Fluch und Segen der Saisonkennzeichenfahrzeuge; die nutzbare Zeit läuft irgendwann ab und dann müssen wir den ganzen kalten dunklen Winter abwarten bis es endlich wieder los geht. Ein wirklich guter Grund die letzten schönen Tage auszunutzen. Ein großer mehrtägiger Trip ist zeitlich nicht möglich, aber zumindest den kompletten Samstag werden wir wohl im Sattel verbringen.
Bevor die Rundreise beginnt, muss Herr L. an seiner Kawasaki Z1000 noch die eine oder andere Modifikation vornehmen. Manche Leute sehen das vielleicht ein bisschen anders, aber die Kawa ist einfach zu laut. Und bevor es Ärger bei einer Verkehrskontrolle gibt, investiert er lieber in ein Paar Einsätze für die Schalldämpfer. Vom Hersteller werden unterschiedlich laute Versionen angeboten, für die Straße und für die Rennstrecke versteht sich. Der Einbau ist kein Hexenwerk; einfach den Sicherungsring am Endrohr lösen, Blende abnehmen, den Einsatz tauschen und alles wieder zusammenbringen.
Anschließend sind wir alle gespannt wie der Auspuff klingt. Angeblich soll es bei niedrigen Drehzahlen keinen signifikaten Unterschied geben. So löchrig und offen wie der neue Einsatz ist, scheint das durchaus plausibel. Also angerissen den Bock und Ohren auf. Tatsächlich brummt und blubbert der Vierzylinder noch genau so gut wie vor dem Umbau aber wenn man (natürlich erst bei Betriebstemperatur) mal am Gas dreht und den Motor über 8000 UpM bringt, kreischt er subjektiv nicht mehr ganz so infernalisch. Auf der Straße merkt man als Hinterherfahrer einen richtigen Unterschied - so hält man es in der Kolonne deutlich länger aus.
Apropos Hinterherfahrer; die sieht man mit den originalen Spiegeln nur teilweise. Die Z1000 ist optisch zwar echt anprechend, aber in manchen Belangen leidet der praktische Nutzen ziemlich stark. Wären die Spiegel ein bisschen größer oder weiter nach aussen versetzt könne Herr L. deutlich mehr als nur seine Schultern und den Rand von der Straße hinter sich sehen. Bis die vermutlich endgültige Lösung gefunden wurde, brauchte es einige Versuche. Die erste Idee war ein Paar Verlängerungen an die originalen Spiegel bauen, so wie an der grauen F700GS. Damit kommen die Spiegel ein ganzes Stück weiter nach oben und nach aussen. So sieht man deutlich mehr, aber die Kawa sieht aus als hätte sie ein Elchgeweih auf. Also runter damit und weitersuchen.
Der nächste Versuch folgt etwas mehr den Ideen anderer Z1000 Fahrer die sich eine andere Lösung überlegt haben. Jetzt sind die Spiegel aussen an den Lenkerenden montiert, so sind sie schon mal deutlich flacher und erlauben trotzdem bessere Sicht nach hinten. Jedenfalls wenn man sie (so wie die meisten Leute) nach unten hängend anbringt. Dazu gibt es keine explizite Vorschrift, aber aus unserer Sicht hat es zu viele Nachteile wenn man die Augen von der Straße nehmen und aktiv nach unten blicken muss um nach hinten zu sehen. Also bauen wir sie, auch wenn es etwas merkwürdig aussieht, nach oben stehend an.
Einerseits haut man die Spiegel jetzt nicht mehr so leicht in den Tank wenn man das Lenkerschloss einrasten lassen will, andererseits sieht man jetzt nicht mehr auf der gesamten Spiegelfläche die Straße hinter uns. So soll es nicht bleiben. Zeit für Variante 3; jetzt nehmen wir neue Spiegel aus dem Zubehör mit Doppelgelenkarmen in Verbindung mit den Verlängerungen von Variante 1. Damit können die Spiegel so eingestellt werden das sie relativ flach zur Seite abstehen und nicht über die Lenkerenden abstehen. Das könnte jetzt eine dauerhafte Lösung sein. Am besten wir testen das bei einer Proberunde. Bei der Gelegenheit kommt auch die neue Handyhalterung und das Ladekabel zum Einsatz, bei den recht hohen Preisen für gute Motorradnavis muss das übergangsweise so funktionieren.
So finden wir uns am Sonntag morgen gegen 9Uhr zusammen um ungefähr 300km abzuspulen. Damit hat Herr L. es geschafft innerhalb von knapp drei Monaten seit der erfolgreichen Führerscheinprüfung schon die ersten 1000km voll zu machen. Das schaffen manche Biker nicht im ganzen Jahr. Im Zweifelsfall ist Fahren immernoch der beste Weg um Erfahrung zu sammeln. In Anbetracht der recht milden Witterung zieht man sich besser ein bisschen wärmer an und gibt den Reifen mehr Zeit auf Temperatur zu kommen. Wenn man so wie wir hauptsächlich über Landstraßen und Nebenstrecken fährt muss man besonders jetzt in der Erntezeit vermehrt mit extrabreiten Landmaschinen auf der Straße und damit verbundem Schmutz rechnen. Im Zweifelsfall also immer ein bisschen langsamer machen.
Unser erstes Reiseziel ist der Diemelsee, beim Bikercafe am Fährhaus stehen schon einige Maschinen auf dem Parkplatz. Im Zweifelsfall ein gutes Zeichen für uns. Der erste heiße Kaffee ist genau das richtige um wieder auf Temperatur zu kommen. Besonders an den Händen merkt man den kalten Fahrtwind ziemlich deutlich. Ein Paar Windabweiser am Lenker oder eine Griffheizung sind neben ordentlich dick gefütterten Handschuhen an Tagen wie diesen eine echte Komfortsteigerung. Ob man sich die Mühe machen will und eine der beiden Lösungen am Moped montiert, muss jeder selbst wisssen. Die Windabweiser sehen an jedem etwas sportlicheren Motorrad schon optisch ziemlich fehl am Platz und wie gut nachgerüstete Heizgriffe funktionieren haben wir schon an der Yamaha Diversion gelernt.
So oder so. Wir fahren weiter. Das nächste Ziel ist der Edersee. Auf dem Weg dorthin kommen uns erneut jede Menge Motorräder entgegen - offenbar haben viele Biker bis zur Mittagszeit gewartet damit die Fahrbahn komplett trocken und griffig ist. Uns kann das heute ziemlich herzlich egal sein. Wir wollen einfach nur heile nach Hause kommen und das geht auch mit deutlich weniger als 100PS. Selbst wenn es in den Fingern juckt und wir des öfteren von deutlich schnelleren Maschinen und Fahrern überholt werden lassen wir uns nicht stressen. Wir sind hier schließlich auf der Arbeit, nicht auf der Flucht. Und Arbeit wird die Z1000 in mittlerer Zukunft ohnehin noch machen - spätestens wenn der nächste Ölwechsel ansteht.
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