Mit der erfolgreichen Hauptuntersuchung nähert sich unser E30 Reanimationsprojekt langsam aber sicher der Zielgerade. Einen unplanmäßigen Werkstattaufenthalt hatten wir zwar schon, aber jetzt sind wirklich nur noch kleine Restarbeiten erforderlich. Reine formsache quasi, so wie die §23 Untersuchung fürs H-Kennzeichen das wir unbedingt haben wollen. Hoffentlich geht dabei alles glatt.
Auch wenn die HU neulich ohne Mängel bestanden wurde (bis auf den Hinweis das die Reifen schon etwas alt sind), muss das nicht automatisch bedeuten das der BMW einer H-Zulassung würdig ist. Abgesehen von den üblichen Anforderungen wie technischer Sicherheit, Vorschriftsmäßigkeit und Umweltverträglichkeit wird jetzt auch die originalität, der Pflegezustand und die Erhaltungswürdigkeit geprüft. Wenn alles in Ordnung ist können wir mit dem Bericht zur Zulassungsstelle und uns dort einen neuen Fahrzeugschein und Nummernschilder machen lassen.
Die erste und wichtigste Bedingung die unser BMW erfüllen muss ist das Mindestalter von 30 Jahren und das Taggenau. Wir hätten nicht vor diesem Termin zur Prüfung erscheinen können, auch wenn wir erst nach dem Datum aufs Amt gegangen wären. Noch ein Grund warum die ganze Operation relativ zeitkritisch war. Den erhaltenswerten Zustand hat der E30 ebenfalls; kein sichtbarer Rost, guter Lack, keine besonderen Gebrauchsspuren innen oder außen. Bis auf das neue Radio mit Lautsprechern und die Zubehör-Alufelgen befindet sich das Auto im originalzustand. Die Umbauten sind zeitgenössisch und somit auch kein Problem. Oldtimerbegutachtung erfolgreich abgeschlossen. Noch am selben Tag fahren wir zur Zulassungsstelle und lassen die neuen permanenten Kennzeichen anfertigen.
Zur Feier des Tages bekommt der Wagen noch ein paar letzte neue Teile und etwas zeitgenössischen Schnickschnack verpasst. Eine neue Dämmmatte für die Motorhaube (original BMW, 60€), neues Dichtgummi für den Kofferraumdeckel und den Windabweiser vom Schiebedach. Highlight ist die elektische Teleskopantenne von Hirschmann. So eine steht schon lange auf dem Wunschzettel und heute ist es endlich soweit. Als der Innenraum für die Schweißarbeiten zerlegt war, haben wir gleich das notwendige Stromkabel vom Kofferraum zum Armaturenbrett verlegt. Ein Kabel mit Dauerplus (rot) und ein Kabel das vom Autoradio versorgt wird (grün) und die Antenne automatisch ausfährt wenn man das Radio einschaltet. Am längsten hat die richtige Montage vom Dichtgummi im hinteren Kotflügel gedauert. Wenn hier irgendwas nicht richtig passt, läuft später Wasser in den Kofferraum.
Trotz ihrer Größe passt die neue Antenne hinter die Seitenverkleidung vom Kofferraum und kann dort an vorhandenen Schraubenlöchern festgemacht werden. Am anderen Ende der Leitung haben wir leider etwas mehr Arbeit vor uns. Alles fing vor etwa 15 Jahren an als der E30 ein kleines Audio Upgrade erhielt; neues Headunit, andere Lautsprecher vorne und hinten sowie Hochtöner in den Türen. Soweit so gut. Mittlerweile gefällt uns das Zubehörradio nicht mehr und soll gegen das originale Kassettendeck zurückgetauscht werden. Hätte damals nicht ein Genie den originalen Radiostecker vom Kabelbaum abgeschnitten und mit Lüsterklemmen das neue Radio adaptiert. Theoretisch könnte man die einzelnen Kabel neu verlöten oder crimpen, aber das ergibt ein ordentlich dickes Kabelbündel für das im Armaturenbrett eigentlich kein Platz ist.
Unsere Rettung ist die Lokale Mercedes-Werkstatt(!) hier hat man passende Steckkontakte und ein Crimpzange dazu. So ist es uns möglich den alten Stecker mit neuen Einsätzen zu bestücken und alles wieder so zu machen wie es mal war. Am BMW Radio befindet sich auch ein passendes Signalkabel für unsere Hirschmann-Antenne. Damit ist das Thema auch erfolgreich beendet. Alles in allem keine wirklich großen und teuren Teile, aber gerade die
Details sagen viel darüber aus wie gründlich jemand gearbeitet hat und
wie perfekt das Endergebnis werden soll. Den Unterschied merkt man dann
hoffentlich während der fahrt wenn man sich nicht nur in einem gut
gepflegten alten Auto wähnt, sondern alles wieder genau so ist wie
damals als der Wagen neu war. Oder zumindest ein ganzes Stück jünger.
Das heißt nicht das alles perfekt sein und jegliche Spur der vergangenen 30 Jahre beseitigt werden muss. Aber grob in die Richtung soll es schon gehen. Die gute Ausgangsbasis macht uns die Arbeit natürlich sehr viel einfacher. Solange man pfleglich damit umgeht sollte es die nächsten 10 bis 15 Jahre noch durchhalten. Je weniger das Auto gefahren wird desto größer ist die Überlebenschance. Einfach gar nicht mehr zu fahren ist nach unserer Meinung keine Option schließlich ist das ein Automobil und keine Statue. Jeder Kilometer hinterm Lenkrad soll Spaß machen und dafür haben wir alles getan.
Im Winter oder Arbeitsalltag wird der BMW wohl nie wieder laufen müssen. Aber am Wochenende wenn die Sonne scheint kann man mit der ganzen Familie einen Ausflug machen (wenn sich alle die Schuhe abgeputzt haben). Apropos Schuhe abputzen. Bevor irgendwann in grauer Vorzeit mal Zubehörfelgen angebracht wurden, stand der E30 auf originalen Leichtmetallfelgen die seit dem im Keller eingelagert waren. Ohne eine neue Lackierung sollen sie trotzdem nicht ans Auto gelangen. Dafür muss der alte Lack mit Glasperlen abgestrahlt und anschließend neuer Lack aufgebaut werden.
Mit neuen Metallventilen, neuen Logos auf den Nabendeckeln, neuen Radschrauben und natürlich neuen Reifen kann sich das Endergebnis wirklich sehen lassen. Der neue Farbton ist etwas dunkler und die Metallicpartikel sind etwas gröber. Kein riesiger Unterschied zum Original aber wenn man sich auskennt bemerkt man es doch. Ein bisschen Individualität muss halt sein. Aus dem selben Grund hat der 3er jetzt auch zwei Scheibenwischer mit Spoiler und nicht nur auf der Fahrerseite. Dafür das der Wagen idealerweise nie mehr Regen sehen muss eigentlich ziemlich sinnlos aber so sind wir halt.
Das nächste Mal sehen wir den E30 in unserer Gargage hoffentlich erst wenn ein Ölwechsel fällig ist.
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