Montag, 10. Mai 2021

Ford Transit Bremsscheiben hinten tauschen

 

Je größer und schwerer ein Fahrzeug ist, desto größer ist auch die Bremsanlage dimensioniert um immer eine ausreichende Verzögerung zu gewährleisten. Das heißt aber nicht das so eine Bremse ewig hält und nie verschleißt. Dieser Ford Transit hat wirklich kein schweres Leben und wird normalerweise vorrauschend gefahren. Trotzdem sind jetzt nach 150tkm die hinteren Bremsen absolut und restlos verschlissen. Eine Aufgabe für uns. 

 

 

Unter anderen Umständen hätte die Bremse sicher schon früher ihr Ende erreicht, aber dieser Transit hat den kleinsten Motor, die mittlere Karosseriegröße, keine Anhängekupplung und muss im offiziellen Arbeitsalltag nur leichte Ware im regionalen Umkreis transportieren. Besser kann es eigentlich gar nicht laufen. Das ist auch sehr gut so, denn wenn neue Bremsscheiben und Beläge fällig sind, macht das deutlich mehr Arbeit als bei den meisten anderen Fahrzeugen mit denen wir zu tun hatten. Und das liegt nicht an der Bauteilgröße.

 

 

Wobei es natürlich schon weniger Spaß macht auf dem Boden liegend zu arbeiten weil der Lieferwagen zu hoch für unsere Garage und die Hebebühne ist. Immerhin ist das Wetter kooperativ so das wir mit dem Wagenheber und Unterstellböcken draußen auf dem Hof arbeiten können. Hinter der Radkappe verbirgt sich die erste Hürde für Leute die nur mit einem kleinen Werkzeugkasten ans Werk gehen wollten; die 36m Nuss welche die Radnabe an der Achse sichert. 

 

 

Entweder man hat auch noch einen geeigneten Schlagschrauber, oder man muss sich mit einem langen Hebel und Knebel behelfen. Als nächstes heben wir den Wagen an der Achse hoch und stellen ihn auf die Böcke. Jetzt können die fünf Radmuttern (SW21) gelöst und entfernt werden, das Rad folgt auf dem Fuße. Endlich sieht man mal genau wie Beläge aussehen, bzw man sieht das davon nicht mehr viel übrig ist. Die Scheiben haben auch schon eine deutliche Kante, da lohnen sich keine neuen Beläge auf die Alten zu packen.

 

 

Der Bremssattel kann erst abgenommen werden wenn die beiden Schrauben der Führungsbolzen gelöst sind (SW13 und 17) und mit einem großen Schlitzschraubendreher etwas nachgeholfen wird. Sobald der Sattel befreit ist lassen wir ihn einfach am Handbremsseil hängen. Die alten Beläge sollten sich ohne Probleme vom Träger lösen lassen, letzterer wird von zwei Schrauben (SW15) an der Achse gehalten. Zumindest in der Theorei müsste man die Radnabe samt Bremsscheibe jetzt vom Achszapfen ziehen können. 

 

 

In unserem praktischene Fall saß das Lager so fest das auch weniger sanfte Schläge mit dem Hammer auf die alte Bremsscheibe keinen Erfolg brachten. Praktischerweise konnten wir uns kurzfristig einen hydraulischen Abzieher ausleihen. Sofern er die passende Größe hat, sollte auch ein konventioneller Spindelabzieher genügen. So oder so besteht immer die Gefahr das Radlager auseinander zu reißen wenn man zu brutal vorgeht. Also lieber etwas langsamer und behutsam arbeiten. 

 

 

Um uns den nächsten Arbeitsschritt etwas bequemer zu machen, haben wir die alte Bremsscheibe samt Radnabe in den Schraubstock eingespannt, hier können wir aufrecht stehend arbeiten und die fünf T50 Torxschrauben lösen mit denen Nabe und Scheibe verbunden sind. Auch ohne diese Schrauben trennen sich die Teile leider nicht selbstständig. Entweder man hat wieder einen passenden Abzieher bzw Werkstattpresse parat oder man macht es wie wir.

 

 

Ein buntes Sortiment Meißel, Keile und Schraubendreher werden ringsherum in den Spalt zwischen Nabe und Scheibe getrieben bis entweder A die Scheidung vollzogen ist oder B die gusseiserne Bremsscheibe zerbricht. Wichtig ist nur das die Radnabe intakt bleibt. Nach einer gründlichen Reinigung mit der Drahtbürste und Schleifvlies wird die neue Scheibe angesetzt und wieder ordentlich fesgeschraubt.  

 

 

Mit der neuen Bremsscheibe auf der Achse können wir die große Zentralmutter wieder installieren. Idealerweise hat man eine neue selbstsichernde Mutter parat. Alternativ funktioniert auch Schraubensicherungsmittel sehr gut. Die Mutter bekommt 300NM. Anschließend säubern wir noch den Bremssattelträger mit der Drahtbürste, ersetzen die Führungsbleche und setzen neue Beläge ein. Ein bisschen Keramikpaste an den Führungsnasen sorgt dafür das hier hoffentlicht nie etwas festgammelt.

 

 

Der Belagträger wird mit 115NM und wieder etwas Schraubensicherungsmittel installiert. Bevor der Bremssattel auch wieder an seinen Platz darf müssen wir doch noch zwei Dinge erledigen; den Pegel der Bremsflüssigkeit im Ausgleichsbehälter kontrollieren und sofern er nahe am MAX Wert liegt, ein bisschen was absaugen. Und den Kolben vom Bremszylinder zurückdrücken. Dafür braucht es nochmal Spezialwerkzeug, genauer gesagt zwei. 

 

 

 

Das ist wieder so eine wichtige Eigenheit des Ford Transit; die Spindel vom Handbremsmechanismus hat auf der Fahrerseite Linksgewinde und auf der Beifahrerseite Rechtsgewinde. Darum sind bei Bremskolbenrückstellwerkzeugsets normalerweise auch immer zwei Dreh/DrückSpindeln dabei. Nur wenn die Kolben wieder bündig im Sattel stehen passt er über die neue Bremsscheibe mit neuen Belägen. Die kleinen Schrauben an den Führungsbolzen bekommen nur noch 31NM. Damit ist die erste Seite fertig. Die Radmuttern bekommen übrigens 200NM. 

 


Auf der Fahrerseite sollte sich je nach Ausstattung des Fahrzeug ein Bremsbelag mit Verschleißkontakt befinden. Einfach die Steckverbindung am Achskörper lösen, das Kabel ausfädeln und mit dem neuen Belag alles in umgekehrter Reihenfolge wieder montieren. Vor der erste Probefahr das Bremspedal mehrmals im Stand betätigen damit die Beläge wieder gegen die Scheibe gepresst werden. 


Achtung! Alle Arbeiten an der Bremsanlage und anderen Sicherheitsrelevanten Fahrzeugkomponenten sollten nur von geschultem Personal durchgeführt werden. Wer sich nicht sicher bei der Sache ist sollte lieber eine Werkstatt beauftragen oder sich entsprechend kompetenten Beistand suchen.

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