Die rollende Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auch bekannt als ein Anhänger der gewerblich oft und hart genutzt wird, macht uns mal wieder sorgen. Neben den regelmäßig abrasierten Umrissleuchten, abgerissenen Abreißseilen und verbogenen Stützrädern macht jetzt auch noch die Bremse Sorgen. Die Frage ist jetzt, wo fängt man an und wo hört man auf - lohnt sich ein Neukauf oder ist der in einem halben Jahr vielleicht genau so zerstört?
Eigentlich ist an einem Anhänger ja gar nicht so viel dran was kaputt geht oder verschleißt - jedenfalls wenn man ordentlich damit umgeht. Ab und zu ein paar neue Reifen, mal die Radlager nachstellen oder defekte Glühlampen ersetzen, dann sollte es schon reichen. Aber wenn der Rahmen verbogen oder die Achse gebrochen ist, erreichen die Kosten und der Arbeitsaufwand schon fast einen kompletten Neuaufbau. An einem Anhänger ist ja gar nicht so viel dran - und davon haben wir schon ziemlich viel in den letzten Monaten erneuert. Doch jetzt wurden im Rahmen der HU doch noch ein paar Fehler gefunden, manches davon ist frisch, anderes schon wieder kaputt und manches haben wir so auch noch nicht erlebt.
Leider konnten wir dieses Mal nicht bei der Prüfung anwesend sein, doch wie man uns erzählt hat stand der Anhänger kurz davor für Verkehrsunsicher erklärt zu werden. An einem Rad war der Seilzug der Bremse komplett lose und der Kupplungskopf vorne ist extrem ausgeschlagen. Vermutlich nur weil er immer mit viel Stützlast herumfährt sind Auto und Anhang bis jetzt noch keine getrennten Wege gegangen. Natürlich kümmern wir uns trotzdem darum schnellstens alles in Ordnung zu bringen. Die Uhr läuft. Bevor wir mit der Reparatur anfangen können, müssen wir wahrscheinlich Ersatzteile bestellen und damit wir wissen was wir genau benötigen muss der Anhänger schon halb zerlegt werden. Ein echter Teufelskreis, besonders weil dieser Trailer wirklich jeden Tag von früh bis spät im Einsatz ist.
Erst Abends spät können wir uns die Sache mal genauer und in Ruhe anschauen. An der Kupplung vorne sieht man recht schnell wo das Problem liegt; die Verschleißbacken aus Kunststoff sind restlos weggeschliffen. Das wäre allein nur halb so wild weil Al-Ko dafür Ersatzteile anbietet, aber eine der seitlichen Aufnahmen vom Spannmechanismus ist einfach nicht mehr vorhanden. Keine Ahnung wie sowas überhaupt passieren kann, aber dafür gibt es nichts Einzeln. Also muss die ganze Einheit ersetzt werden. Bei einer normalen Kupplung sind das etwa 40 bis 80€, an diesem Anhänger sitzt aber eine Antischlingerkupplung und die Kostet schnell über 300€. Da die 100km/h Zulassung nicht mehr so wichtig ist wie ursprünglich gedacht, kommt jetzt eine ganz normale Kupplung dran. Dafür müssten nur zwei Schrauben (SW19) gelöst und die Kupplung ausgewechselt werden.
Bei der Bremse erwarten wir etwas mehr Zeit und Kostenaufwand. Nachdem das rechte Hinterrad demontiert ist und die große Mutter vom Radlager gelöst ist können wir die Bremstrommel runterziehen und einen Blick ins Innere werfen. Auch hier müssen wir uns echt fragen wie man sowas schafft. Jedenfalls hat sich der vordere Bremsbelag an seinem Gegenlager vorbei geschoben, gedreht und so verkantet das er eine saubere Rille in die Trommel geschliffen hat. Damit ist nicht nut der Belag im Eimer sondern die komplette Bremstrommel. In Anbetracht des Alters und sonstigen Zustand empfehlen wir einmal das volle Programm mit neuen Trommeln und Belägen ringsherum. Ein katastrophaler Defekt und mehrere Tage Stillstand sind im Zweifelsfall schlimmer als diese Investition.
