Freitag, 22. Oktober 2021

Clio ausschlachten und verschrotten

 

Die aller letzte Fahrt auf öffentlichen Straßen machte der Kobold schon vor einigen Monaten. Damals war schon klar das er nicht nochmal durch die HU geboxt und weitergenutzt werden würde. Trotzdem ging es nicht schnurstracks zum Autofriedhof. Seine Einzelteile sind aber noch gut und können unseren und andere Clios weiter am Leben halten. Ob der Schrotthändler das auch so sieht und den Renault erst filetiert und dann kompremiert ist fraglich. Darum machen wir das lieber selber. So schwer kann es doch nicht sein. 

 


Trotzdem gibt es ein paar Dinge zu beachten. Zum Beispiel die Umwelt nicht zu verschmutzen und kein Gesundheitsrisiko einzugehen. Darum ging besagte letzte Fahrt zur Werkstatt des Vertrauens wo die Klimaanlage geleert, also das Kältemittel abgesaugt wurde. Dafür braucht es spezielle Gerätschaften die wir nicht haben. Währenddessen baut der Mechaniker die Airbags im Lenkrad und Armauterenbrett aus. Dafür braucht es zwar nur normales Handwerkzeug, aber ohne Fachkunde sollte man besser die Finger davon lassen. Die 50€ für eine halbe Stunde Arbeitszeit sollte es einem Wert sein. Dafür kümmert sich die Werkstatt auch um die Entsorrgung der Airbags. Aber warum bauen wir sie überhaupt aus? 

 


Unter anderem weil wir die Blinker/Scheibenwischerhhebel sowie die Wickelfeder von der Lenksäule behalten wollen. Dafür muss das Lenkrad demontiert werden und das geht eben nur wenn der Airbag aus dem Weg ist. Aber dazu kommen wir erst später. Jetzt fahren wir wieder nach Hause und kümmern uns um den Motorraum. Ausserdem ist der Tank noch fast halbvoll und den Sprit müssen wir nicht verschwenden. Alles was wir tun müssen ist die Leitung zwischen Tank und Kraftstofffilter lösen sowie das Benzinpumpenrelais überbrücken. Richtig elegant ist es natürlich ein langes Kabel samt Schalter einzusetzen, so kann man unterm Auto mit dem Kanister stehen und einfach die Pumpe abschalten wenn er voll ist. Auf diese Weise können wir knapp 25L Benzin zurückgewinnen. 

 


Wenn wir schon mal unterm Auto sind lösen wir gleich die Schrauben vom Katalysator zum Mittelschalldämpfer und vom Schaltgestänge zum Getriebe, anschließend lassen das Motoröl, Getriebeöl und Kühlwasser ab. Dafür nutzen wir Auffangwannen und geschlossene Behälter damit nichts auf den Fußboden landet. Bis auf das Öl der Servolenkung und dem Scheibenwischwasser befindet sich keinerlei Flüssigkeit mehr im Fahrzeug. Jetzt können wir uns den Weg zum Motor frei schrauben, dafür muss unter anderem die Motorhaube, der vordere Stoßfänger samt Kühlergrill, die Frontscheinwerfer und der Schlossträger weichen. Ausserdem bauen wir den Klimakondesator und den Wasserkühler aus. Theoretisch können wir den kompletten Antriebsstrang auch nach unten rauslassen wenn der Vorderachsträger demontiert wird, aber dann ist das Auto nicht mehr rollfähig. 

 


Nachdem die Lichtmaschine, der Klimakompressor und die Servopumpe vom Motor getrennt sind halten ihn noch das Getriebe, die Motorlager und ein paar Leitungen am Auto. Wenn der Motor, wie in unserem Fall nur auf Verdacht weggestellt wird um für ein baugleiches Fahrzeug Ersatz parat zu haben, muss man sich nicht allzuviele Gedanken machen was wohin gehört. Solange keine Anschlüsse oder Stecker am Motor selbst beschädigt werden können wir theoretisch überall mit dem Saitenschneider durchgehen und alles abschneiden was uns irgendwie im Weg steht. Erst wenn das "gute Auto" zerlegt wird müssten wir gründlich arbeiten und alles heile demontieren um es später wieder zusammenzubauen. Das ist einer der Vorteile wenn man ein Auto ausschlachtet - es gibt kein zurück und keine Rücksicht auf Verluste. 

