Freitag, 15. April 2022

Der lange (Brems)Weg zum neuen Bremsschlauch im Autogas-Siebener

 

Abgesehen vom sichtbaren Rost und unsichtbaren Ölverlust hat dieser blaue BMW E38 die letzten 24 Jahre ziemlich gut überstanden. Im Laufe der Zeit wurde passend zur jeweiligen HU das eine oder andere Teil am Fahrwerk erneuert. Zuletzt gab es neue Stoßdämpfer an der Vorderachse. Damit liegt der Siebener auch bei Tempo 200 wieder stabil auf der Straße. Trotzdem gibt es schon wieder neue Arbeit für uns; die Bremsschläuche an der Vorderachse werden langsam rissig und müssen getauscht werden.

 

 

Im großen und ganzen haben die Schläuche ein ordentliches Alter erreicht. Bei anderen Autos mussten wir schon deutlich früher an dieser Stelle aktiv werden, bei dem weißen Fiesta sind nach über 30 Jahren noch immer die originalen Teile verbaut. Aber was genau passiert eigentlich wenn die Schläuche altern? Von aussen sieht man meist nur das die Gummihülle rissig wird und das darunter liegende Gewebe zum Vorschein kommt. Damit ist die Kunstfasergewebelage welche den Schlauch erst druckfest werden lässt ebenfalls den Witterungseinflüssen ausgesetzt. So schnell platzt ein Schlauch deswegen aber nicht. Wesentlich kritischer ist die Alterung beim inneren Gummischlauch, dieser kann sich zersetzen und porös werden oder aufgequellen und die Leitung verstopfen so das man ein weiches Bremspedal oder eine festsitzende Bremse hat. Beides nicht wirklich gut. 


 

Abgesehen davon das es der Sicherheit dient, kosten neue Schläuche für die Vorderachse nur zwischen 15 und 25€. Da kann man sich alle 20 Jahre ruhig mal die Arbeit machen - besonders wenn sowieso gerade ein Bremsflüssigkeitswechsel fällig ist. Und wenn man die Operation zufällig noch mit dem Sommerreifenwechsel verbindet hat man sogar Zeit gespart. Jedenfalls in der Theorie und wenn alles auf Anhieb funktioniert. Mit einer Hebebühne und einem Überdruck-Bremsenentlüfter kann man die Operation in unter 30 Minuten erledigen. Mit dem Wagenheber, Unterstellböcken und einem Helfer zum Pumpen dauert es eher eine Stunde. Aber wir haben ja Zeit. 

 


Ein Tip noch bevor wir loslegen; wenn das Auto vielleicht schon ein bisschen älter ist und die Gefahr besteht irgendwo viel Rost und Gammel an den Verschraubungen zu finden, sollte man nach Möglichkeit vorher alle betroffenen Stellen mit ordentlich Rostlöser einsprühen. Aber bitte so das nichts davon auf die Bremsscheiben und Beläge gelangt - die funktionieren sonst nicht mehr wirklich gut. Leider kriegen wir den Siebener immer nur kurzfristig zu packen, darum konnten wir unseren eigenen Ratschlag nicht in die Tat umsetzen. Hoffentlich rächt sich das später nicht. 

 


***Exkurs BMW E38 735i Bremsschläuche Vorderachse wechseln***

Das Auto gegen wegrollen sichern und aufbocken. Nach möglichkeit alle vier Räder oder zumindest beide Räder einer Achse abnehmen. Die Entlüftungsnippel und Veschraubung vom Sattel zum Schlauch sowie vom Schlauch zur starren Leitung erstmal grob reinigen und dann mit Rostlöser einsprühen. Während das Mittel wirkt öffnen wir schon mal die Motorhaube und saugen mit einer Handpumpe die alte Flüssigkeit aus dem Ausgleichsbehälter ab. Das muss nicht unbedingt sein, spart uns aber hinterher etwas Zeit beim entlüften weil nicht erst die ganze alte Suppe durch die Leitungen gespült werden muss. 

