Montag, 9. August 2021

BMW E46 Bremssattel tauschen

 

Autos sind Fahrzeuge. Keine Stehzeuge. Das zeigen sie uns recht deutlich wenn sie längere Zeit untätig rumstehen. Im besten Fall ist einfach nur die Batterie leer, im schlimmeren Fall rosten die Bremsen fest. Genau das Problem hat dieser BMW 318d Kombi. Neuerdings schleift die Bremse an einem Hinterrad ziemlich deutlich, teilweise muss ein Zwischenstop eingelegt werden damit alles wieder abkühlen kann. Das kann so nicht bleiben. 

 

 

Welche Bremse schleift können wir ganz einfach festellen; die Felge des betroffenen Rad ist stark verschmutzt vom Bremsstaub und die ganze Bremsscheibe hat einen rötlichen Überzug von der enormen Hitze. Wenn man zu lange mit einer schleifenden Bremse fährt, verglasen irgendwann die Bremsbeläge und die Scheibe kann sich verziehen. Alles keine schöne Vorstellung. Besonders wenn es neue Bremssättel für weniger als 50€ zu kaufen gibt. Aus dem selben Grund machen wir uns nicht die Mühe den Sattel zu zerlegen und gängig zu machen. 

 

 

In jedem Fall muss der E46 auf die Hebebühne und beide Hinterräder demontiert werden. Selbst wenn aktuell nur ein Sattel Probleme macht, ist es klug bei dieser Gelegenheit gleich beide Seiten zu erneuern. Die Bremshydraulik müssen wir in jedem Fall entlüften, von daher ist es kein großer Zeitunterschied. Genau deshalb nutzen wir die Chance und wechseln die gesamte Bremsflüssigkeit in der Anlage. Der letzte Service ist sicher schon mehr als zwei Jahre her. Vorher müssen wir nur noch eben die Sättel tauschen.

 


Um den Sattel zu demontieren müssen wir erstmal die Klammer auf der Vorderseite und die zwei 7mm Inbusschrauben auf der Rückseite (hinter Gummistopfen verbogen) lösen. Danach hebeln wir mit einem großen Schlitzschraubendreher zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe um den Kolben ein Stück weit in den Sattel zu drücken, so sollte er ohne große Anstregung vom Halter abgenommen werden können. Wenn wir jetzt neue Bremsscheiben oder Beläge verbauen wollten (und nicht sowieso neue Sättel verbauen würden), müssten wir die Kolben mit einem passenden Rückstellwerkzeug komplett in den Sattel zurückdrücken. Aber das sparen wir uns dieses mal. 

 

 

Im nächsten Schritt stecken wir einen Schraubendreher in die Bremsscheibe und stützen ihn gegen den Sattelhalter ab. Auf diese Weise können wir Problemlos die Inbusschraube (4mm), welche die Scheibe auf der Radnabe sichert, losdrehen. Anschließend sind noch die beiden Schrauben (SW17) vom Sattelhalter zu lösen, dann kann alles von der Radnabe abgenommen werden. Sollte die Bremsscheibe sehr fest sitzen, helfen schläge mit dem Gummihammer von der Rückseite. 



Beim Blick auf die Handbrems-Trommelbremsbeläge müssen wir feststellen das die auch nicht mehr wirklich gut aussehen. Besser wir besorgen hierfür auch direkt neuen Ersatz. Immerhin ist der Einbau gar nicht so kompliziert. Mit einem 4mm Inbusschlüssel lösen wir die Haltestifte der Beläge und hängen anschließend die beiden Zugfedern mit Schraubenziehern und etwas Gewalt aus. Beim Einbau gehen wir genau in umgekehrter Reihenfolge vor. Ob man erst die Zugfedern einhakt und dann die Haltestifte oder andersherum ist relativ gleich vom Schwierigkeitsgrad, jedenfalls nach unserer Erfahrung.

 


Nachdem die Radnabe mit der Drahtbürste gereinigt ist, die Bremsscheiben wieder aufgesteckt und festgeschraubt sind, drehen wir mit einem kleinen Schlitzschraubendreher solange am Rändelrad des Nachsteller bis die Bremsbeläge ganz leicht anfangen zu schleifen. Anschließend kommt der Sattelhalter wieder an seinen Platz und wird mit 65Nm und etwas Schraubensicherungskleber festgezogen. Jetzt wollen wir den Bremssattel tauschen. In der Theorie sollte es reichen mit einem Leitungsschlüssel (SW11) den Schlauch am Sattel zu lösen und den neuen wieder anzubringen. Praktisch reicht das nicht weil der neue Sattel ein minimal anders (tiefer) geschnittenes Gewinde hat so das der Schlauch völlig verdreht ist wenn man ihn festzieht und dann den Sattel auf die Bremsscheibe setzen will. 

 


Aus dem Grund muss zusätzlich die Halteklammer des Bremsschlauch am Achsschenkel und die Mutter an der starren Bremsleitung gelöst werden. Jetzt kann der Schlauch soweit in die passende Richtung gedreht werden bis er wieder gerade verläuft. Anschließend alles wieder ordentlich festziehen und die Bremsbeläge in den neuen Sattel einrasten. Würden wir jetzt noch neue Bremsbeläge einbauen sollten wir diese an den Haltenasen und auf der Rückseite mit etwas Keramikpaste einschmieren. In unserem Fall behalten wir die alten Teile und reinigen sie zusätzlich vom Bremsstaub. Den Verschleißkontakt am rechten Hinterrad konnten wir übrigens erfolgreich aushaken und nach der Reparatur wieder einsetzen.


Die Führungsstifte werden ebenfalls mit Keramikpaste eingeschmiert und mit 35Nm angezogen. Nur noch die Klammer und die Plastikdeckel anbringen, dann sind wir fast fertig. Mit dem Entlüftungsgerät pressen wir so lange neue Flüssigkeit (DOT4) durch die Leitungen zur Hinterachse bis sie an den Entlüftungsnippeln blasenfrei austritt. Das selbe Spiel wiederholen wir an der Vorderachse und dann haben wir es für heute wirklich geschafft. Warten wir mal ab ob das Bremsenproblem damit entgültig Geschichte ist.


Abschließender Hinweis: Die Bremsanlage ist ein sicherheitsrelevantes Bauteil und ein wichtiger Beitrag zur Unfallvermeidung. Dabei kommt es auf alle Komponenten an. Wenn etwas nicht richtig funktioniert oder man sich selbst die Arbeit nicht zutraut sollte man nicht zögern und eine Werkstatt aufsuchen!!! Jeder Unfall ist teurer als die Reparatur einer Bremsanlage.

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