 


Wir könnten jetzt den Motor vom Getriebe trennen und einzeln ausbauen. Da das Getriebe und die Kupplung bis zum Schluss gut funktioniert haben, wollen wir die Einheit lieber komplett lassen und so wie sie ist rausziehen. Dafür bauen wir den Luftfilterkasten aus, trennen die Kabel und Schläuche sowie den Seilzug der Kupplung. Die Antriebswelle auf der Fahrerseite kann, nachdem die drei Schrauben am Getriebe gelöst sind, einfach rausgezogen werden. Auf der Beifahrerseite muss erst ein Sicherunsstift ausgetrieben werden und mit einem Montierhebel geholfen werden. Ob der Anlasser ausgebaut wird oder nicht muss man selbst entscheiden. Wir haben es gemacht um den Trümmer etwas kleiner und leichter zu machen. Die Antriebseinheit ist einmal auf der Beifahrerseite oben, auf der Fahrerseite unten und auf der Rückseite neben dem Differential an der Karosserie festgeschraubt. 

 


Bevor die Halter gelöst werden, muss der Motor mit einem Motorkran von oben angehoben werden. Sofern keine Leitungen vergessen wurden sollte die Antriebseinheit jetzt ziemlich elegant aus dem Motorraum schweben. Für die nähere Zukunft bauen wir uns einen kleinen Rollwagen auf dem alles gelagert werden kann. Ein kleiner Schluck Motorök in die Zündkerzenlöcher soll Korrosion durch Luftfeuchtigkeit verhinden. Damit ist unsere Arbeit am Kobold noch lange nicht fertig. Im Motorraum  hängt beispielsweise auch das Motorsteuergerät welches wir ganz sicher aufheben werden. Zumindest beim grünen und silbernen Clio sind die Maschinen ausreichend kompatibel das wir die Steuergeräte nicht extra tauschen müssen. Ansonsten erleichtern wir den Renault jetzt hauptsächlich noch um diverse Elektronikteile und Bedienelemente die gerne mal kaputt gehen könnten. Davon gab und gibt es bei diesem Modell einige.

 


Zusätzlich stecken noch einige Teile am und im Auto die man hoffentlich gewinnbringend verkaufen kann. Pauschal alle Teile die bei Unfällen und Remplern kaputt gehen; Stoßfänger, Scheinwerfer,  Aussenspiegel, Rückleuchten, Kotflügel, Türen, ABS-Modul, Scheibenwischermotor usw. Wir bauen lieber ein bisschen mehr aus, wenn es wenig Arbeit macht, und haben es später einfach über als das wir irgendwelche Kleinteile im Auto lassen und sie später mühsam beschaffen müssen. Letztendlich ist der Knochen ziemlich abgenagt. Im Motorraum haben wir auch noch jeden Stecker abgeschnitten der uns in die Finger kommt, sowas bekommt man auch schwierig als Einzelteil neu. Das Armaturenbrett ist enbefalls komplett leergefegt; Kombiinstrument, Radio, Lautsprecher, Uhr, Relais und Sicherungen kommen mit in die Sammlung. Nur die Innenausstattung rühren wir nicht an. Der Markt für verqualmte und verschmutzte Sitze ist ziemlich klein und lohnt den Aufwand nicht. 

 


Am Ende des Tages bleibt uns nichts weiter als den Schrotthändler anzurufen damit er den Kobold respektive seine sterblichen Überreste aufsammelt. Mit einem Lkw samt Ladekran ist die Nummer ruck zuck erledigt. Natürlich hätten wir uns auch wieder einen Autotrailer besorgen und selbst fahren können, aber hier und heute siegt die Bequemlichkeit. So lernt der Clio auf seine alten Tage immerhin noch fliegen. Nach ziemlich genau 22 Jahren und 133411km verlässt der Kobold unsere Garage für immer. Aber in der Erinnerung und in seinen Ersatzteilen wird er weiterleben. Machs gut Tatti.

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