstständig den Spritfluss unterbrechen kann.

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