Freitag, 11. Dezember 2020

Abschied von der blauen Boxer BMW: R1100RS verkauft

 

Es ist Zeit Abschied zu nehmen. Das blaue Wunder wurde verkauft; die R1100RS hat jetzt einen neuen Besitzer. Das heißt wir haben nur noch eine Boxer-BMW im SZK Fuhrpark. Und das heißt wir müssen wieder einen Nachruf verfassen in dem wir auf die vergangenen 6 Jahre zurückblicken. Wobei die Ereignisse um den Verkauf ein Kapitel für sich sind. Aber fangen wir doch ganz am Anfang an.

 


Gegen Ende 2013 kam der Wunsch auf den roten Eintopf (BMW F650) um ein weiteres Zweirad zu ergänzen damit man auch mal zu zweit Ausfahrten unternehmen kann. Da die F650 kein wirklich optimales Langstreckenmoped ist, sollte das neue Motorrad genau darauf spezialisiert sein, dann ergänzen sich beide BMWs hoffentlich ideal. Ein bisschen mehr Leistung wäre auch nicht verkehrt bei der Gelegenheit. So viel die Wahl letztendlich auf eine ähnlich alte BMW R1100RS 259 von 1998. Immerhin schon mit ABS und Griffheizung. Braucht man hoffentlich beides nicht allzuoft. Aber haben ist besser als brauchen. Die beiden Seitenkoffer sind ebenfalls eine nette Zugabe und haben sich auf einigen Wochenendtrips echt bezahlt gemacht. 

 

 

Die Aufgabenteilung sah dann auch entsprechend aus; mit der roten F650 fahren wir kurze Tagestouren oder auf dem Anhänger hinterm Auto bis ans Urlaubsziel und dann dort ein paar Kilometer und die kobaltblaue R1100RS bedient alle mittellangen Fahrtstrecken und mehrtägigen Ausflüge. Passte immer wunderbar und brachte über die Jahre knapp 25tkm auf den Zähler. Leider nicht ganz ohne Reparaturen und Investitionen - obwohl wir die Wartungsarbeiten in der Regel selbst gemacht haben. Allein die drei getrennten Ölreservoris für Motor, Getriebe und Hinterradkardan zu leeren und neu zu befüllen kosten ein bisschen mehr Zeit. 

 


Leider musste schon kurz nach dem Kauf nochmal gutes Geld investiert werden um einen baureihentypischen Serienfehler zu beheben; Gangspringer. Das heißt der Gang springt manchmal einfach raus. Mit der Zeit tritt dieser Effekt immer häufiger auf bis die verschlissenen Schaltgabeln (im Extremfall) dazu führen das mehr als ein Gang gleichzeitig eingelegt ist und das Getriebe blockiert. Ein Sturz ist dann sehr wahrscheinlich. Da sowas natürlich nicht bei Schritttempo passieren würde, gingen wir kein Risiko ein und ließen das Getriebe in der Werkstatt auswechseln. Seit dem lief und läuft das Getriebe so gut wie es eben kann. Wobei das nach meinen Maßstäben immer noch verdammt grobschlächtig und rau ist. 

 


Neben den Reparaturen und Wartungsarbeiten musste natürlich auch ein bisschen Zubehör montiert werden. Selbstverständlich alles nur sinnvolle und praktische Accesories. Eine Steckdose fürs Navigationsgerät, Halterung am Lenker für selbiges und Protektoren für die weit überstehenden Zylinderköpfe des Boxermotor. Zum Glück haben wir sie während er ganzen Zeit nicht einmal gebraucht und sind überall unfallfrei angekommen. Warum wird die 1100 dann verkauft? Alles hat damit angefangen das der rote Eintopf einem neueren Modell mit (wieder) mehr Leistung und Komfort weichen musste; die graue F700GS mit Paralleltwin. Auf einmal ist auch das "kleine" Motorrad ausreichend leistungsstark, komfortabel und langstreckentauglich. Das heißt auch mittlere und längere Touren können damit bewältigt werden. 

