Die letze motorsportliche Veranstaltung ist noch gar nicht allzulange her, darum starten wir gleich wieder durch. Ziel der Anreise ist ein Fussballplatz in Lüchow-Dannenberg, hier findet zum 25. Mal die Wendlandtrophy statt, eine Spaßveranstaltung vom örtlichen Offroadclub bei der es im und neben dem Auto viel zu erledigen gibt. Der Anhänger mit den Geländereifen, Werkzeug und Campingutensilien ist schon beladen und wartet darauf das wir endlich Feierabend machen und losfahren können Mit von der Partie ist sind Fahrer und Beifahrer der Allradtomate, wir sind ein eigenes Team und haben den Fahrer des MR2 als Copilot dabei. Nach knapp 4,5h Fahrzeit (inklusive Pinkelpause und Tankstop) sind wir endlich am Ziel angekommen; der Sportplatz inkl. angrenzender Wiese die uns für zwei Tage als Basislager dienen wird.
Natürlich könnte man sich auch ein Zimmer in einer der umliegenden Pensionen mieten, aber zum einen sind gerade gar nicht so viele freie Plätze verfügbar und zum anderen wollen wir direkt vor Ort sein damit wir nix verpassen und immer flexibel sind. Und zu einem Wochenend-Abenteuerurlaub gehört Zelten einfach mit dazu - auch wenn eine Menge Krabbeltiere im ungemähten Gras auf und warten. Im Zweifelsfall müssen wir einfach verhindern das sie ihren Weg ins Zelt finden werden. Apropos Zelt, das müssen wir jetzt als erstes aufbauen damit wir einen guten Stellplatz sichern können. Mit zwei Personen geht das ganz schnell und die Luftmatratze ist ebenfalls zügig aufgepumpt. Jetzt müssen nur noch die Geländereifen am Jimny montiert werden, dann sind wir soweit fertig für heute und können den Grill anzünden und das erste Bier aufreißen.
Nach einer mehr oder weniger bequemen Nacht im Zelt findet Samstag morgen um halb Neun die Fahrerbesprechung statt. Insgesamt haben sich 60 Teams angemeldet. Das Teilnehmerfeld reicht vom serienmäßigen VW Touareg über eine Palette mehr oder weniger stark modifzierter Jeeps und Fernreise-Landrover bis hin zum straßenzugelassenen Buggy mit Motorradmotor. Ob wir irgendwelche Gewinnchancen haben wollen wir jetzt noch garnicht abschätzen, dafür sind die Aufgaben zu unterschiedlich. Der Spaß an der Freude ist das oberste Ziel bei der gesamten Trophy und den wollen wir uns nicht durch falschen Ehrgeiz nehmen lassen. Sobald die Orga alles erklärt hat werden die Roadbooks ausgegeben und dann kann es auch schon losgehen. Über den Tag verteilt werden wir rund 80km Fahrtstrecke zurücklegen und dabei zwei Offroadsektionen sowie sechs Spielestationen passieren.
Im Roadbook wird die Fahrtroute über Chinesenzeichen vorgegeben. Wie die funktionieren haben wir erst vor zwei Wochen bei der Rallye Rund um Oelde nochmal geübt. Im Zweifelsfall gibt es heute weniger Herausforderungen bei der Navigation weil keine Baumaffen oder sonstige Überraschungen auf den Verbindungsstrecken zwischen den Stationen auf uns warten. Vom Startpunkt aus gilt es in erster Linie den Weg zur nächsten Aufgabe zu finden. Unsere erste Aufgabe ist es die Länge eines bestimmten Brückengeländer auszumessen, wer jetzt ein langes Bandmaß im Auto dabei hat, ist besser vorbereitet als jemand mit Seilwinde am Auto. So sind einfach die Bedingungen bei dieser Trophy. Jeder Teilnehmer hat irendwo die Chance zu gewinnen, wenn er in den Spielen nur gut genug abschneidet und im Gelände nicht total versagt.
Damit die Fahrer von besonders aufwändig modifizierten oder sehr kleinen Geländewagen nicht zu große Vorteile gegenüber den großen Overlandern haben, gibt es einen indiviuellen Handycap-Faktor in den vorallem die Fahrzeuggröße einspielt. Andererseits sind die Parcours wohl so gesteckt das man zumindest theoretisch auch mit ausgewachsenen Fahrzeugen hindurchkommen soll. Bis wir das selbst herausfinden können gibt es noch eine weitere Station an der wir anhalten müssen. Hier steht eine Dartscheibe und ein Glücksrad. Fahrer und Beifahrer müssen am Rad drehen und damit auswählen welche Art der Einschränkung sie beim Pfeilwurf haben; ein Rohr über dem Wurfarm, beide Hände gefesselt oder mit Arbeitshandschuhen werfen. Auf sowas kann man sich schlecht vorbereiten, das Glück gehört mit dazu. Deutlich mehr aufs Fahrerische Geschick kommt es bei der nächsten Aufgabe an; das Auto aus dem Stand auf vier kleine, glatte Metallwippen zu fahren so das es genau mittig darauf zum stehen kommt.
