Montag, 11. April 2022

Ford Sierra Rost Reparaturen - Teil 5

 

Das Wetter wird endlich besser und die Arbeiten am Sierra Projekt schreiten weiter voran. Jetzt ist die Gelegenheit für ein paar letzte Schweißarbeiten und den dringend nötigen Rostschutz (damit die ganze Arbeit nicht umsonst war). Aus ein paar Stellen wurde dann doch nochmal etwas mehr. Aber das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr. Hauptsache wir übersehen nichts bevor die Karosserie irgendwann mal lackiert wird und endlich zurück auf die Straße kommt. 

 


Vom letzten Mal ist noch der Übergang vom Kniestück zum Schweller hinten rechs übrig geblieben. Eigentlich wollten wir hier nur das Ende vom Reparaturblech an die Karosserie ansetzen und verschweißen. Zwischenzeitlich wurde dieser Plan über den Haufen geworfen. Zum einen weil die bereits eigensetzten Blechflicken gar nicht mal so gut aussehen und zum anderen weil die Passgenauigkeit des Reparaturblech, speziell der Sicke im Blech, nicht annähernd hinhaut. Da müssen wir wohl selbst aktiv werden und aus flachem Tafelblech die Kontur vom Schweller nachbauen. Idealerweise können wir dabei einen fließenden Übergang vom Reparaturblech zur originalen Karosserie erschaffen. 

 


Da wir mit unseren Möglichkeiten kein so langes und komplexes Blechstück herstellen können, werden wir wohl oder übel aus Einzelteilen ein Gesamtkunstwerk bauen müssen. Alles was wir dafür brauchen sind ein Schraubstock, etwas Holz und einen großen Hammer - und Geduld. Bis das Blech im Schraubstock über den Holzklotz herumgekloppt ist und die Form zum Auto passt, braucht es einige Versuche. Aber wir haben 1. Zeit, 2. wollen wir was lernen und 3. haben wir eh keine Alternative ausser einen kompletten Reparaturschweller zu kaufen und nur 15% davon zu verwenden. Den Rest verstecken wir zur Not unter einer Schicht Spachtelmasse. 


 

Wenn alles in Form gebracht und an seinem Platz eingesetzt ist, beginnen wir damit ringsherum einzelne Schweißpunkte zu setzen. Auf diese Weise bringen wir möglichst wenig Hitze auf einen Schlag ins Blech rein - das könnte sonst zu Wellen in der Karosserie führen. Zum Glattschleifen benutzen wir einen kleinen pneumatischen Winkelschleifer mit dem auch an engen Stellen präzise gearbeitet werden kann. Mit der großen Flex würden wir höchstwahrscheinlich zu viel vom umliegenden Blech abtragen und nicht nur die die Schweißnähte einebnen. Je exakter die Bleche eingepasst sind, desto weniger Luftspalt müssen wir zuschweißen und umso schneller sind wir mit den Schleifarbeiten durch. Leider klappt das nicht immer zu 100%. Aber wir haben ja Zeit. 

 


Während die neuen Brems- und Benzinleitungen gebogen und unter dem Auto montiert wurden, fanden sich leider nochmal neue Rostnester an Sierra-typischen Stellen; die Sitzaufnahmen am Unterboden. Durch die aufgedoppelten Bleche kann sich der Gammel schön festsetzen. Das zu Flicken wäre vielleicht möglich, ist aber ebenfalls aufwändig und wahrscheinlich trotzdem nicht dauerhaltbar. Darum schneiden wir alles großflächig aus, passen neue Bleche ein und schweißen von unten eine große Stahlplatte ein. Jetzt ist die Auflagefläche sogar noch größer und alles wasserdicht zusammengeschweißt - da sollte nichts mehr rosten. 


 

Zur Abwechslung von den ganzen Schweißarbeiten kommt jetzt mal etwas anderes. Bei der Bestandsaufnahme vor einem halben Jahr war uns neben dem undichten Motor (vermutlich Simmerring vorne und Ventildeckel) auch das undichte Lenkgetriebe aufgefallen. Praktischerweise befindet sich im Teilespender-Sierra noch ein funktionierendes (und dichtes!) Lenkgetriebe das jetzt im grauen Sierra weiterleben soll. Für den Wechsel muss erstmal das Servoöl abgelassen und die Schläuche am Getriebe gelöst werden. An der Lenksäule die Schraube lösen und alles auseinander ziehen. Die Spurstangeköpfe trennen wir vom Achsschenkel mit der bewährten Hammerschlag-Methode. Nur noch die zwei Schrauben vom Getriebe zum Vorderachskörper entfernen und der Brocken kann nach vorne rausgezogen werden. 

 


Beim Einbau des neuen Getriebe müssen wir aufpassen das die Zahnstange sich genau in Mittellage befindet. Anderenfalls hätte der Wagen hinterher einen unterschiedlichen maximalen Lenkeinschlag bei Links- und Rechtskurven. Im Zweifelsfall dreht man einmal in beide Richtungen bis zum Anschlag, zählt die Umdrehungen und kommt so auf den Mittelwert. Trotzdem muss der Sierra wenn alles erledigt ist nochmal zur Werkstatt für eine ordentliche Spurvermessung. Der Reifenverschleiß wird sonst nochmal deutlich höher sein als er durch die Tieferlegung ohnehin schon ist. Aber bis dahin dauert es ja noch ein paar Tage oder Wochen. 

 


Jetzt kümmern wir uns um den Radlauf am linken Hinterrad. Wir erwarten Platzprobleme mit den angedachten 17Zoll Felgen und der Tieferlegung wenn die Innenkante nicht bearbeitet wird. Im Gegensatz zur Beifahrerseite wor wir alles komplett neu bauen mussten und bei der Gelegenheit direkt für maximalen Freiraum gesorgt haben, ist links noch alles wie vom Werk. Mit einem Bördelgerät drücken wir die Blechkante langsam nach oben und aussen bis sie fast an der Radhausinnenwand anliegt. Wichtig ist langsam zu arbeiten und nicht zu viel Druck bei jedem Durchgang aufzubringen. Ansonsten wird das Blech wellig oder (bei lackierten Autos) nimmt der Lack schaden. Gegen das letztere Problem empfehlen wir einen Heißluftfön um den Lack warm und etwas elastischer zu machen. 

 


Damit der gebördelte Radlauf nicht rostet kommt sofort eine Schicht Rostschutzgrundierung drüber. An anderer Stelle setzen wir erstmal Rostumwandler ein. Das Zeug braucht zwar seine Zeit, fließt aber auch an Stellen wo wir sonst nur schwerlich hinkommen. Wenn die überall die Farbe getrocknet ist verschließen wir die Fugen mit Karosseriedichtmasse - wo kein Wasser reinkommt sollte auch nichts rosten. Beim nächsten Mal kommen hoffentlich die Sitze wieder ins Auto und die neuen Leitungen werden mit Bremsflüssigkeit gefüllt. Wenn alles klappt fehlen dann nur noch die Stoßstange, der Auspuff und die neuen Räder. Das Ende ist quasi in Sicht.

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