Freitag, 29. Januar 2021

Ins Lenkrad gebissen: Nur Blinde und Einäugige auf den Straßen

 

In dieser Jahreszeit ist es morgens immer noch verdammt lange dunkel und wird den ganzen Tag über nur selten wirklich hell. Darum verlangt es die StVO und der gesunde Menschenverstand fast immer mit Licht herumzufahren. In der Theorie kein Problem. Im wahren Leben kommt technischer Verschleiß und menschliche Doofheit dazu. Unterm Strich sind darum jede Menge Blinde und Einäugige auf den Straßen unterwegs. Das ist meine Feldstudie.

 


Seit dem ich vor einem guten Jahrzehnt den Führerschein gemacht habe, bin ich nicht mehr in einer Fahrschule gewesen. Vielleicht habe ich ein paar Detail seit diese Zeit vergessen. Aber eine Sache weiß ich noch; wann man mit Licht am Auto fahren muss. Dazu steht alles wesentliche im Paragraph 17 der StVO, unter anderem solche Perlen der Weisheit wie "...wenn die Sichtverhältnisse es sonst erfordern, sind die vorgeschriebenen Beleuchtungseinrichtungen zu benutzen". Soweit alles logisch und nicht weiter der Rede wert - sollte man meinen. Draußen auf der Straße sieht die Sache wieder etwas anders aus. 

 

 

Ich sehe da jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit eine beängstigend große Anzahl von Autos die entweder ohne Licht, mit dem falschen Licht oder mit sonst wie defekter Beleuchtung unterwegs sind. Damit begeben sie sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer unnötig in Gefahr. Aber was genau machen die Leute falsch und warum überhaupt? Dafür betrachten wir jetzt mal die Hauptfiguren die einem auf der Straße begegnen können. Wie gesagt, meine Ansicht, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

 


Mit Abstand die größte Gruppe sind die einäugigen Autos. Also solche bei denen ein Abblendlicht kaputt ist. Wahrscheinlich ist nur die Glühlampe durchgebrannt, aber ein kaputtes Kabel oder die Sicherung kommen theoretisch auch in Frage. Soweit ein ganz normales Problem das wohl jedes Auto früher oder später mal haben kann. Wie darauf reagiert wird trennt die guten von den schlechten Autofahrern. Im Zweifelsfall muss man annehmen dass die Lampe gerade erst kaputt gegangen ist und nicht schon seit mehreren Tagen und Wochen - wobei auch das gar nicht so unwahrscheinlich ist.

 


Solange das zweite Abblendlicht noch funktioniert kann man ja noch was sehen und weiter fahren. Aber sobald man bemerkt das ein Licht nicht funktioniert kümmert man sich dann unverzüglich darum das alles wieder in Ordnung ist, oder nicht? Dafür kommen mir aber ziemlich oft und lange immer wieder die selben Autos entgegen und das Licht bleibt kaputt. Das kann doch nur daran liegen das es noch niemand bemerkt hat (weil sie auf solche Dinge einfach nicht achten), oder der Austausch nicht so ohne weiteres möglich ist und einen Termin in der Werkstatt erfordert (was an und für sich schon schlimm ist) oder weil es ihnen völlig egal ist und sie auch noch weiter fahren wenn das letzte Licht ausgeht. 


 

Das bringt mich direkt zur nächsten Gruppe; Leute die ohne Licht herumfahren. Egal ob Tagsüber wenn starker Regen oder schlechtere Witterung die Sicht beeinträchtigen oder Nachts durch die Stadt und sogar über Land fahren ohne irgendwelche Anstalten zu machen mal das (Abblend-)Licht einzuschalten. Mögliche Erklärungen für dieses Verhalten gibt es einige; sie denken es ist noch hell genug, sie wissen gar nicht das ihr Licht aus ist oder das Licht ist kaputt und es leuchtet einfach gar nichts mehr. Die letzte Version ist doch ziemlich unwahrscheinlich wenn man bedenkt das es zwei Abblendlichter,zwei Standlichter (vordere Begrenzungsleuchten gibt) und optional zwei Nebelscheinwerfer und Tagfahrlichter vorne am Auto gibt. Die sollen wirklich alle zur selben Zeit kaputt gegangen sein? 

 


Je nachdem wie gut die Nachtsicht noch funktioniert kann man in einer hell erleuchteten Stadt sicherlich ohne Abblendlicht herumfahren und sieht genug, besonders wenn alle anderen Verkehrsteilnehmer korrekt beleuchtet sind hat man selbst erstmal keine großen Nachteile. Und wie soll man es als Fahrer merken ob das Licht aktiviert ist, wenn die Instrumentenbeleuchtung sowieso dauerhaft leuchten muss damit man die digitalen Anzeigen erkennen kann. Tagfahrlicht kann je nach Modell direkt vor dem Auto durchaus so hell sein wie das Abblendlicht bei älteren Autos, das macht es nicht unbedingt einfacher. 

