Ein großes Auto bietet das Potenzial für große Probleme. Ganz besonders wenn es von einem anderen Kontinent und einer anderen Epoche kommt. Bester Beweis dafür ist dieser taxifarbene Chevrolet R3500 Pickup bei dem die Elektrik ein besonders extremes Eigenleben entwickelt hat. Jetzt dürfen wir uns mal mit der Materie beschäftigen. Es kann ja gar nicht so viel anders sein als das was wir bisher an Horror erlebt haben.
Bevor wir uns um die eigentliche Reparatur Gedanken machen, wollen wir erstmal ein bisschen zur Vorgeschichte dieses Chevrolet erzählen. Vielleicht hilft das zu verstehen woher die Probleme kommen könnten. Irgendwann im Jahr 1988 lief der Pickup vom Fließband bei General Motors als R3500 BonusCab. Das bedeutet obwohl die Kabine vier Türen hat war nur die vordere Sitzbank installiert. Der Freiraum hinten konnte als geschlossener Laderaum benutzt oder von Drittanbietern nach individuellem Plan ausgestattet werden. Bei diesem Wagen war die Firma American Van Conversion dafür verantwortlich ein Interieur zu bauen das sowohl gemütlich als auch rustikal ist; die Rückbank kann zur Liegefläche umgeklappt werden und das Armaturenbrett ist mit echtem Holz verkleidet.
Abgesehen von dem reisetauglichen Innenraum ist der Chevrolet mit seinem 7,4lBigblock V8 Benzinmotor und den fetten Blattfederpaketen an der Hinterachse prädestiniert um schwere Lasten zu tragen und den Rest hinter sich her zu ziehen. Dafür war sowohl eine Kupplung unterhalb der Stoßstange als auch ein Königszapfen auf der Ladefläche inkl. entsprechenden Steckdosen nachgerüstet. Die Kombination aus diesen Eigenschaften lässt für uns den Schluss zu das er erste Besitzer entweder ein reisender Rodeocowboy oder alternativ ein Viehhändler gewesen sein muss. In seinem zweiten (oder dritten) Leben wurde eine große Wohnkabine aufgesetzt mit der die aktuellen Eigentümer eine größere Reise durch die USA unternahmen bevor der Chevrolet mit nach Deutschland gekommen ist.
Für die Zulassung nach StVZO mussten beim Importeur bzw. seiner Werkstatt unter anderem die Beleuchtung für unsere Verhältnisse angepasst werden. Dazu gehört die Deaktivierung der fünf gelben Lampen auf dem Dach sowie die fünf roten auf der Heckklappe und an den Kotflügeln. Dann mussten die gelben Standlichter vorne auf weißes Licht umgebaut und an den Seiten im Gegenzug gelbe Seitenmarkierungsleuchten nachgerüstet werden. Ob das damals bei der §21 Abnahme wirklich alles so ganz richtig funktioniert hat können wir nur vermuten. Fakt ist das jetzt nach diesem bewegten Leben so viel an der Elektrik herumgefummelt wurde das eine einfache Fehlersuche nicht mehr möglich ist. Teilweise wurde ein und die selbe Leitung dreimal getrennt und wieder neu verbunden. Das sich dabei Fehler einschleichen können sollte jedem klar sein.
Da wir nicht einfach alles rausreißen und von Neuem anfangen können, bleibt nichts anderes übrig als Schritt für Schritt durchs Auto zu gehen und sämtliche Bastellösungen so gut wie möglich in Ordnung zu bringen. Beginnen wir mal mit einer Auflistung der bisher gefundenen Probleme die sowohl für die nächste HU als auch für einen sicheren Alltagsbetrieb gelöst werden müssen. Das Fernlicht leuchtet dauerhaft mit dem Abblendlicht und lässt sich nicht abschalten. Wenn man auf die Bremse tritt leuchtet vorne links der Blinker mit. Bei aktiviertem Standlicht ist eine Seite heller als die andere und wenn zusätzlich der Blinker eingeschaltet wird leuchten die Lampen links abwechseldn und rechts gleichzeitig. Bei aktiverem Warnblinker und getretener Bremse bleiben die Blinker vorne einfach stehen. Im Motorraum liegen lose Kabel für eine zweite Batterie die nicht mehr existiert. Der Tempomat funktioniert auch nicht.
Und wenn das alles funktioniert soll schon mal eine neue Anhängersteckdose nach europäischem Standard montiert werden damit langfristig mal Anhänger gezogen werden können und der Pickup ein bisschen praktischer wird. Aus dem selben Grund wären ein paar zusätzliche 12V und USB Steckdosen im Armaturenbrett echt sinnvoll - dafür kann das Steuergerät für die elektrischen Anhängerbremsen an amerikanischen Trailern gerne rausfliegen. Sowas gibt es hier leider nicht. In jedem Fall haben wir eine Menge Arbeit vor uns und starten mit einer ausgiebigen Internetrecherche. Das bringt uns zumindest ein bisschen Hintergrundwissen für die Thematik amerikanischer Autoelektrik und den damit verbundenen (deutschen) Umrüstlösungen.
Jetzt fehlt uns nur noch ein originaler Stromlaufplan und ganz viel Zeit und Ruhe um uns reinzudenken. Spätestens wenn das Wetter wieder schlechter wird sollte dafür die passende Gelegenheit gekommen sein. Wir berichten dann was wir so gefunden haben und ob die Karre abgefackelt ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Absenden eines Kommentars bestätigst du, die Datenschutzerklärung (https://schlagzeilenkaefer.blogspot.com/p/impressum.html) zur Kenntnis genommen zu haben.
Mit Absenden deines Kommentars werden Name, E-Mail, Kommentar, URL, IP-Adresse und Zeitstempel in einer Datenbank gespeichert. Du kannst Deine Kommentare natürlich später jederzeit wieder löschen lassen
Indem du mir einen Kommentar hinterlässt, erklärst du dich AUTOMATISCH mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden!
Dieser Blog ist mit Blogspot erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.