Montag, 3. August 2020

Pannenhilfe vor Ort beim Erdgas Caddy


Der weiße Erdgas Caddy hat vor wenigen Wochen erst mit viel Aufwand die Hauptuntersuchung geschafft und jetzt macht er schon wieder Probleme. Als wenn da nicht schon genug Baustellen wären. Ausgerechnet am Montag morgen, auf dem Weg zur Arbeit fangen die Probleme an; der Motor läuft nicht mehr wirklich rund, klingt sehr laut und die Motorkontrollleuchte blinkt. Alles keine guten Zeichen. Besser wenn wir dieses Mal zum Patienten nach Hause kommen.




 
Am Telefon wurden die Symptome mit "klingt fast wie ein kleiner V8" beschrieben und tatsächlich rumpelt und brabbelt der Motor im Leerlauf recht laut vor sich hin. Ein Blick unter die Motorhaube zeigt wie stark der Motor vibriert, es scheint so das er nicht auf allen Zylindern läuft. Fragen wir doch mal den Fehlerspeicher vom Motorsteuergerät ab. Da die gelbe Warnleuchte an ist, können wir davon ausgehen das eine Meldung im Speicher hinterlegt ist. Für solche Fälle fährt immer der Bluetooth OBDII Adapter im Handschuhfach mit. Bei modernen Fahrzeugen echt unerlässlich.

 

 
Tatsächlich sind zwei Fehlercodes im Steuergerät; P0302 sowie P3363. Das heißt auf deutsch "Fehlzündung Zylinder 2 festgestellt" und "Fehlzündung festgestellt, Kraftstoffversorgung deaktiviert". Soweit decken sich unsere bisherigen Feststellungen schon mal mit der OnBoard Diagnose. Aber warum gibt es Fehlzündungen am 2 Zylinder? Da der Motor gestern noch einwandfrei gelaufen ist gehen wir jetzt erstmal nicht davon aus das die Kompression zu schlecht ist. Somit bleiben noch die Kraftstoffversorgung und die Zündanlage selbst als Hauptverdächtige übrig.
 

 
Leider schaltet der Motor zumindest in unserem Fall (im Motor Notlaufprogramm) nicht mehr zuverlässig von Benzin auf Erdgas um so das wir hier keine einfache Testmöglichkeit mit einem alternativen Kraftstoff und eigener Versorgung samt Einspritzdüsen haben. Wäre aber auch zu einfach gewesen wenn alles auf Anhieb klappt. So schauen wir uns die Zündung an; von der Zündspule vorne rechts am Motor über die vier Zündkabel unter der Ansaugbrücke durch zu den einzelnen Zylindern mit ihren Kerzen und Kerzensteckern. Der zweite Zylinder (bei den meisten Motoren einfach von der Stirnseite, also nicht an der Getriebeseite,  aus abzählen) respektive seine Kerze ist mit bloßen Fingern schwer zugänglich. Aber Werkzeug haben wir keines dabei also muss es so gehen.

 


Irgendwann haben wir es dann tatsächlich geschafft den Stecker abzuziehen und aus dem Weg zu schieben so das die Kerze sichtbar ist. Dieser Anblick überrascht uns dann doch ziemlich; die Kerze hat oben keine Anschlussmutter auf der normalerweise das Zündkabel festgeklemmt wird sondern nur der Keramikkörper mit der Mittelektrode drin. Sehr merkwürdig, also entweder ist die Spitze abgebrochen oder VW baut neuerdings Spezialzündkerzen ein. Zur Kontrolle ziehen wir auch noch vom ersten Zylinder den Kerzenstecker ab, auch hier hat die Kerze keine Anschlussmutter. Scheint also normal zu sein, aber wir haben noch zwei Stecker zu prüfen. 


Hier sieht die Sache ganz anders aus. Diese Kerzen haben ganz normale Anschlussmuttern am oberen Ende. Also sind die anderen Kerzen doch abgebrochen! Die Reste stecken noch in ihren Kerzensteckern. Damit ist klar was wir tun müssen: neue Kerzen montieren und dann sollte der Motor wieder auf allen Zylindern laufen. Das kann nur funktionieren wenn wir die Kerzenstecker von allen Resten befreien. Gar nicht so einfach weil die Stecker natürlich ordentlich fest auf ihrem Anschluss sitzen sollen um allzeit guten Kontakt zu gewährleisten. Ohne das passende Werkzeug können wir hier und jetzt ohnehin nichts machen. Im schlimmsten Fall sind neben den Kerzen auch neue Kabel fällig.


