Montag, 11. Januar 2021

Rollende Zeitbombe wird entschärft

 

Egal was andere Leute sagen, wir sind der Meinung das die regelmäßige Hauptuntersuchung einen echten Beitrag zur Sicherheit im Straßenverkehr leistet. Ansonsten würden Fahrzeuge mit gravierenden technischen Mägeln noch eine ganze Weile unbehelligt weiterfahren bevor sie aus dem Verkehr gezogen werden - und wenn es auf der Pritsche des Abschleppwagen ist der die Reste nach dem Unfall einsammelt. Dafür das uns dieses Schicksal erspart bleibt haben wir jetzt einen zwei Seiten langen Mängelbericht und jede Menge Arbeit vor uns.

 

 

Eigentlich hat so ein kleiner Anhänger gar nicht so viele Bauteile die kaputt gehen können, aber dieser Trailer hat schon lange keine Pflege mehr bekommen und braucht einmal das komplette Paket. Also Beleuchtung, Reifen, Bremse, Kupplung und Karosserie - wenn man die Bordwände und zwei Kotflügel so nennen möchte. Natürlich schauen wir uns das (ehemals) gute Stück schonmal oberflächlich an bevor es zur eigentlichen Hauptuntersuchung geht, aber mit einer Plakette rechnen wir heute ganz sicher noch nicht. Im Zweifelsfall ist es trotzdem gut alle gravierenden Mängel schwarz auf weiß zu haben und damit die nächsten Schritte zu planen. Vielleicht ist der Anhänger ja ein versteckter Totalschaden. 

 


Angesprochen wurden wir ursprünglich nur weil der Anhänger seit einiger Zeit nicht mehr vernünftig bremst und voll aufläuft. Vermutlich müsste die Bremse mal wieder richtig eingestellt werden - wann das zuletzt gemacht wurde kann keiner mehr sagen. Es ist durchaus möglich das die Bremse mal justiert werden sollte, aber der Grund warum die Bremse nicht mehr funktioniert ist offensichtlich ein anderer; das Bremstgestänge ist einfach aufgebrochen und hängt teilweise lose an der Deichsel! 

 


Anscheinend hat sich das Loch in dem ein Bolzen sitzt mit der Zeit und durch mangelnde Schmierung soweit aufeweitet das er irgendwann durchgerutscht ist. Jetzt kann sich das Gelenk zur Seite wegbiegen statt die Kraft über das Gestänge zur Achse übertragen. Ein Paar neue Bolzen, Unterlegscheiben und Splinte sollten ausreichen um die Übertragungseinrichtung wieder funktionstüchtig zu machen. Zuvor muss nur die Schraube des Umlenkhebel gelöst und der obere Bolzen abgeschnitten werden. Wer weiß wie lange der sonst noch durchgehalten hätte. 

 


Jetzt kann die Auflaufbremse wieder ihren Job machen, nur ob sie den auch gut genug macht - das können wir hier und jetzt noch nicht beurteilen. Was wir schon wissen ist das eine Kennzeichenleuchte nicht funktioniert und schon wieder ein Rücklichtglas kaputt gegangen ist. Ach ja und das die Hauptuntersuchung bereits seit einem Monat fällig ist. Das trifft sich ja gut. Auf dem Weg zur Prüfhalle können wir gleich beim Auteiledealer anhalten und ein neues Rücklicht besorgen. Vielleicht reicht das ja schon um die Plakette zu kriegen. Wobei wir da doch es pessimistisch sind. Abgesehen von zwei neuen Reifen die dieser Anhänger im September erst bekommen hat wurde in den letzten Jahren ziemlich genau gar nichts gemacht.

 


An der Prüfhalle ist heute etwas mehr los - neues Jahr, neues Glück - so das wir ein bisschen länger warten müssen bis endlich ein Prüfer für unser kleines Gespann Zeit hat. So lange können wir nur draußen im Auto warten. Während der eigentlichen Prüfung dürfen wir das Auto erstmal nicht verlassen und auch nicht wie sonst mit runter in die Grube gehen um uns den Trailer selbst mal von unten anzuschauen. Die Corona Schutzmaßnahmen erlauben einfach keine Ausnahmen. Immerhin erzählt uns der Prüfer was er so gefunden hat, und das ist nichts gutes; dieser Anhänger kriegt heute keine Plakette.

 


Im Grunde sind wir mit unserem Vorhaben schon draußen auf dem Hof bei der ersten Probebremsung gescheitert. Dabei hat sich die Auflaufeinrichtung zu weit zusammengeschoben. Offensichtlich ist die Bremse immernoch zu locker eingestellt und der Leerweg zu groß. Als nächstes sollten wir die Beleuchtung durchschalten, dabei erwarten wir keine Probleme - vor der Abfahrt hat alles funktioniert. Jetzt ist die eine Kennzeichenleuchte schon wieder ohne Funktion. Vielleicht ist doch das Kabel oder der Stecker beschädigt? Weiter im Programm. Rein in die Halle und auf den Bremsenprüfstand. 

