Die Uhr läuft und wir haben nicht mehr viel Zeit den angenagten Opel Omega Caravan durch die HU zu boxen bevor die vier Wochen Frist zur Nachuntersuchung vorüber ist. Es gibt immer noch viel Arbeit für uns; Karosserie mit Rostlöchern, Motor mit Ölverlust, Ausgeschlagenes Fahrwerk. Und noch ein bisschen mehr.
Bevor wir uns um den Rost kümmern, starten wir mit einer deutlich entspannteren Aufgabe; die blinden Frontscheinwerfer aufpolieren. Wie das geht haben wir in der Vergangenheit schon des öfteren beschrieben - darum hier nur die Kurzversion; Scheinwerfer mit Glasreiniger grob säubern, umliegende Oberfläche mit Klebeband schützen, in drei Durchgängen mit den drei verschiedenen Schleifpapieren die oxidierten Streuscheiben freilegen, aufpolieren und versiegeln, fertig. Die einzige Abweichung bestand darin das wir hier mal testweise mit der Poliermaschine gearbeitet haben um Zeit zu sparen.
Weiter geht es mit dem Fahrwerk an der Vorderachse; hier müssen beide Querlenker erneuert werden weil die Gummibuchsen ziemlich rissig sind. Natürlich kann man sich auch die Arbeit machen neue Gummis in die alten Querlenker einzupressen, aber die Preise für neue Lenker inklusive Traggelenk sind einfach so niedrig das wir das Komplettpaket nehmen. Eigentlich soll nur die eine Schraube richtung Achschenkel und die beiden Schrauben richtung Karosserie gelöst werden, dann kann der Querlenker abgenommen werden.
Tatsächlich geht es schon damit los das der Bremssattel im Weg ist und erstmal demontiert werden muss. Mit etwas Draht binden wir ihn oben am Federbein fest. Dann muss die (in Fahrtrichtung) hintere Schraube mit Nachdruck aus ihrem Loch getrieben werden und um den Querlenker überhaupt zu lösen wird wieder ein Montierhebel gebraucht. Wir empfehlen erst das Traggelenk aus dem Achsschenkel und dann den Querlenker aus dem Achskörper zu ziehen. Klingt wieder ganz trivial. Kostete mich aber einige Zeit und Kraft. Natürlich geht der Einbau des neuen Teil noch viel schwerer da sich die Gummibuchse genau an der richtigen Stelle befinden muss damit die Schraube durch alle Löcher geht.
Letztendlich mussten diverse Tricks und Kniffe angewandt werden. Mit dem Wagenheber von unten drücken, mit einem Spanngurt zur Seite ziehen und den Rest wieder mit einem Montierhebel richten. Nach dieser schweren Geburt haben wir beschlossen es beim zweiten Mal auf der anderen Seite anders zu probieren; der Achsschenkel wird komplett vom Federbein getrennt (zwei Schrauben) und auch oben aufgehängt. So kann der neue Querlenker relativ geschmeidig eingesetzt und vorläufig festgeschraubt werden. Endgültig anziehen soll man die Schrauben erst wenn das Auto in Fahrhöhe steht damit die Gummis nicht dauerhaft verdreht sind. Das Traggelenk und das Federbein am Achsschenkel festzumachen stellen danach auch keine wirkliche Herrausforderung mehr da.
Und wo wir schon mal vorne unterm Auto sitzen, können wir direkt den verölten Motor sauber machen. Vermutlich ist der vordere Kurbelwellensimmerring undicht. Oder die Ölwanne. Darum kümmern wir uns irgendwann später mal. Jetzt soll die Hinterachse genauergesagt deren vordere Tonnenlager erneuert werden. Im Gegensatz zu den vorderen Querlenkern haben wir genau diese Reparatur an genau so einem Auto schon mal gemacht und dabei ein paar Tricks gelernt. Zum Beispiel das alte Lager nicht zu verbiegen beim Versuch es aus seinem Sitz zu lösen - so verklemmt es nur noch mehr. Abgesehen davon sind nur drei kleine und eine große Schraube pro Lager zu lösen und am Ende wieder festzuziehen. Und wieder ein Punkt auf der Liste zum abhaken.
Sobald die Hinterachse wieder fest angeschraubt ist, kann ein kleines aber wichtiges Ersatzteil installiert wrden an dessen Existenz wir schon fast nicht mehr glauben wollten; die Koppelstange vom hinteren Höhenstandsensor der automatischen Leuchtweitenregulierung vom Xenonlicht. Zwei 10mm Muttern sind alles was wir dafür lösen müssen. Man sollte nur vorsichtig sein nicht den Plastikarm vom Sensor abzubrechen - dafür gibt es keine günstigen Ersatzteile sondern nur einen kompletten neuen Sensor. Für knapp 30€ verschwindet jetzt endlich die Fehlermeldung aus dem Bordcomputer. Wieder ein Punkt von der Liste erledigt.
Und damit kommen wir zu den letzten beiden großen Baustellen. Die Löcher in der Karosserie und im Auspuff zu verschließen. Erstmal die Abgasanlage; durch den Endschalldämpfer kann man von der Seite durch schauen, so schlimm ist der Rost. Realistisch betrachtet braucht der Omega eine komplett neue Abgasanlage. Aber jetzt und hier muss es nochmal so geregelt werden. Den Schalldämpfer flicken wir mit großen Blechstücken, die Rohre werden einfach im Luftbrückenverfahren geschlossen. Bei der Gelegenheit kommen auch noch ein paar neue Haltegummis an die Anlage dran.
Mit dem schmalen Bandschleifer entfernen wir den losen Lack, Rost und Dreck vom Blech. Ein paar Stücke Pappe als Schablone und ein Filzstift sind alles was wir brauchen um Reparaturstücke herzustellen. Die Bleche einzuschweißen ist danach kein großer Akt mehr. Zum Schluss ordentlich Farbe und Karosseriedichtmasse drauf, dann kann alles wieder zusammengebaut werden. Mit vier neuen alten Reifen am Auto können wir jetzt mal zur Nachuntersuchung fahren und uns die neue Plakette abholen. Hoffentlich hat sich die ganze Arbeit gelohnt und dieser Omega hält die nächsten zwei Jahre durch.
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