 


Wenn man die Möglichkeit hat ein Überdruck-Bremsenentlüftungsgerät zu benutzen, sollte man das auch tun. Nicht nur weil es bequem ist, sondern auch weil das häufige Pumpen mit dem Bremspedal der Lebendauer aller Manschetten im Hauptbremszylinder nicht wirklich zuträglich ist. Wobei wir damit noch nie Probleme hatten, aber das Risiko besteht einfach. In jedem Fall wollen wir die alte Leitung lösen und die Neue einbauen ohne viel Flüssigkeit zu verlieren. Ein Tip dazu: mit einer Holzlatte zwischen Bremspedal und Lenkrad drücken wir ein bisschen aufs Pedal so das die Nachlaufbohrungen am Hauptbremszylinder verschlossen sind. Jetzt kann man die Leitungen öffnen ohne die komplette Bremsflüssigkeit zu verlieren.


 

Mit einem 14mm Maulschlüssel lösen wir die Leitung am Bremssattel erstmal nur eine halbe Umdrehung um zu testen ob es funktioniert. Anschließend brauchen wir einen 11mm Bremsleitungsschlüssel für die Überwurfmutter an der starren Leitung. Sofern alles klappt, können wir die Mutter lösen ohne sie rund zu drehen. Bevor die Leitung komplett getrennt wird, waschen wir alles mit Bremsenreiniger ab, damit kein Schmutz ins System gelangt. Jetzt den Schlauch am Sattel lösen und vollständig entfernen. Die neue Leitung wird erst am Sattel eingesetzt und festgeschraubt und danach an der starren Leitung. Anderenfalls könnte der Schlauch sich verdrehen und auf dauer beschädigt werden. 

 


Leider haben wir heute ein bisschen Pech; die neuen Bremsschläuche passen nicht zum Auto. Eine Seite sollte Innengewinde und die andere Aussengewinde haben. So müssen wir erstmal alles lassen wie es ist und beim Teiledealer neue Teile bestellen. Am übernächsten Tag haben wir endlich was wir brauchen und können weitermachen. Wenn alles festgeschraubt ist, schließen wir das Entlüftungsgerät an und öffnen die Entlüftungsnippel am Bremssattel. Da dieser BMW ein bisschen schwerer ist hat er an der Vorderachse Vierkolben-Sättel mit zwei Nippel pro Sattel. Mit einem transparenten Schlauch und Auffangbehälter können wir gut sehen wieviele Luftblasen mit der neuen Flüssigkeit durch die Leitung gedrückt wird. Erst wenn alles blasenfrei ist schließen wir den ersten Nippel und machen am zweiten weiter.

 


 

An der hellen und klaren Farbe kann man recht gut erkennen ob neue oder alte Flüssigkeit durch die Leitung fließt. Auf der Beifahrerseite wiederholen wir die selben Arbeitsschritte und installieren anschließend die Vorderräder. An der Hinterachse brauchen wir nur neue Flüssigkeit. Zum öffnen der Nippel nutzen wir eine 7mm Stecknuss da es selbst mit einem passenden Ringschlüssel ziemlich haarig wurde. Bevor der Entlüftungsnippel ganz rundgedreht ist sollte man lieber eine Gripzange oder ähnliches benutzen. Im Extremfall hatten wir schon erfolg damit eine kleinere Nuss mit dem Hammer auf den Nippel zu kloppen. Dann kann man allerdings keinen Schlauch anschließen. 

 


Nachdem auch am letzten Rad neue blasenfreie Flüssigkeit angekommen ist, entfernen wir das Entlüftungsgerät, ergänzen die Flüssigkeit bis zur Max Markierung und drücken mit aller Kraft aufs Bremspedal. Eigentlich sollten wir jetzt ein sehr festes Pedalgefühl haben und nicht bis zum Bodenblech durchtreten können. Dann können wir zur Probefahrt aufbrechen.Für die nächsten zwei Jahre haben wir zumindest in dieser Angelegenheit unsere Ruhe. 


***Exkurs Ende***

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