Wenn er nicht gerade am Garagentor hängen bleibt und seine Stoßstange abreißt, läuft dieser Renault Twingo ziemlich zuverläsig und unscheinbar im Alltagsbetrieb. Zum Einkaufen, zur Apotheke und zur Familie - überall fährt der Twingo hin. Heute geht es erstmal zur Waschstraße um den kleinen Franzosen mal richtig sauber zu kriegen. Der Innenraum hat die gründliche Reinigung ebenfalls dringend nötig. Diesen Aufwand betreiben wir natürlich nicht aus Langeweile oder weil der Wagen verkauft werden soll, sondern weil er mal wieder zur Hauptuntersuchung muss und dafür gut aussehen soll.
Natürlich verlassen wir uns nicht nur auf eine schöne Optik um die Gunst des Prüfers zu gewinnen. Der technische Hintergrund muss auch in Ordnung sein, sonst gibt es heute keine Plakette für uns. Abgesehen von solchen Dingen wie Verbandskasten, Warndreieck und Warnweste im Kofferraum können wir zumindest die Funktion der Beleuchtung, Scheibenwischer und Sicherheitsgurte selbst prüfen. Der Verbandskasten ist tatsächlich schon mehr als überaltert und ein Rücklicht funktioniert nicht. Dann machen wir auf dem Weg zur Prüfhalle eben noch einen Zwischenstop beim Teiledealer des Vertrauens. Der Kasten kostet 8€ und ein ganzer Karton neue Glühlampen liegt bei 12€. Wenn wir damit die HU bestehen ist das sicher nicht zu viel Geld.
Bis der Twingo endlich in die Halle fahren darf müssen wir noch einige Minuten draußen in der Kälte warten. Hoffentlich macht uns das später bei der Abgasuntersuchung keine Probleme. Jetzt geht endlich das Tor auf und der Prüfer kommt zu uns. Eine Runde über den Hof gedreht und rein ins Gebäude. Blinker Bremslicht und Nebelschlussleuchte einschalte. Ja das leuchtet alles, haben wir doch eben geprüft. Dann steigt er aus und öffnet die Motorhaube (eine Motorwäsche haben wir dieses Mal nicht gemacht) und stellt das Licht ein bisschen ein. Was uns viel mehr auffällt ist das Bremslicht, es leuchtet weiter auch wenn niemand im Auto sitzt. Warum ist uns das eben nicht aufgefallen? Kommen wir so durch die Prüfung? Bemerkt es sonst noch wer? Auf die erste Frage haben wir erstmal keine Anwort, auf die zweite schon; ja es fällt auf. Spätestens als der Kofferraum zur Kontrolle vom Warndreieck geöffnet wird strahlt das Licht jederman direkt ins Gesicht.
"So kriegen sie heute keine Plakette von mir" war der kurze Kommentar zur Sache. Egal. Erstmal weiter im Programm und auf den Bremsenprüfstand, wer weiß ob der Twingo noch mehr Baustellen bereit hält. Immerhin das klappt ohne Probleme - genau wie die anschließende Abgasuntersuchung. Ab jetzt wird die Sache noch merkwürdiger! Auch wenn die Zündung jetzt ausgeschaltet ist, läuft der Motor weiter und das Bremslicht leucht immernoch. Erst nachdem das Standlicht deaktiviert wird geht auch das Bremslicht und der Motor aus. So einen ähnlichen Fall hatten wir doch in der Vergangenheit schonmal. Das heißt wir hatten schon mehre Einzelfälle die hier in Kombination auftreten.
Fangen wir doch mal vorne an; wenn das Bremslicht dauerhaft leuchtet könnte der Bremslichtschalter festhängen oder einen internen Kurzschluss haben (das Problem hatte mal der Vecra und ein NewBeetle), da das Bremslicht bei diesem Twingo nur leuchtet wenn die Zündung eingeshalter ist, können wir diesen Fehler erstmal ausschließen. Dann könnte der Draht in der Zweifadenbirne im Rücklicht einen Kurzschluss haben (so wie beim SpaceStar). Wäre zwar merkwürdig da die Birne gerade erst getauscht wurde und der Fehler nicht sofort auftrat - was für einen Produktionsfehler spricht - aber auch nicht erst nach mehreren Monaten - was für Alterungsprobleme spricht. Im Zweifelsfall kann natürlich auch die Glühlampe auf der anderen Seite kaputt gegangen sein. Wie gut das wir eine ganze Packung gekauft haben und der Austausch ganz einfach geht.
Wenn man den Stecker vom linken Rücklicht abzieht, geht auch das Bremslicht aus. Offensichtlich liegt hier das Problem. mit einer neuen Birne im Sockel sollte alles wieder richtig sein. Während der Wagen auf der Hebebühne steht können wir das noch nicht machen, aber im Anschluss sollte noch Zeit dafür sein. Dann kriegen wir auch heute noch unseren Aufkleber. Jedenfalls wenn am Unterboden alles in Ordnung ist - bis auf das Alter der Reifen sieht der Twingo tatsächlich noch ganz ordentlich aus. Das ist dem Prüfer erstmal nur einen Hinweis und keinen Mangel wert. Während drinnen der Prüfbericht geschrieben wird, fummeln wir draußen noch schnell eine neue Glühlampe ins Rücklicht. Jetzt funktioniert alles wie es soll. Der Prüfer kann direkt eine Nachprüfung machen und den Stempel in den Fahrzeugschein setzen.
Auf dem Weg zurück nach Hause schauen wir uns die neue kaputte Glühlampe nochmal genauer an, aber rein äußerlich sieht alles normal aus. Muss man nicht verstehen. Dafür steht jetzt noch die Frage im Raum warum der Motor weiterlief mit der kaputten Lampe. Selbst so einen Fall gab es schon, jedoch nirgendwo offiziell im SZK; der blaue Opel Corsa B ist dafür bekannt das man die Zündung auch ohne Schlüssel einschalten kann indem man einfach den Warnblinkschalter ausbaut und kopfüber einstöpselt. Dadurch werden Klemme30 (Dauerplus) und Klemme15 (Zündungsplus) verbunden, rein elektrisch macht es dabei keinen Unterschied ob der Stromkreis über das Zündschloss oder irgendwo anders geschlossen wird. Das scheint hier auch über die Glühlampe passiert zu sein. Das Standlicht hängt an Klemme30 und das Bremslicht an 15.
Solange der Motor bereits läuft funkt die Wegfahrsperre nicht dazwischen. Man muss nur das Licht einschalten, die Bremse treten und dann kann (bei diesem defekten Twingo) der Zündschlüssel abgezogen werden ohne das der Motor ausgeht. Sobald die Bremse gelöst oder das Licht ausgeschaltet wird geht auch der Motor aus.
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