Die nächste Frage ist jetzt ob der Wagen an Ort und Stelle repariert werden soll oder doch zu unserer Garage gebracht werden muss. Nur auf 2 oder 3 Zylindern ist die über 30km lange Strecke nicht wirklich gut zu bewältigen und dem Motor könnte es auch schaden. Andererseits haben wir dort alle Mittel um Probleme zu lösen falls die Kerzen nicht ohne weiteres ausgewechselt werden können. Bevor der Caddy am Seil den ganzen Weg abgeschleppt werden muss, wollen wir noch einen letzten Versuch wagen. Dazu säubern wir die Bruchstelle der beiden Kerzen um einen möglichst guten Kontakt herzustellen. Mit etwas Glück laufen dann zumindest kurzzeitig wieder alle Zylinder mit. Leider klappte das nicht. Stattdessen lief der Motor jetzt nur noch auf zwei Zylindern.


 

Schade, dann arbeiten wir eben doch direkt vor Ort und schleppen den Caddy nur ab wenn alle Stricke reißen (nicht wörtlich verstehen). Eigentlich brauchen wir nur einen langen 16mm Kerzenschlüssel mit Gelenk, vier neuer Kerzen und neue Kabel. Vielleicht noch Kriechöl und Druckluft zum Saubermachen. Jetzt ist es schon zu spät um noch Ersatzteile zu kaufen, also geht es morgen weiter. [Nächster Tag] Unser lokaler Teiledealer hat zwei verschiedene Arten von Kerzen für diesen Motor zur Auswahl, entweder normale Kerzen für 8€ das Stück oder die teureren für 17€ mit Edelmetall extra für Gasmotoren die doppelt so lang wie konventionelle Kerzen halten sollen. Auch wenn uns das ziemlich teuer für eine Kerze erscheint nehmen wir die zweite Variante und dazu ein neues Set Kabel. Insgesamt knapp 120€ soweit.
 

Die Teile müssen erst bestellt werden und sind einen Tag später endlich im Laden. Solange muss der Caddy wohl stehen bleiben und sein Fahrer anderweitig zur Arbeit kommen. [Nächster Tag] Mit dem Kofferraum voll Werkzeug und dem kleinen Kompressor sowie allen Ersatzteilen geht es nach Feierabend zurück zum Patienten. Kurz mit Druckluft den Bereich um die Kerzen sauberpusten und dann überall WD40 drauf sprühen. Während das Mittel hoffentlich seine Wirkung entfaltet ziehen wir mit der passenden Zange die Kerzenstecker ab und ziehen sie unter der Ansaugbrücke hervor. Im Gegensatz zu einem klassischen Zündverteiler gibt es hier keine besondere Reihenfolge, einfach von oben nach unten der länge nach sortiert alle Kabel anschließen und zu den einzelnen Kerzen ziehen.


Mit dem passenden Werkzeug lassen sich die Kerzen ohne Probleme lösen. Nur wenn sie aus der Stecknuss rutschen muss man etwas fummeln um sie nach oben oder nach vorne aus dem Loch zu fischen. Die neuen Kerzen drehen wir ganz vorsichtig von Hand ins Gewindeloch um nichts schief anzusetzen oder zu verkanten. Laut Kerzenhersteller muss die Kerze von Hand soweit wie möglich eingeschraubt und dann nochmal 240° weiter gedreht werden bis der Dichtring zusammengedrückt wird. Mehr braucht es nicht - das Gewinde im Aluminium-Zylinderkopf verträgt nicht besonders viel Drehmoment. Nur noch die Stecker auf ihre Kerzen und dann folgt bereits der erste Startversuch. Wie erhofft läuft der Motor jetzt auf allen Zylindern und vibriert nicht mehr so extrem. Dafür ist der Auspuff immernoch deutlich lauter als er sein soll. Vermutlich wurde das Flexrohr vom Auspuff in Mitleidenschaft gezogen. Aber das schauen wir uns ein anderes Mal an. Für heute ist unsere Pannenhilfe vor Ort erledigt-

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