Freitag, 20. August 2021

Bremsprobleme beim Nissan Micra

 

Keine Ahnung ob es am Lockdown bedingten Homeoffice-Dienst im letzten Jahr liegt, aber irgendwie häufen sich aktuell die Autos mit Standschäden an der Bremsanlage. Nach dem silbernen BMW E46 haben wir heute zur Abwechslung einen silbernen Nissan Micra K13 zu Gast. Immerhin stand er nicht mit glühenden Bremsen auf dem Pannenstreifen der Autobahn, dafür wurde ihm die erfolgreiche HU verwährt. Aber wir haben schon eine grobe Vorstellung wo der Fehler liegen könnte. 

 

 

Bemängelt wurde (wie schon vor zwei Jahren) dass eines der Hinterräder nur sehr schwergängig dreht. Eigentlich sind Trommelbremsen ziemlich gut gegen Witterungseinflüsse geschützt und können auch mal ein paar Wochen still stehen ohne das gleich alles festrostet. Und wenn doch, reichen meist einige kräftige Schläge auf die Rückseite der Ankerbleche damit sich die Trommel wieder dreht. Das hat hier ausnahmsweise nicht funktioniert. Offenbar ist hier noch mehr im Argen als geplant. Dann werfen wir mal einen Blick in die Bremse. Dafür müssen wir das Auto aufbocken, die vier Radmuttern (SW21) lösen, das Rad abnehmen, den Deckel vom Radlager abhebeln, die Zentralmutter (SW30) mit einem großen Knebel lösen und die Bremstrommel abziehen. 

 

 

Sollte die Trommel sehr fest sitzen und sanfte Schläge auf den Rand der Trommel nicht weiterhelfen, kann man den Reifen wieder handfest montieren und als Griff benutzen. Dabei sollte man nur aufpassen das Radlager nicht auseinander zu reissen und seine Innereien zu verteilen. Im Gegensatz zu dem Skoda Citigo ist das Radlager hier in die Trommel eingepresst und wird als Einheit abgenommen. Das hat den Vorteil viel mehr Platz zum Arbeiten am Ankerblech zu haben, aber auch den Nachteil das ein Bremstrommeltausch nur mit der Werkstattpresse funktioniert. Bei diesem Nissan sieht es in der Trommel gar nicht so schlecht aus. Abgesehen vom Bremsstaub findet sich hier nichts schlimmes. 

 

 

Als ersten Versuch die Bremse freigängig zu machen, drehen wir den Nachstellmechanismus ein paar Umdrehungen zurück um den Abstand zwischen Belag und Trommel zu vergrößern. Dann kommt die Trommel wieder drauf und wird probeweise gedreht. Tatsächlich dreht sich das Rad jetzt ganz einfach und bleibt nicht bereits nach einer halben Umdrehung stehen. Vielleicht wars das schon. Doch sobald man die Zentralmutter wieder mit Drehmoment (170Nm) anzieht ist die ganze Trommel wie festgeschweißt. Das kanns also nicht gewesen sein. Sobald die Mutter wieder ein bisschen gelöst wird (100Nm) lässt sich die Trommel mit Anstrengung drehen, dann hat sie aber merkliches Spiel auf der Achse. Vielleicht ist das Radlager selbst kaputt und hat sich irgendwie eingearbeitet?

 


Das neue Lager kostet knapp 35€, die sind wir bereit auf Verdacht zu investieren. Nur das Ein- und Auspressen wollen wir auf keinen Fall selbst erledigen. Für eine kleine Spende in die Kaffeekasse können wir diesen Arbeitsschritt in einer Autowerkstatt machen lassen. Auf das Drama wie beim Kobold können wir gut verzichten. Mit dem neuen Radlager in der Trommel setzen wir alles zusammen und machen einen neuen Test. Keine Veränderung. Verdammt. Das war jetzt blöd. Unnötig Zeit und Geld verbrannt. Aber es nützt nichts, wir müssen den Fehler finden damit dieser Nissan bald wieder auf die Straße kommt. Machen wir doch einen weiteren Versuch ( den wir vielleicht besser früher gemacht hättem) und bauen die kompletten Bremsbacken aus, wenn jetzt noch irgendwas blockiert muss es einen anderen Grund geben.


 

Tatsächlich geht das ganz schnell und einfach bei diesem Modell. Einfach die Haltefedern durch drücken und drehen vom Ankerblech lösen, dann kann die komplette Einheit nach vorne geklappt und das Handbremsseil ausgehängt werden. Nun kommt die Stunde der Wahrheit; Trommel wieder drauf, Zentralmutter anziehen und an der Trommel drehen. Bis auf das Schleifgeräusch vom Handbremsseil das lose in der Trommel liegt dreht sich alles komplett leichtgängig. Also liegt es doch an der Bremse selbst. Aber was soll da sein? Mehr als die Nachsteller zurückdrehen können wir doch nicht. Aber wir könnten mal den Radbremszylinder überprüfen, jetzt wo die Beläge aus dem Weg sind kommt man da wunderbar mit einer großen Zange dran und kann mal zärtlich auf die Kolben drücken.

 

 

Der hintere Kolben lässt sich ohne große Anstrengung in den Zylinder drücken, der vordere ist wie festgeschweißt. Selbst mit dem Gummihammer lässt er sich nicht überzeugen. Werfen wir doch mal einen Blick unter die Staubmanschette. Tatsächlich ist hier alles voll mit braunen Bröseln. Zeit für einen neuen Radbremszylinder, der uns 16€ und einen Tag Wartezeit kostet. Ausser einem 10mm Leitungsschlüssel, 10mm Stecknuss und 8mm Ringschlüssel für den Entlüftungsnippel brauchen wir kein weiteres Werkzeug. Mangels passendem Adapter für unser Bremsenentlüftungsgerät muss wieder die altgediente ZweiMannMethode herhalten.

 

 

Da wir allgemein skeptisch sind, machen wir uns jetzt noch die Arbeit auch die rechte Bremstrommel abzunehmen und den Radbremszylinder zu kontrollieren. Wie befürchtet sieht er auch nicht besser aus. Also am nächsten Tag nochmal zum Autoteiledealer des Vertrauens und einen weiteren RBZ kaufen. Bei der Gelegenheit holen wir noch neue Scheibenwischer für Front- und Heckscheibe sowie einen frischen Verbandkasten. Damit klappt es auch bei der fälligen Nachuntersuchung.

Abschließender Hinweis: Die Bremsanlage ist ein sicherheitsrelevantes Bauteil und ein wichtiger Beitrag zur Unfallvermeidung. Dabei kommt es auf alle Komponenten an. Wenn etwas nicht richtig funktioniert oder man sich selbst die Arbeit nicht zutraut sollte man nicht zögern und eine Werkstatt aufsuchen!!! Jeder Unfall ist teurer als die Reparatur einer Bremsanlage.

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