Wartezeit ist die schlimmste Zeit. Besonders wenn man nicht viel freie Zeit hat und das Projekt deswegen ins Stocken gerät weil keine Teile da sind. Zu unserem Glück (oder Pech) gibt es noch genügend andere Baustellen an dieser Ford Sierra Limousine die auf uns warten. Der Unterboden möchte noch freigelegt und großflächig entrostet werden. Nicht das wir noch irgendwelche versteckten Schäden übersehen und die ganze Arbeit in zwei Jahren schon wieder von vorne los geht.
Beim letzten Zwischenbericht hatten die Schweller Endspitzen viel von ihrer ursprünglichen Form und Stabilität zurückbekommen. Damit die Arbeit nicht zu eintönig wird wollen wir jetzt endlich mal was am Radlauf machen. Da sieht man wenigstens direkt einen Fortschritt auch wenn wir uns mit dieser Baustelle ein bisschen mehr Zeit lassen werden - ein schlecht eingesetztes Blech am Unterboden sieht kaum jemand, draußen an der Karosserie fällt es sogar Ray Charles auf. Das bringt uns zum ersten und wichtigstens Schritt; besorgt euch vernünftige Reparaturbleche! Egal wie teuer sie sind, das Geld ist definitiv gut investiert wenn dafür alles ohne Fummelei passt und sich gut einsetzen lässt.
Leider gibt es speziell für den Sierra keine originalen Blechteile mehr, alles was uns bleibt sind mehr oder weniger gut gemachte Nachbauteile aus dem Zubehörhandel. Nach einer halbwegs aussagekräftigen Internetrecherche haben wir uns für belgisches Blech. Nachdem die Halterung vom hinteren Stoßfänger entfernt ist kann das neue Teil auf die originale Karosseriepartie aufgelegt werden. Idealerweise gibt es keinen Unterschied zwischen beiden Blechen und die Form passt 100%ig. Tatsächlich sind wir schon verdammt nah dran. Ein paar Sicken sind nicht perfekt ausgeformt oder minimal verrutsch, aber das sollte an den betroffenen Stellen nicht so sehr auffallen dass es Probleme geben wird.
Dann können wir uns jetzt an die Fleißarbeit machen das Reparaturblech einzupassen. Schließlich wollen wir nicht mehr von der Karosserie ausschneiden und neu einsetzen als unbedingt nötig. Damit wir überhaupt wissen wie viel ausgeschnitten werden muss, schleifen wir erstmal den Lack großzügig ab um eventuell übergespachtelte Rostlöcher zu finden. Im Zweifelsfall ist das Seitenteil sowieso fällig für eine großflächige Lackiertung, da kommt es auf zwei oder drei Zentimeter mehr auch nicht an. Ideal wäre es wenn wir auf einer glatten Fläche ansetzen können und nicht auch noch darauf achten müssen eine vorgegebene Sicke oder Linie nachzuformen.
Wenn das Reparaturblech passend eingekürzt ist, nutzen wir das Teil als Schablone um die exakte Schnittkante an der Karosserie aufzuzeichnen. Jetzt kommt der Teil bei dem man ruhige Hände und starke Nerven braucht; wir zersägen das Seitenteil. Ob man mit dem Winkelschleifer oder einer Stichsäge arbeiten will ist Geschmackssache, wir benutzen eine pneumatische Karosseriesäge, wobei es nicht immer ganz einfach ist wenn zwei Bleche direkt übereinander liegen. Im Zweifelsfall fangen wir mit der Säge an und führen es mit de Flex zuende. Hauptsache dabei wird nichts an der Karosserie verbogen was man weiterverwenden muss. Als nächstes muss die Aussenhaut vom Innenkotflügel getrennt werden.
Im Fall dieses Sierra ist der Innenkotflügel trotz Radhausschale fast auf ganzer länge soweit weggerostet das hier nichts mehr zusammenhält. Ein paar kleine Einschnitte links und rechts, dann fällt der Radlauf uns schon so entgegen. Wäre das nicht der Fall, müssten wir entweder alle Schweißpunkte finden und aufbohren oder die äußere Blechlage mit der Schruppscheibe durchschleifen bis sie mit der Hand weggebrochen werden kann. Dann sieht man auch wie schlimm es sonst hinter der Aussenhaut aussieht und wie weit der Rost sich vorgearbeitet hat. Damit hier später nichts mehr hochkommt, schneiden wir großzügig das ganze gammelige Blech ab.
Jetzt stehen wir wieder vor der schweren Entscheidung ob das Reparaturblech für den Innenkotflügel besser gekauft oder selbstgebaut werden soll. Auf der einen Seite müssten wir vermutlich noch viel mehr (gutes) Blech wegschneiden um das neue Teil einzusetzen, bzw. von dem großen Ersatzblech nur ein winziges Stück abschneiden und tatsächlich benutzen. Auf der anderen Seite sieht man später ohnehin nichts von der Reparatur und für die geplanten breiten Reifen samt Tieferlegung und Spurplatten muss die Radlaufkante höchstwahrscheinlich eh weggeschnitten oder umgebördelt werden. Damit wir die perfekte Form finden und der Radlauf nicht zu weit innen oder aussen steht, setzen wir jetzt die Aussenhaut provisorisch an und fixieren alles mit Gripzangen und Magneten. So können wir einfach von innen ein Stück Pappe anhalten und als Schablone zurecht schneiden.
Sobald dieses Blech eingeschweißt ist, entrosten wir auch noch die umliegende Blechpartie, an die wir später nicht mehr rankommen werden, und pinseln alles mit Rostschutzfarbe ein. Dann kommt der neue Radlauf final ans Auto und wird ringsherum mit einzelnen Schweißpunkten angeheftet. Dabei wechseln wir immer wieder die Position damit das Blech nicht zu heiß wird und Wellen entsehen. Anschließend schmieren wir ordentlich Sika-Flex Dichtmasse von innen auf die Radlaufkante und legen sie mit der Handfaust (Eisenklotz) und einem Karosseriehammer auf ganzer Länge um. Theoretisch reicht der Kleber schon aus damit alles hält, trotzdem setzen wir von innen auch noch ein paar Schweißpunkte.
Während die Dichtmasse trocknet machen wir am linken hinteren Radlauf weiter. Hier ist der Rost nicht ganz so großflächig aktiv gewesen. Deshalb versuchen wir einfach mal die Reparaturbleche auch im Sichtbereich selbst zu formen und stumpf einzusetzen. Anschließend kümmern wir uns weiter um den Unterboden, schließen ein Loch im Heckbereich, finden zwei neue im vorderen Teil des Fahrerfußraum und entfernen den alten Unterbodenschutz über der Hinterachse. Die Arbeit geht uns jedenfalls noch lange nicht aus. Als nächstes sollen die Vordersitze und der Teppich raus. Aber dafür muss der Sierra von der Bühne runter und das geht erst wenn die Hinterachse drin ist und das wollen wir erst machen wenn die neuen Brems- und Kraftstoffleitungen montiert sind.
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