Wir sind heile zurück nach Hause gekommen und ausser viel Dreck und ein paar Schrammen ist weiter nichts schlimmes passiert. Jetzt haben wir endlich Zeit uns um den schwarzen Suzuki Samurai aka Rappelmann zu kümmern der immernoch in der Garage steht und nicht anspringen will. Vielleicht ist es ja nur eine kaputte Sicherung wie damals beim Jimny. Aber das werden wir schon irgendwie herausfinden.
Im Gegensatz zum Jimny ist der Samurai schon ein klein wenig älter und noch nicht so vollgestopft mit Elektronik. Es gibt zwar eine elektronische Benzineinspritzung und Zündanlage, aber deren Möglichkeiten der Eigenüberwachung sind begrenzt. Ausserdem gibt es dazu noch keine standardisierte Schnittstelle für Diagnosegeräte. Das könnte zum Problem werden, wenn die japanischen Konstrukteure sich nicht eine super simple Lösung überlegt hätten; man muss einfach nur die zwei weißen Steckerenden unterm Armaturenbrett verbinden, dann spricht der Computer mit uns. Wobei Sprechen vielleicht ein bisschen zu hoch gegriffen ist.
Tatsächlich fängt nur die Motorkontrollleuchte im Kombiinstrument an zu blinken. Wie beim Morsecode gibt es kurze und lange Pausen die durch mitzählen einen zweistelligen Zahlencode ergeben dem laut Werkstatthandbuch eine Bedeutung zugeordnet werden kann. Versuchen wir doch einfach mall unser Glück. Der Blinkcode 1...2....1...2 ist die einzige Meldung vom Computer und das heißt "Situation normal, keine aktiven Fehler". So kommen wir also nicht weiter. Also doch klassische Fehlersuche. Fangen wir doch mit den Sicherungen an - so viele hat der Samurai ja nicht. Eine davon ist für die Kraftstoffpumpe, das Motorsteuergerät und die Zündanlage zuständig. Da die Pumpe anläuft und es nach längerem orgeln des Motors auch nach Benzin riecht gehen wir mal davon aus das die Sicherung heile ist und das Steuergerät sowie die Einspritzung korrekt arbeiten. Somit bleibt nur die Zündanlage übrig. (Eine elektronische Wegfahrsperre hat der Samurai nicht)
Damit es einen Zündfunken im Brennraum geben kann müssen einige Dinge zur richtigen Zeit passieren. Der Induktivgeber im Zündverteiler bekommt einen Impuls von der drehenden Verteilerwelle und gibt das Signal zum Steuergerät weiter. Abhängig von der Motordrehzahl und weiten Faktoren wird nun mehr oder weniger direkt Spannung an die Zündspule geschickt und dann abgeschaltet. Dadurch wird ein Magnetfeld erzeugt welches dann zusammenbricht und eine sehr hohe (Zünd-)Spannung erzeugt. Diese muss von der Spule zurück zum Verteiler, durch den drehenden Verteilerfinger in die Verteilerkappe und von dort durch die Kabel zur Zündkerze des jeweiligen Zylinders.
Selbst wenn das kompliziert klingt, hat diese Anlage kaum bewegliche Teile und sollte nicht verschleißen. Wie wir bei unserem roten Audi A4 selbst erleben mussten, können gewisse Komponenten durchaus verschleißen und kaputt gehen. Darum wollen wir erstmal einen Blick unter die Verteilerkappe werfen (zwei Schrauben) und den Verteilerfinger (zwei Schrauben) sowie Induktivgeber (unter Blechdeckel) betrachten. Hier sieht alles noch ziemlich neu und unverdächtig aus. Also weitersuchen. Wir hatten am Tag der Panne schonmal als Schnelltest eine Zündkerze ausserhalb vom Motor an ein Zündkabel angeschlossen und gegen den Motor geerdet. Beim Startversuch gab es keinen Zündfunken.
Jetzt wiederholen wir den Test, schließen die Kerze aber direkt an das Kabel von der Zündspule zum Verteiler an. Theoretisch müssten jetzt einfach 4x soviele Zündfunken an der Kerze zu sehen sein. Stattdessen bleibt alles dunkel. Machen wir mit der Spule weiter. Sie bekommt 12V vom Zündschloss und die Masse vom Motorsteuergerät. Um diese schnell getaktete Spannung leichter zu prüfen schließen wir kein Voltmeter sondern eine 21W Glühlampe an die zwei dünnen Kabel an (ähnlich wie bei der Suzuki Marauder). Falls eine der Leitungen korrodiert oder gebrochen ist, müsste die Lampe nur ganz schwach aufleuchten und blinken. Beim Startversuch leuchtet sie hell, schnell und gleichmäßig. Wahrscheinlich stimmt die Spanungsversorgung und das Motorsteuergerät liefert zur richtigen Zeit die geschaltete Masse damit ein Zündfunke entstehen kann.
Wenn oben was rein kommt aber unten nichts raus fällt, ist höchstwahrscheinlich die Spule im Eimer. Ideal wäre es wenn wir einfach eine andere parat hätten um diese Theorie in der Praxis zu testen. Leider ist kein passendes Spenderfahrzeug in der Garage (Clio und Fiesta haben beide eine modernere Mehrfachzündspule ohne Verteiler), so das wir in der Nachbarschaft hausieren müssen bis uns die alte Spule vom P5 Taunus Projekt in die Hände fällt. Selbst wenn keiner der Anschlüsse wirklich gut passt, reicht unserer improvisierter Versuchsaufbau für einen Test. Zunächst sind Plus und Minus vertauscht und nichts passiert. Einmal die Drähte umstecken und der 1.3l Motor erwacht hustend und schüttelnd zum Leben. Kein Wunder das er unrund läuft - jeder zweite Zündfunke verlässt die Spule am Gehäuserand und nicht durchs Zündkabel.
In jedem Fall ist die Diagnose richtig; wir brauchen einfach eine neue Zündspule. Die vom Ford hat das falsche Format und vielleicht einen anderen Innenwiderstand der das Steuergerät auf Dauer beschädigen kann. Sobald das neue Ersatzteil eingebaut ist sollte der Rappelmann wieder richtig rund laufen.
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