Freitag, 8. Oktober 2021

Endgültiger Abschied vom grünen Kobold

 

Wie viele Leben kann ein Auto eigentlich haben? Ändert sich das mit jedem neuen Besitzer? Oder nur wenn es komplett umgebaut bzw. restauriert wird? Nachdem es schon fast auf dem Schrottplatz gestanden hat? So richtig eindeutig haben wir dazu auch noch keine Meinung, aber das dieser grüne Renault Clio schon mehr als ein Leben gelebt hat, wissen wir mit absoluter Gewissheit. Jetzt, nach über 20 Jahren ist aber wirklich das Ende der Straße erreicht. Zeit Abschied zu nehmen und zurückzublicken.

 


Kennengelernt haben wir den Clio im Frühjahr 2014 als er mit durchgebrochenem Auspuffrohr auf dem Parkplatz vor uns stand. Tatti, wie der Franzose von seiner Fahrerin genannt wird, hatte einen mittelgroßen Berg an Defekten die wir im Laufe der nächsten Monate beheben mussten. Ein neuer Auspuff, neue Federn und einmal Überpolieren dann klappt es auch mit der Hauptuntersuchung. Zwischendurch muss der Kleinwagen noch den einen oder anderen Möbeltransport erledigen aber auch das schafft er mit Bravour. Erst als (mal wieder) ein Radlager an der Hinterachse laut wird kommt er wieder zurück zu uns. Dabei erfahren wir von der Geplanten Neuanschaffung. Dacia statt Renault - immerhin bleibt es im selben Konzern. 

 


Im Sommer 2015 machen Jakaster, der Omega, ein Autotrailer und ich uns auf den Weg nach Hannover. Mindestens einer an Bord weiß zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht was ihn erwartet. Statt den Renault einmal aufzuhübschen und mit Profit weiterzuverkaufen wird er zu Jakasters erstem eigenen Auto. Mit dem Kauf geht natürlich auch die Verpflichtung einher sich immer gut um das kleine grüne Vehikel zu kümmern. Nur seinen Namen wird er nicht behalten. Aus Tatti wird der Kobold (wie man auf diesen Namen kommt ist wohl eindeutig). Damit der Kobold ein bisschen besser aussieht wird erstmal der Innenraum aufgehübscht. Für den Sommer muss die Klimaanlage repariert werden und Herbst folgt der fällige Service und Ölwechsel. 

 

 

Dabei lernt man auch warum es für manche Autos Spezialwerkzeug gibt. Ohne das ist die Arbeit fast unmöglich. Kurze Zeit nach dem Kauf musste erstmal was für die Optik getan werden. Die Kampfspuren am rechten Seitenteil zeugen von einem missglückten Einparkmanöver und das will doch niemand am Auto haben. Nachdem sich der Schock über den unnatürlich teuren Perleffektlack gelegt hat, bleibt die Freude an einem schönen grünen Kobold bestehen. Die Farbe steht diesem Auto wirklich gut.

 

 

Bis auf die Reparatur an der Klimaanlage musste der Kobold nur selten in fremde Hände abgegeben werden. Alles was wir selber machen konnten haben wir auch getan. Allein die Überholung der Vorderachsaufhängung war das wohl langwierigste Projekt an diesem Clio. Neue Federn, neue Stoßdämpfer, neue Querlenker, neue Bremsscheiben, neue Bremsbeläge, neue Koppelstangen und neue Staubmanschetten für die Spurstangen. Damit gelang auch die nächste HU wieder ohne Probleme. 

 

 

Neben den, zumindest bei dieser Generation, ziemlich kurzlebigen Radlagern an der Hinterachse und der mittelprächtig befestigten Abgasanlage plagt diesen Renault nur ein wichtiges Problem immer mal wieder; gebrochene Fahrwerksfedern. Nach der Hinterachse ist jetzt die Vorderachse dran. Hätten wir auf unser Bauchgefühl gehört wären die Federn schon damals mit den Stoßdämpfern gewechselt worden. Immerhin haben wir inzwischen passendes Werkzeug und etwas mehr Erfahrung gesammelt.



Im Sommer 2016 hat der Kobold uns vor ein besonders schweres Rätsel gestellt als er morgens einfach nicht richtig laufen wollte. Zunächst hatten wir die Zündanlage unter Verdacht, dann den undichten Auslasskrümmer doch am Ende hatte dieser Clio einfach nur offene Socken und zog Nebenluft weil eine Schraube fehlte. Diese wurde umgehend ersetzt und bald darauf wieder verloren. Beim nächsten Ölwechsel tauchte die Schraube am Unterboden wieder auf. Magisch. 

 

 

Das Jahr darauf bot nicht viele Anlässe für Reparaturen. Stattdessen wurde im Detail weiter optimiert und verschönert. Neue Lautsprecher fürs Radio, eine Freisprecheinrichtung und neue Stoßdämpfer an der Hinterachse machen diesen Clio auch auf dem täglichen Weg zur Arbeit noch ein bisschen besser. Dafür gab es in 2018 um so mehr zu tun. Der Stellmotor für die ZV Beifahrertür ist kaputt, dann verreckt die Batterie und zu guter Letzt muss ein Radlager an der Vorderachse ausgetauscht werden. Auch das überlassen wir vorläufig der Werkstatt des Vertrauens, da uns das Werkzeug fehlt. 

 


Nochmal richtig zur Sache geht es 2019 nach einer längeren Funkpause. Neue Alufelgen für die Sommerräder (nach zwei Fehlversuchen sogar welche die passen), eine Kompressorfanfare (nur weil wir das können) und ein neuer Seilzug für den Fensterheber an der Beifahrertür. Damit sind wir technisch fit für die nächsten paar Tausend Kilometer im Berufsverkehr. Nur weil ein unaufmerksamer Hintermann dem Kobold auffährt Endet die gemeinsame Zeit ziemlich abrupt. Ein neues Alltagsauto muss her, darum besorgen wir einen neuen Clio der zumindest auf dem Papier alles besser kann als der Alte.

 


Trotzdem können wir es nicht ertragen den Kobold sterben zu lassen. Dafür ist er einfach noch zu jung und hat noch viel Leben in sich. Eine gebrauchte Hinterachse vom Schrottplatz, einige Spanngurte und eine dicke Eiche sind die wichtigsten Zutaten um den Clio zurück auf die Straße zu bringen. In Zukunft dient er wieder als Arbeitsauto für seine dritte Fahrerin. Aber nur bis die Renovierung eines Resthofes in Platzmäßig an seine Grenzen bringt und ein größerer Kombi angeschafft wird. 



Zu diesem Zeitpunkt macht Jakasters neuer Kobold erste Probleme mit der Zylinderkopfdichtung. Die Idee kommt auf den original Kobold zurückzukaufen und auszuschlachten. Noch während wir diesen Plan realisieren wollen kommt Herr O. auf uns zu da sein neues Winterauto noch nicht fertig ist. Solange der Antriebsstrang überlebt ist uns mittlerweile relativ egal was aus dem Rest vom Auto wird. Darum muss der Renault nochmal vier harte Monate im Dienst eines rauchenden Hundehalters laufen. 

 


Bloß gut das wir die Innenausstattung ohnehin nicht behalten wollten. Dafür stecken noch jede Menge andere brauchbare Teile in diesem Kleinwagen. Wie wir die geborgen haben berichten wir dann beim nächsten Mal.

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