Montag, 3. Januar 2022

Start- und Bremsprobleme im 211er Benz

 

Wer einmal hinterm Stern gesessen wird es nie mehr vergesssen. Den Spruch muss ich jedes Mal sagen wenn diese schwarze E-Klasse auf dem Hof steht. Der andere Daimler Slogan "das Beste oder Nichts" trifft leider auch ziemlich oft zu. Die Langzeitqualität ist bei dieser Baureihe nicht immer so überragend wie es der Hersteller und Gebrauchtwagenhändler gerne hätten. Die Frage ist nur welches Problem dieses Mal vorliegt. 

 


Beim letzten Besuch musste dieser schwarze 211er Mercedes Kombi abgeschleppt und repariert werden weil die Kraftstoffpumpe defekt war. In den vergangenen 18 Monaten gab es in dieser Hinsicht keine Auffälligkeiten mehr. Bis vor etwa drei Wochen, als der Benz nach dem Einkauf nicht mehr anspringen wollte. Nur durch anschieben oder anschleppen kommt der Motor in Schwung. Das Problem tritt nur sporadisch auf, mal nach einer längeren Standzeit und mal wenn man nur kurz zum Tanken anhält. Sehr nervig wenn man jede freie Minuten und fast jeden Cent in eine Hausrenovierung investieren muss. An der Batterie sollte es nicht liegen da der Anlasser keinerlei Anstalten macht zu starten, aber alle Lampen im Tacho ganz normal aufleuchten und auch mit Starthilfe nichts weiter passiert. Damit kommen das Zündschloss, die Wegfahrsperre, das Starterrelais und der Anlasser selbst in Frage. 

 

 

Wenn die WFS das Problem verursachen sollte, würden wir erwarten das eine entsprechende Warnlampe im Kombiinstrument aufleuchtet, tut sie aber nicht. Dann haben wir immer noch mindestens drei verdächtige Bauteile. Einen neuen Anlasser und Zündschloss haben wir nicht zur Hand, aber das Relais können wir einfach gegen ein anderes Standardteil (aus unserem grünen Schlacht-Clio) tauschen. Da Mercedes und Renault mittlerweile offiziell kooperieren ist das vielleicht keine ganz schlechte Paarung.  Alternativ können wir auch eines der anderen Arbeitsstromrelais aus dem Sicherungskasten durchtauschen. Der entsprechende Kasten sitzt beim Federdom Fahrerseite im Motorraum und das Starterrelais sitzt einzeln in Fahrrichtung ganz vorne. 

 


Das große Problem bei diesem Startproblem ist das es nur sehr sporadisch auftritt und manchmal Wochenlang alles glatt läuft - natürlich genau dann wenn der Wagen mal in der Werkstatt steht. Ob das neue Relais einen Unterschied macht können wir erst dann sagen wenn der Fehler nochmal wieder auftritt oder für immer verschwindet. Leider oder zum Glück sprang der Motor beim zweiten Versuch innerhalb von fünf Minuten nach dem Tausch schon wieder nicht an. Sehr gut für uns. Mit dem Finger am Relais prüfen wir ob es überhaupt klickt wenn man den Schlüssel auf Stufe III dreht - ja tut es. Dann checken wir mal die Spannungsversorgung an den dicken (Arbeitsstrom) Kontakten vom Relais. An dem einen liegen knapp 12V an, beim anderen nicht. Auch mit einer fliegenden Leitung als Brücke dazwischen macht der Anlasser keinen Mucks. 

 


Vermutlich liegt es dann nicht am Relais oder Zündschloss. Jetzt kommt fast nu noch der Anlasser selbst in Frage, oder bestenfalls seine Verkabelung.  Um an den Anlasser zu gelangen muss der Benz auf eine Hebebühne und die Unterbodenverkleidung beim Getriebe entfernt werden. Bei der Gelegenheit finden wir noch zwei weitere Probleme am Auto; die Hinterreifen sind völlig blank und die Auspuffschelle vor der Hinterachse ist fast weggerostet. Daher kommt dann wohl das laute Auspuffgeräusch. Egal. Hier und jetzt haben wir andere Dinge zu tun. Ein paar Schrauben sind alles was die Plastikpanele am Auto halten. Ohne die kann man den Anlasser zumindest sehen, wobei der Vorderachsträger und die Lenkstange den Weg trotzdem versperren. Unsere beste Chance irgendwas zu messen/prüfen/testen ist ein extralanger Schraubendreher den wir mit etwas Gummileitung isolieren.

 


So können wir aus der Entfernung mit einem Multimeter (oder Prüflampe) relativ bequem feststellen ob beim Startvorgang Spannung am Anlasser anliegt. Das tut sie auch. Und um die Aktion noch interessanter zu machen schließen wir ein Starthilfekabel an den Pluspol der Batterie und an den Schraubendreher an. So können wir alle Systeme im Auto übergehen und testen direkt den Anlasser. Leider passiert erstmal garnichts. Ein paar frustrierte Schläge mit dem Schonhammer aufs Gehäuse lassen die Sache schon gleich ganz anders aussehen; wenn man jetzt Strom auf den Kontakt gibt dreht der Motor durch. Damit sind wir uns alle einig das der Anlasser kaputt sein muss. Nur ob wir selbigen auch selbst tauschen wollen wird noch wild diskutiert. Laut unseren Informationen ist es irgendwie möglich den Anlasser auszubauen ohne die Lenksäule zu trennen. 

 

 

In der Zwischenzeit hauen wir einige Schweißpunkte auf die rostige Verbindung vom Auspuffrohr. Bis die neue Schelle ankommt hält das auch so. Dieses spezielle Format haben wir leider nicht im Teilefundus. Und das Rohr einfach glatt abzuschneiden und einen Doppelverbinder drüber zu schieben erscheint uns doch ein wenig drastisch. Für eine 17 Jahre alte originale Abgasanlage sieht alles noch echt gut aus und sollte noch eine Weile durchhalten. Insgesamt scheint diese E-Klasse trotz des leicht verwitterten Erscheinungszustand technisch solide zu sein. Das bringt uns zum letzten und größten (akuten) Problem und der Lösung für unseren Anlasser; die Warnmeldung im Display wegen der SBC Bremsanlage. Fehler in diesem System sind bei der Baureihe 211 leider ziemlich häufig. Die einzige korrekte Lösung ist den kompletten Hydroblock gegen ein neues (überholtes) Teil zu tauschen. 

 


Im Gegensatz zu dem weißen Erdgas-Caddy mit ABS Problemen können wir hier ohne spezielle Mercedes-Diagnosegerätschaften nicht weiter. Dafür hat es andere Vorteile Kunde bei einem Premiumhersteller zu sein; obwohl niemand damit gerechnet hat erfolg zu haben, wurde die Kulanzanfrage positiv beantwortet. Bis auf die Kosten für den ohnehin lange fälligen Bremsflüssigkeitswechsel kostet der Austausch keinen Cent. Ansonsten hätte nur der Hydroblock einen vierstelligen Betrag verschlungen. Bei dieser Aktion lässt der Fahrer dieser E-Klasse direkt neue Reifen und den Anlasser installieren. Ein bisschen was soll die Werkstatt ja auch an der Nummer verdienen. Jetzt startet, fährt, bremst und klingt der Benz um welten besser. Vielleicht kommt als nächstes ja die Optik dran. Damit Onkel Benz wieder richtig gut aussieht. In der Zwischenzeit gibt es noch ein Haus zu renovieren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.

Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen

Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!

Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.