Freitag, 8. Januar 2021

Omega Rostbekämpfung Episode VI


Solange der Omega bei uns ist war er in zwei Dingen immer zuverlässig: er springt immer an und man findet jedes Jahr neue Roststellen. Nachdem in der Vergangenheit vorallem die Schwellerregion auf beiden Seiten für gute Unterhaltung gesorgt haben verlagern sich die Problemzonen langsam nach oben. Mittlerweile sind auch der Motorraum und Spritzwand nicht mehr sicher. Eine neue Herrausforderung für uns, aber kein Hindernis.
 

 
Obwohl wir es besser wissen sollten begeben wir uns normalerweise nicht aktiv auf die Suche nach Rost an der Karosserie - sie findet uns. Besonders dann wenn es zeitlich gar nicht passt und wir eigentlich an einer ganz anderen Sache dran sind. Dann lacht uns die braune Seuche geradezu an und wir können gar nicht anders als mit dem Schraubendreher zu stochern bis wir mal wieder eine Stelle finden wo das Blech nur noch vom Lack zusammengehalten wurde. Dieses Mal fing alles mit den Federn an der Hinterachse an. Um die zu tauschen musste der Omega auf die Hebebühne und wenn er schon mal in der Luft hängt können wir auch gleich die Räder rotieren. Seit dem der Opel nicht mehr als primäres Alltagsauto läuft steht er dauerhaft auf Winterreifen und die sollen noch möglichst lange halten.
 

Nachdem die Vorderräder abgeschraubt sind hat man freien Blick in die Radhäuser und auf die vorderen Rahmenträger. Die sahen so schlecht gar nicht aus, bis auf ein paar Blechkanten an denen sich der originale Unterbodenschutz langsam löst. Sicherheitshalber entfernen wir den mal lieber. Das Blech dahinter war wohl schon längere Zeit nicht mehr gut geschützt; alles angerostet. Also her mit dem Winkelschleifer samt Zopfbürstenaufsatz und los gehts. Dabei fliegen gleich noch einige größere Rostbrocken weg. Anschließend schwingen wir den Hammer und klopfen nochmal großflächig alles ab. Dabei lösen sich gerne noch weitere unterrostete Partien auf. 

 
Sobald wir keine losen oder unterwanderten Bereiche mehr finden können wir alles mit Pressluft ausgeblasen und großzügig mit Rostumwandler eingepinselt. Dieser soll wie der Name schon erwarten lässt aus dem losen und offenporigen Rost eine feste geschlossene Oberfläche machen unter der nichts mehr weiter gammeln kann. Leider braucht das Zeug bei den aktuell niedrigen Temperaturen eine ganze Nacht zum durchtrocknen bevor die zweite Schicht aufgetragen werden kann. Zum Glück haben wir noch genügend andere Schadstellen am Omega um uns bis dahin ausreichend zu beschäftigen. 

 
Im Radhaus auf der gegenüberliegenden Seite haben wir sogar noch mehr Rostbefall. An zwei Stellen ist das Blech zwischen Radhaus und Motorraum komplett durchgerostet. Da bleibt uns nicht viel andere übrig als alles blank zu schleifen und kleine Flicken aufzuschweißen bis alles wieder geschlossen und stabil ist. Abhängig von dem Ort wo das Loch ist könnte die Stabilität der Karosserie im (Un-)Falle des Falls kompromitiert werden. Allein deshalb sollte man versuchen einen guten Job zu machen und den Rost restlos auszuschneiden und mit intaktem Blech zu ersetzen. 

 
Von den vorderen Radhäusern arbeiten wir uns erstmal weiter Richtung mitte des Fahrzeug. Etwa auf Höhe der Wagenheberaufnahme liegen mindestens drei verschiedene Blechlage übereinander und lösen sich langsam auf. Für ein perfektes Resultat sollte man alles wegschneiden und dann Schicht für Schicht von innen nach aussen mit neuem Blech einsetzen. Auch auf die Gefahr hin das ich mich dafür in ein paar Jahren selbst verfluchen werde, beschränken wir uns heute darauf alles abzuschleifen, zu verschweißen und anschließend mit Rostumwandler und Rostschutzfarbe dick einzupinseln. Später soll noch Unterbodenschutz auf Wachsbasis über alles gesprüht werden. 