 

 

Mit dem Essen kommt bekantlich der Appetit und nochmal drei Jahre später kam ein neueres Boxer-Moped auf den Hof. Quasi die Symbiose aus R1100RS und F700GS: eine R1200GS. Wieder mehr Leistung, mehr Komfort und mehr Sicherheit. Eine schön aufrechte Sitzposition und bequemer Sattel lassen die Tagestouren immer länger werden. Trotzdem bleibt die blaue BMW erstmal noch da. Zu Spitzenzeiten hat man also die Wahl zwischen drei verschiedenen BMWs in der Garage. Ein echtes Luxusproblem. Die objektiven Vorteile der neuen GS sorgt trotzdem dafür das die RS immer weniger gefahren wird und schließlich verkauft werden soll. Trotz des guten Zustand und der Wartungshistorie dauerte es fast 18 Monate bis sich endlich ein Käufer fand.

 

 

Im Winter, als der Verkauf besiegelt wurde, ist das Saisonkennzeichen nicht mehr gültig. Also fiel die Probefahrt aus und eine überführung auf eigenen Rädern ist nicht ohne weiteres möglich. Darum gehörte die Anlieferung mit unserem Anhänger mit zum Verkaufsangebot. Und damit fingen die Probleme an; früh am Samstag morgen sollte die Maschine aufgeladen und weggebracht werden. Einer der Gründe warum dieses Motorrad nie auf dem Anhänger in den Urlaub mitgenommen wurde ist das sie sich echt bescheiden aufladen lässt. Ziemlich schwer und breit, schlecht zu dosierende Trockenkupplung gerade im kalten Zustand teilweise unberechenbare Gasannahme. In Summe führte das zu folgendem Szenario; das Moped fährt die Rampe hoch und bleibt auf halber Strecke fast stehen, damit der Motor nicht ausgeht gibt man etwas mehr Gas und lässt die Kupplung weiter kommen, statt hoch zu fahren dreht das Hinterrad auf der Rampe durch und rutscht zur Seite weg. Die Maschine fängt an zu kippen und lässt sich nicht mehr aufhalten. 

 


Letztendlich liegt der Bock mit der rechten Seite halb auf dem Steinboden und halb auf der Ladefläche. Ein Rad auf der Rampe, eins daneben. Nur mit vereinten Kräften gelingt es die BMW wieder aufzurichten. Der entstandene Schaden ist nicht so schlimm wie vermutet aber dennoch ärgerlich; beide Blinker rechts kaputt, Loch im Seitenteil, Kratzer im Kotflüge sowie Soziusgriff und Heckteil. Immerhin hat der Motor und die Schwinge nichts abbekommen. Da haben sich die Protektoren ja doch noch bezahlt gemacht. Natürlich informieren wir den Käufer sofort. Er ist damit einverstanden das wir die Maschine reparieren und ihm in einer Woche vor die Tür stellen. Wenn wir keinen guten Job machen tritt er vom Kauf zurück und wir müssen von vorne anfangen. Die Zeit läuft.  

 

 

 

Noch am Samstag morgen fahren wir zu einem überregionalen Motorrad-Schrotthändler der uns die vordere Seitenverkleidung verkauft. Natürlich in der falschen Farbe, aber das macht nichts, der Kotflügel vorne muss eh neu lackiert werden. Die Blinkergläser gibts original bei BMW (sogar günstiger als im Netz!) und neue Aufkleber bestellen wir in Polen da sie nirgendwo mehr verfügbar sind. Leider konte uns der erste Lackierbetrieb nicht verbindlich zusagen bis Freitag alles fertig lackiert zu haben so das wir die Teile nochmal abholen und woanders hin bringen mussten. Das Ergebnis ist unserer Meinung nach sehr gut geworden und vom Sturz fast nichts mehr zu sehen. Der Käufer war auch einverstanden und so konnte die Maschine doch noch ausgeliefert werden. 


Ab jetzt haben wir wieder ein bisschen mehr Platz in der Moped-Garage, aber wer weiß wie lange das so bleiben wird. Ein älteres Motorrad in der Reihe ist gar nicht so verkehrt, aber dann muss es auch so alt sein das man sämtliche komforteinbußen dulden will.

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