 


Die Leute welche in der Dämmerung und bei schlechtem Wetter nur mit Tagfahrlicht oder Standlicht allein rumfahren gehören wohl irgendwie auch zur letzten Gruppe. Vielleicht wissen sie nicht wie ihr Lichtschalter funktioniert, vielleicht glauben sie das neuerdings alle Welt mit Standlicht rum fährt weil sie das Prinzip von Tagfahrlicht nicht kapieren, vielleicht wollen sie auch einfach nur cool sein. Ein Sicherheitsrisiko stellen sie trotzdem dar und verboten ist es auch. Die Frage ist jetzt was man dagegen tun kann. Ausser an jeder größeren Straße ein paar Polizisten aufzustellen die solche Leute direkt aus dem Verkehr ziehen und ihnen sprichwörtlich die Augen öffnen muss wohl eine technisch automatisierte Lösung gefunden werden, auf den menschlichen Verstand darf man sich scheinbar nicht mehr verlassen. 

 


Soweit das facettenreiche Problem. Hier folgen mögliche Lösungsansätze. Wie gesagt meine Meinung, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Idee Nummer Eins: der Fahrer muss zweifelsfrei und unmittelbar darüber informiert werden wenn das Licht eingeschaltet ist, wenn es ausgeschaltet ist oder wenn es kaputt ist. Idee Nummer Zwei: das Auto kümmert sich automatisch um die jeweils passende Beleuchtung. Zugegeben keine bahnbrechenden Ideen. Besonders weil viele Hersteller diese Lösungen mehr oder weniger gut bereits umsetzen. 

 


Abgesehen von der meist ziemlich eindeutigen Stellung vom mechanischen Lichtschalter würden Piktogramme im Kombiinstrument einigen Leuten schon mal helfen damit sie klar erkennen ob sie mit Standlicht, Abblendlicht, Tagfahrlicht oder ganz ohne Licht fahren. Gegen die Gruppe von Leuten die absichtlich so rum fahren weil es ihnen egal oder noch zu hell ist, hilft das natürlich nicht. Für diese Gruppe sind automatisches Abblendlicht vermutlich die bessere Lösung, auch wenn die Systeme nicht immer zuverlässig arbeiten, beispielsweise bei Nebel oder starkem Regen. Eine Logikverknüpfung mit dem Scheibenwischer wäre sicher nicht verkehrt; ab Stufe 3 könnte das Licht automatisch zugeschaltet werden. 

 


Die einfachste Lösung für fast alle Probleme stellt das skandinavische Tagfahrlicht dar; sobald der Motor läuft wird automatisch das Abblendlicht eingeschaltet - immer. Davon halte ich persönlich nicht viel weil es unnötig Energie verbraucht und die Chance erhöht mit teilwese defektem Licht rumzufahren - die Lebensdauer einer normalen Halogenglühlampe ist nun mal begrenzt. Ganz abgesehen davon das zu viel Licht auf den Straßen dazu führe kann das andere, schwächere Verkehrsteilnehmer die schon jetzt verpflichtet sind dauerhaft mit Abblendlicht zu fahren nicht mehr so deutlich auffallen; die Motorradfahrer. Nicht ohne Grund rüsten viele Biker ihre Maschinen mit zusätzlichen Leuchten auf oder ziehen gelbe Warnwesten über. 

 

 

Apropos kaputtes Licht. Neben der CheckControl die dem Fahrer eine defekte Lampe zweifelsfrei im Display anzeigen kann sind selbstständige Redundanzfunktionen eine praktikabele Lösungn und bei Herstellern wie BMW und Mercedes schon seit Jahrzehnten üblich. Wenn beispielsweise das Abblendlicht auf einer Seite ausfällt wird der Nebelscheinwerfer zugeschaltet. Wenn der Blinker ausfällt, übernimmt diese Funktion das Tagfahrlicht und so weiter. Je mehr LEDs für die Beleuchtung am Auto verwendet werden, desto weniger Probleme durch Verschleiß sollten in der Zukunft auftreten. 

 


Soweit meine Meinung und Ideen. Was meint ihr dazu? Sollte der Fahrer selbst entscheiden dürfen wann er das Licht aktiviert? Reicht automatisches Tagfahrlicht als grundsätzliche Beleuchtung aus? Muss es den Leuten einfacher gemacht werden kaputte Glühlampen selbst auszutauschen? 
 

P.S. Beim Omega hat vor kurzem eine der Osram Nightbreaker Glühlampen nach 10 Jahren(!) den Dienst quittiert. Das kommt davon wenn man mit Licht fährt wenn es angebracht ist und auch nur dann. Für alles andere gibt es Tagfahrlicht. Kaum war die Lampe kaputt erschien eine Meldung im Bordcomputer und mit der passenden Ersatzbirne aus dem Handschuhfach konnte das Licht ohne Werkzeug innerhalb weniger Minuten wieder repariert werden.

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