Das Leben ist schon interessant und gefährlich genug, wenn man einfach mit einem (alten) Auto durch die Gegen fährt. Um das Risiko und den Fahrspaß zu steigern, kann man von vier auf zwei Räder umsteigen. Dafür braucht man ein Motorrad und einen Motorradführerschein. Im Fall von Herrn L. fehlt aktuell beides. Noch während der ersten Fahrstunden beginnt die Suche nach dem passenden Einsteigermotorrad.
Eigentlich sollte man erst den Führerschein machen und dann zum Händler gehen um die gesamte Modellpalette probezufahren. Ohne Referenz kann man schlecht wissen welche Art von Maschine der eigenen Statur und Geschmack am besten entspricht. Gut auszusehen und einmal probesitzen sind einfach keine Garantie das Mensch und Maschine zusammen passen. Herrn L. ist das ziemlich egal. Er kam sah und kaufte. Liebe auf den ersten Blick sozusagen.
In der Fahrschule sitzt Herr L. auf einer Kawasaki ER6N und ist abgesehen von der Größe gut zufrieden. Also soll es eine Kawa bleiben, aber größer und mit mehr Leistung. Da er schon alt genug ist, kann Herr L. direkt den unbegrenzten Führerschein Klasse A machen und sich defacto jedes Motorrad im Laden aussuchen - wenn das Budget es zulässt. Auf Empfehlung des Händlers wird direkt bei den Modellen mit Vierzylinder geschaut, nicht wegen der Leistung sondern wegen der Laufkultur.
Das Motorrad der Wahl ist eine 2009er Kawasaki Z1000 mit erst 16tkm auf dem Zähler. Die Spuren der letzten 12 Jahre stören dabei nicht wirklich, der Preis ist heiß und ein paar Dinge sollen ohnehin noch umgebaut und individualisiert werden. Damit die Überraschung für Freunde und Familie perfekt ist, muss die Maschine erstmal in unserer Garage versteckt werden. Hier haben wir den Platz und die Zeit alles fit zu machen für die erste Fahrt auf der Straße.
Wenn nichts dazwischen kommt sollte die praktische Prüfung in genau einem Monat erfolgen. Bis dahin muss die Kawa angemeldet und fertig aufgebaut sein. Unter der Woche werden Fahrstunden genommen und am Wochenende wird geschraubt. Wäre doch gelacht wenn wir das nicht schaffen würden. Im Zweifelsfall sind es nur kosmetische Änderungen die der Funktion keinen abbruch tun, aber wenn der Führerschein erstmal da ist, will Herr L. nur noch fahren und nicht mehr in der Garage stehen und schrauben.
Auf dem Plan stehen ein neues Windschild, neue Aussenspiegel, neue Hinterradabdeckung mit Kettenkast, neue dunkle Blinker und Rückleuchte, Sturzpads, Umbau auf Einsitzer mit Heckverkleidung und als krönender Abschluss eine digitale Ganganzeige. Zusätzlich sollen alle grauen Aufkleber gegen goldene getauscht werden, damit das Motorrad besser zum Auto passt. Ansonsten haben die Vorbesitzer schon einige Umbauten gemacht die wir wohl irgendwann auch gemacht hätten. Dazu gehören ein Sportauspuff anstelle der originalen Klappenanlage, verstellbare Brems- und Kupplungshebel, breiterer Lenker, andere Griffe und ein schlankerer Kennzeichenhalter.
Leider sind viele der Teile trotz des sportlichen Kaufpreis gar nicht so passgenau wie wir gerne hätten. Das macht manchmal sehr langwierige Anpassungsarbeiten erforderlich, doch die begrenze Auswahl lässt uns häufig gar keine andere Wahl. Bloß gut das wir rechtzeitig mit den Umbauten begonnen haben. In einer perfekten Welt wären wir an einem Tag mit allen Arbeiten durchgekommen. Stattdessen müssen erstmal ein paar Teile demontiert und zum Lackierer gebracht werden während andere Sachen einfach echt lange Lieferzeiten haben.
Genau deshalb versuchen wir an mehreren Stellen parallel zu arbeiten, damit wir uns nicht ins Gehege kommen und nichts doppelt und dreifach demontieren müssen. Leider mussten wir zwischendurch feststellen das so ein Motorrad ziemlich verschachtelt aufgebaut ist und viele Teile abgeschraubt werden müssen um an die eigentliche Baustelle zu gelangen. Dafür ist die Auswahl an nötigen Werkzeugen ziemlich gering. Ein paar Schraubendreher, Maul- und Inbusschlüssel sind alles was wir brauchen um die Verkleidung, Spiegel, Scheinwerfer und Frontmaske zu lösen.
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