Montag, 20. April 2020

Suzuki Marauder spielt verrückt

 

Und man kann doch noch jeden Tag was neues erleben. In diesem Fall eine verrücktgewordene Suzuki VZ800 Marauder die sich so sehr auf die erste Ausfahrt freut, dass sie von alleine starten will. Genauer gesagt ist der Anlasser von alleine angesprungen und orgelt munter vor sich hin - auch ohne Zündschlüssel! Was ist da kaputt und was tut man in so einem Fall?


Da der Anlasser nicht für längere kontinuierliche Belastung ausgelegt ist, müssen wir erstmal ganz schnell dafür sorgen das er gestoppt wird. Der Notaus-Knopf und das Zündschloss haben offensichtlich keinen Einfluss mehr auf die Aktivität des Anlasser. Darum bleibt als letzter Ausweg nur noch die Möglichkeit das komplette Motorrad Stromlos zu machen, also Batterie abklemmen. Aber bitte flott. Das erste Problem dabei ist schon dass die Batterie unter der Sitzbank ohne Werkzeug unzugänglich ist.


Erst muss mit einem 6mm Inbus das Polster vom Soziussitz abgeschraubt und weggenommen werden, danach kann die Mutter (SW13) vom Fahrersitz gelöst werden, dann kann das darunterliegende Werkzeugfach aus dem Weg geräumt werden. Jetzt kann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit das Massekabel von der Batterie abgeschraubt werden. Immerhin wissen wir nun das die Batterie echt noch gut im Saft steht und ohne Probleme mehrere Minuten lang den nötigen Startstrom liefern kann. Jetzt bleibt nur noch zu Hoffen das der Anlasser diesen Stresstest ebenfalls ohne Spuren überstanden hat.


Nachdem die akkute Notlage bewältigt ist, kommt jetzt die Nachbereitung und Fehlersuche. Betrachten wir die Sache mal ganz logisch. Der Anlasser bekommt seinen Arbeitsstrom über einen Magnetschalter direkt von der Batterie. Selbst wenn es im Anlasser einen Defekt geben könnte der Dafür sorgt dass er nicht mehr auskuppelt und vom Motor mitgezogen wird, dürfte der Spuk beendet sein sobald die Zündung ausgeschaltet ist. Da hier aber der Anlasser den Motor weiter antreiben will und nicht umgekehrt können wir diese Möglichkeit ausschließen. Der nächste Ansatz ist ein Fehler in der Steuerleitung zum Magnetschalter.


Genau wie jedes andere Relais auch hat es einen Stromkreis der das Einschaltsignal liefert und einen Arbeitsstromkreis der für die großen Ströme verschiedenster elektrischer Verbraucher ausgelegt ist. Sollte irgendwo ein Kurzschluss zwischen dem Signalkabel vom Startknopf am Lenker zum Relais bestehen, so das Spannung von einer anderen Leitung die dauerhaft unter Strom überspringen kann, hätten wir den bekannten Effekt. Entweder wir holen jetzt das Multimeter raus und messen an den vier Kontakten der Steuerleitung ob irgendwo Spannung anliegt wo keine sein sollte - oder wir machen den Schnelltest, ziehen den Stecker ab und testen ob  der Anlasser immernoch direkt durchdreht sobald die Batterie angeschlossen wird.


Tatsächlich verhält sich der Anlasser noch genau so wie zuvor. Damit scheidet diese Theorie auch aus. Als letzter Verdächtiger bleibt nur noch der Magnetschalter selbst. Da bei dieser Maschine (so wie bei den meiten Motorrädern) der Magnetschalter räumlich vom Anlasser getrennt ist, kann er relativ bequem einzeln ausgetauscht werden. In der Vergangenheit gab es mit diesem Teil schon öfters Probleme, weshalb noch ein neues Ersatzteil in der Garage bereit liegt. So kann die Theorie vom klebenden Kontakt im Relais direkt getest werden. Eine einzige Torx-Schraube hält den linken Seitendeckel am Rahmen fest und dahinter sitzt das Relais. Ein Stecker für die Steuerleitung, zwei Schrauben für die dicken Batteriekabel müssen gelöst werden und schon kann das Teil aus seinem  Haltegummi gezogen werden.


Der neue Magnetschalter ist schnell angeschlossen und jetzt kommt die Stunde der Wahrheit. Batterie anschließen und lauschen; tatsächlich macht der Anlasser keinen Mucks. So wie es sein soll. Jetzt die Zündung an und den Startknopf drücken; der Anlasser läuft an und der Motor startet. Alles wieder in Ordnung. Aber wie konnte es denn nun überhaupt zu dieser Störung kommen? Wir vermuten dass die Kontakte im Inneren nach der langen Winterpause oberflächlich korrodiert sind und die vielen längeren Startversuche zum Saisonstart in Verbindung mit dem schlechten Kontakt so viel Hitze verursacht haben dass die Innereien festgebacken sind.

Hoffen wir einfach mal dass sich dieser Fehler so bald nicht wiederholt. Ohne Werkzeug ist es einfach nicht möglich die Batterie schnell genug abzuklemmen - und wer weiß ob die Störung während der Fahrt überhaupt aufgefallen wäre.

Nachtrag: Am vergangegenen Mittwoch  (03.06.2020) blieb der Magnetschalter beim morgendlichen Kaltstart wieder hängen. Offenbar sind diese Teile im Zubehörhandel von minderer Qualität und können die längere Belastung beim Starten nicht lange überstehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.

Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen

Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!

Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.