Bis die Ersatzteile eintreffen können wir nur alles wieder richtig zusammenbauen und ihn wieder auf Tour schicken. Wer weiß schon wie lange die Bremse bereits kaputt war und niemandem aufgefallen ist. Am nächsten Wochenende sind die Teile endlich da und wir können loslegen. In der Zwischenzeit wurde schon wieder vergessen das Stützrad hochzukurbeln so das die kleine Felge im Eimer ist. Ausserdem fehlt ein Stück vom neuen Karabinerhaken des Abreißseil. Bloß gut das wir inzwischen immer ein paar Seile und Räder auf Reserve haben. Da der Platz in der Garage ziemlich knapp ist, arbeiten wir jeweils nur an einer Seite und drehen danach den Anhänger um.
Also wieder aufbocken, Radschrauben lösen, Staubkappe abhebeln, Zentralmutter lösen, Bremstrommel abziehen (eventuell Nachsteller zurückdrehen), alles mit Bremsenreiniger abwaschen und dann kommt der lustige Teil. Damit die Mechanik richtig funktioniert sind einige starke Federn an den richtigen Stellen eingebaut. Diese müssen wir lösen und später auch wieder korrekt einbauen. Eine Schutzbrille, ein paar Zangen und ein Fotohandy sind die wichtigsten Werkzeuge die wir empfehlen können.
Wie bei jeder Arbeit an der Bremsanlage müssen wir sorgfältig arbeiten, dürfen kein Fett oder Öl auf die Bremsbeläge kommen lassen und alle Schrauben mit dem richtigen Drehmoment sowie Schraubenkleber anziehen. Abgesehen davon ist die Arbeit nicht wirklich komplex. Die Federn sind ziemlich stark und brauchen Kraft (und einige Anläufe) bis sie richtig sitzen und einrasten. Wenn die Umlenkhebel und Seilzüge irgendwie schwergängig sind ist jetzt noch Gelegenheit sie gängig zu machen oder gleich ganz auszutauschen. Sobald die Trommel wieder montiert ist stellen wir mit der Schraube am Ankerblech (SW8) den Abstand zwischen Belag und Trommel ein. Dabei unbedingt die Rückfahrautomatik durch einen 4mm Stift blockieren - sonst klappt die Einstellung nicht.
Ausser ein paar Probebremsungen auf dem Hof können wir jetzt erstmal nichts weiter machen. Also noch schnell die Kupplung vorne tauschen, die kaputte Nebelschlussleuchte und Umrissleuchte ersetzen. Die fehlenden Rückstrahler vorne und seitlich anbringen. Zwei frische Blinkerbirnen einsetzen und eine zusätzliche Strebe zur Verstärkung am Stützrad montieren (die bringt wirklich was). Vielleicht hält er jetzt ja mal ein bisschen länger durch. Die Nachuntersuchung schaffen wir tatsächlich fast auf Anhieb. Die Verteilung der Bremskraft links zu rechts ist an einer Achse noch etwas zu ungleichmäßig. Aber das können wir zur Not auch vor Ort mit dem nötigen Werkzeug korrigieren.
Damit sind wir fürs erste wieder im Reinen und der Humbaur Anhänger fit für eine weitere Arbeitswoche. Warten wir mal ab was beim nächsten Mal kaputt ist. Und in der Zwischenzeit können wir uns mal Gedanken machen wie man den Anhänger in Zukunft noch besser vor den typischen Anfahrschäden und vergesslichem Bedienpersonal schützen kann. Vielleicht eine Handbremse die sich nur lösen lässt wenn das Stützrad ganz oben ist? Oder eine Warnhupe wenn das Abreißseil noch eingehakt ist? Mehr Spiegel am Zugfahrzeug oder eine Rückfahrkamera?
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