 


Während wir im Auto die Bremse festhalten zieht der Prüfer draußen langsam am Handbremshebel. Am linken Rad setzt die Bremse ziemlich schnell ein während die rechte Seite deutlich verzögert einsetzt. Dieser Vorsprung setzt sich bis zur Blockiergrenze fort. Wieder ein Zeichen dafür das die Trommelbremsen oder das Gestänge weiter justiert werden müssen. Eigentlich ist die Prüfhalle dafür der perfekte Ort und Zeitpunkt. Wir haben einen Grubenheber mit dem mal eben der ganze Anhänger aufgebockt werden kann und auf dem Prüfstand lässt sich die neue Einstellung direkt überprüfen. Aber dafür ist heute einfach zu viel los.

 


Wie der Prüfer uns Mitteilt würde ein Einstellen der Bremstrommeln allein wohl nicht mehr ausreichen; der Waagebalken an dem die Bremsseile zu den Radbremsen eingehängt sind, steht ganz schief. Das passiert wenn eine Bremse deutlich strammer eingestellt ist als die andere oder wenn der Seilzug hängen bleibt. Ohne eingehende Untersuchung können wir daran im Moment nichts ändern. Immerhin gibt es an der Unterseite vom Anhänger sonst weiter keine Mängel. Aber die HU ist noch nicht zuende. Jetzt macht der Prüfer noch einen Rundgang oben rum und schaut sich die Deichsel und Kupplung an. 

 


Leider ist er mit beiden nicht zufrieden. Die Kupplung ist verschlissen, jedenfalls hat die Prüfkugel ordentlich Luft wenn sie in der Kupplung einrastet. Und die Auflaufeinrichtung in der Zugdeichsel hat etwas zu viel Höhenspiel. Damit dürften die deutlich spürbaren Vibrationen und das Geklappere auf der Anfahrt auch erklärt sein. Als letzter Punkt auf der Mängelliste steht jetzt ausserdem noch eine kleine Beschädigung der Bordwandreling, hier ist ein Stück rausgebrochen als beim letzten Strohballentransport mit dem Frontlader nicht ganz vorsichtig verladen wurde. Gemessen an den restlichen Mängeln auch nicht mehr wirklich dramatisch. So machen wir uns auf den Heimweg.

 


Auf dem Prüfbericht steht jetzt die ungleichmäßige und nicht ausreichende Bremswirkung, die nicht selbsttätig lösende Radbremse, der zu große Auflaufweg, das Höhenspiel der Deichsel, die verschlissene Kupplung, eine kaputte Reling, die defekte Kennzeichenleuchte, ein loser Kotflügel und ein verblasster seitlicher Rückstrahler. Ein paar Ersatzteile und einige Arbeitsstunden werden wir wohl investieren müsen bevor dieser Trailer bereit für eine Nachkontrolle ist. Den Anfang machen die Kleinigkeiten für die wir wenig Material brauchen. Der Rest wird bestellt und in dieser Reihenfolge behoben. Hoffentlich reicht die Zeit dafür aus. 

 


Der lose Kotflügel wird erst mit dem Gummihammer wieder in Form geschlagen und dann die abgerissene Halterung festgeschweißt. Das Loch in der Reling wird mit einem passend zurechtgebogenen Stück Aluminium  überdeckt und zugenietet. Nicht schön aber stabil. Neue Rückstrahler haben wir noch im Fundus und können ihn direkt ablösen und ersetzen. Bei dem Beleuchtungsproblem beschränken wir uns heute auf eine ordentliche Ladung Kontaktspray auf die Anschlüsse und etwas am Kabel wackeln. Damit funktioniert die Kennzeichenbeleuchtung vorerst wieder. Wenn wir mehr Zeit haben können wir das nochmal ordentlich machen, jetzt zählt nur ein schneller Erfolg. 


 

Die verschlissene Kugelkopfkupplung können wir schnell und relativ preisgünstig gegen ein neues Exemplar auswechseln. Das ist sogar billiger als wieder eine Kupplung vom alten Typ aufzutreiben die mittlerweile nicht mehr hergestellt wird. Solange der Rohrdurchmesser, das Lochbild und die Tragfähigkeit passen kann nahezu jede Kupplung verwendet werden. Einfach die beiden Schrauben lösen und mit dem neuen Teil wieder zusammenbauen. Bei der Gelegenheit pumpen wir noch eine ordentliche Ladung Fett in die Schmiernippel der Auflaufeinrichtung rein. Damit ist das Höhenspiel auch wieder verschwunden. Mittelfristig sind definitiv neue Buchsen erfoderlich. Aber das hat ebenfalls Zeit bis nach der HU. 



So bleibt als letzter großer Mangel auf der Liste die Bremsanlage. Wir werden wohl oder übel beide Bremstrommeln abnehmen müssen um die Mechanik zu reinigen und gängig zu machen. Sollte es uns nicht gelingen die Bremsseile mit Kriechöl in Bewegung zu versetzen müssen die auch erneuert werden. Keine allzuteure Investition aber doch Zeitaufwändig. Darum kümmern wir uns dann wenn die Ersatzteile endlich eingetroffen sind. Schon jetzt sind wir auf einem guten Weg den Trailer fristgerecht wieder vorführen zu können.

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