Weiter geht es primär über Feldwege und schmale Landstraßen, Bundesstraßen werden nur im Notfall und so kurz wie möglich befahren. Durch viele kleine Ortschaften schlängeln wir uns weiter zur nächsten Aufgabe; nur mit einem Schwamm möglichst viel Wasser innerhalb von 30 Sekunden in einen Eimer zu befördern. In unserem Fall landet der Schwamm öfter auf den Klamotten des Fängers als im Eimer, aber solange die Sonne weiter scheint wird alles schnell wieder trocken. Zur Belohnung gibt es hier Bratwürstchen und Brötchen. Frisch gestärkt brechen wir auf zur ersten Offroadsektion in einer Sandgrube. Hier muss am Hang entlang durch mehrere Tore aus Holzstangen gefahren werden ohne die Kugeln von den Stangen zu werfen. Abesehen von einmal fast steckenbleiben und etwas rangieren gelingt diese Aufgabe sowohl für den Samurai als auch den Jimny ziemlich fehlerfrei. Ob es am neuen Fahrwerk oder dem Streckenlayout liegt können wir nicht sagen.
Damit wir nicht zu spät zurück zum Basislager kommen, müssen wir jetzt gleich weiterfahren. Die nächste Station wartet schon auf uns; der heiße Draht. Hier soll innerhalb kurzer Zeit der Zeigestab durch das Metalllabyrinth geführt werden ohne den Stromkreis zu schließen - sonst gibt es eine Dusche. Die ist an diesem ziemlich sonnigen und zeitweise staubigen Tag gar nicht so verkehrt. Wobei wir im Auto mit Klimaanlage es noch ziemlich bequem haben. In schwitzen kommen wir dafür bei der nächsten Geländesektion, dieses Mal im Wald. Wieder durch diverse Tore und zusätzlich durch ein Wasserloch. Unser Problem ist das Teilnehmerfeld mit vielen großen schweren Fahrzeugen mit echt großen Rädern die eine tiefe Fahrspur gegraben haben. In Verbindung mit der falschen Fahrlinie und zu wenig Schwung führt das zum Stillstand mitten im Wasserloch. Jetzt muss der Beifaher leider aussteigen und im brackigen Wasser den Bergegurt anbringen. Mit unterstützung vom Bergefahrzeug (Humvee) kommen wir schnell wieder raus aus dem Loch, aber nicht ohne reichlich Strafpunkte zu kassieren.
Unsere letzte Chance noch irgendwie weiter nach vorne in der Platzierung zu kommen ist die Rattenwurfstation. Eine Holztafel mit Löchern und Mausefallen muss mit Stofftiere beworfen werden. Wenn man eine Falle trifft (und auslöst) oder durchs Loch wirf gibt es ordentlich Bonuspunkte. Wie gut wir insgesamt waren erfahren wir erst abends bei der Pokalvergabe. Jetzt gehts erstmal zurück zum Zeltplatz. Dort sind schon ein Getränkewagen und Fressbude aufgebaut. Verhungern muss heute niemand. Leider haben wir es nicht unter die ersten 18 Plätze geschafft und nehmen keinen Pokal mit nachhause. Immerhin sind wir in der oberen Hälfte der Tabelle gelandet - trotz miesen Handycapfaktor und dem Abbruch der Sektion. Die Erfolge im Spiel machen vieles wieder gut. In jedem Fall haben wir viel Spaß gehabt und beim einen oder anderen Bier wird beschlossen im nächsten Jahr ganz sicher wieder teilzunehmen.
Nach einer weiteren relativ unbequemen Nacht im Zelt gibt es Sonntagfrüh ein deftiges Frühstück. Danach packen wir unsere sieben Sachen zusammen und machen uns auf den fast 300km langen Heimweg. Mit etwas Glück werden wir im Herbst zum Treffen der Jeep-Community im Mammutpark ein paar der Spiele wiederfinden, dann haben wir zumindest ein bisschen Wissensvorsprung. Und bis dahin sollte auch der Rappelmann wieder einsatzbereit sein damit die Allrad-Tomate nicht noch mehr durch den Dreck gezogen werden muss.
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