 
Damit sind wir für heute schon mit dem Unterboden fertig. Obwohl wir nochmal wirklich alle neuralgischen Stellen abgeklopft haben, scheint der Rost hier noch nicht lange genug gewirkt zu haben um echten Schaden zu verursachen. Dann könnnen wir jetzt im Innenraum weiter machen. Wir arbeiten uns nicht nur von vorne nach hinten durchs Auto, sondern auch von leicht nach schwer und diese Stelle ist eher schwierig; die Spritzwand zwischen Fahrgastzelle und Motorraum bzw Radhaus hat genau unterhalb vom Heizungswärmetauscher ein Loch. Darüber kommt Wasser in den Innenraum, aber einfach zuschweißen lässt es sich auch nicht. Dafür muss zum einen von Innen der komplette Fußraum freigelegt und alles brennbare Dämmmaterial aus dem Weg. Und um die Sache noch spannender zu machen verlaufen auf der Aussenseite die Kraftstoffleitungen. 

 
Um nicht viel mehr Zeit als nötig mit der Diagnose zu verbringen schneiden wir erstmal ein großes Stück aus der Bodendämmung raus. Die ist ohne Übertreibung mindestens 8cm dick - kein Wunder das der Omega im Inneneren immer so schön leise ist. Jetzt sehen wir das Rostloch im ganzen Ausmaß. Der obere Rand zum Durchbruch für den Wärmetauscher ist schon nicht mehr vorhanden. Mit einem Heißluftfön und Stecheisen entfernen wir die Teermatte vom Blech und schleifen den Rost ab. Zusätzlich kommt der Dremel mit einer kleine Trennscheibe zum Einsatz; damit wird der schon sehr dünne Randbereich vom Rostloch auch noch abgeschnitten - hier hätte ohnehin kein Schweißpunkt gehalten. Anchließend kommt wieder in mehreren Durchgängen ordentlich Rostumwandler zum Einsatz. 
 
 
Im Anschluss formen wir uns freihändig ein passendes Reparaturblech mit dem das Loch großzügig überdeckt wird. Das Blech sowie die Karosserie bekommen nun mehrere Schichten Rostschutzfarbe, danach wird der Flicken mit Karosseriedichtmasse beschmiert und eingesetzt. Ein paar Popniete halten das Blech an Ort und Stelle während die Dichtmasse aushärtet. Im Innenraum wollten wir auf gar keinen Fall schweißen um nichts in Mitleidenschaft zu ziehen. Da dem Prüfingenieur unsere "Kleben statt Schweißen" Lösung eventuell missfallen könnte setzen wir von aussen - soweit es die Platzverhältnisse erlauben - einige Schweißpunkte zwischen Karosserie und Reparaturblech. Dafür wurden die Benzinleitungen selbstverständlich ausgehakt und aus dem Weg gelegt sowie mit nassen Handtüchern abgedeckt. Danach kommt auch von aussen Rostumwandler, Rostschutzfarbe, Dichtmasse und Unterbodenschutz zum Einsatz.

 
Das traurige dabei ist, das man am Ende nichts von der ganzen Arbeit sieht, egal ob man sich vorher große Mühe gegeben hat oder direkt über den Rost drübergesprüht hat. Hauptsache das hält jetzt wieder für einige Jahre so das wir die Früchte unserer Arbeit genießen können. Was nicht für mehrere Jahre gehalten hat ist der neue Wasserkühler der schon wieder undicht ist. Da hilft nur ein erneuter Austausch und bei der Gelegenheit soll die Klimaanlage auch gleich Instandgesetzt werden. Wenn nicht jetzt wann dann? Funktioniert hat sie schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Bevor wir uns damit befassen, finden wir doch noch ein Rostloch, genau unterhalb vom Kühler war es die ganze Zeit gut versteckt und hat schon eine beträchtliche Größe erreicht. Auf der gegenüberliegenden Seite geht es auch schon langsam los, immerhin ist hier noch kein richtiges Loch entstanden. 

 
Unser Schweißgerät kommt an diesem Wochenende gar nicht mehr zum abkühlen. Es geht einfach immer weiter. Alles blank schleifen, Blechflicken zurechtschneiden, altes Blech austrennen und neues einschweißen. Rostumwandler und Schutzfarbe drüber. Fertig. Da wir die Rückseite vom Rostherd nicht erreichen können muss hier eine kräftige Ladung Hohlraumwachs ausreichen. Viel mehr können wir hier und jetzt nicht tun. Solange wir neue Rostnester finden bevor die alten wieder neue Probleme verursachen können wir uns bei diesem Opel schon fast glücklich schätzen. Warten wir mal ab wo das Schweißgerät beim nächsten Mal gebraucht wird.

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