Freitag, 1. Juli 2022

Mercedes und Kia Vorbereitung für die HU

 

 

Und wenn der TÜV sie nicht geschieden hat, dann fahren sie noch heute. Alle zwei Jahre die selbe Nummer, kommt mein Auto nochmal durch die Prüfung oder muss ich erst wieder viel Zeit und Geld investieren damit der Sticker aufs Kennzeichen kommt? Heute haben wir gleich zwei Fahrzeuge zu Gast die beide zur HU müssen. Ein Kia Rio von 2011 und ein Mercedes E200 Kompressor von 2004. Bei beiden Autos wissen wir schon vorher das sie so keine Chance haben ohne Mängel durchzukommen. Aber das können wir ändern.

 


 

An und für sich sind die E-Klassen der Baureihe W211 ziemlich solide. Abgesehen von der SBC Bremsanlage und ein paar Elektronikmacken im Alter, funktionieren sie auch nach 300tkm zuverlässig. Aber irgendwann merkt man doch das die vergangenen Jahrzehnte nicht spurlos vorbeigezogen sind. Bei der Bestandsaufnahme fanden wir rissige Bremsschläuche, angerostere Bremsleitungen, ausgeschlagene Zugstreben an der Vorderachse sowie matte Scheinwerfer. Das können wir nicht alles an einem Tag erledigen. Darum fangen wir hinten an und arbeiten uns nach vorne durch. Ursprünglich sollten nur die Schläuche gewechselt werden, aber nach einem Blick hinter die Radhausschale sind wir uns sicher das die Leitungen bald durchgerosten und schnellstmöglich getauscht werden müssen. 

 

 

Leider oder zum Glück ist der Unterboden bei diesen Fahrzeugen vollständig verkleidet so das man von den Bremsleitungen fast garnichts sehen kann. Darum lösen wir erstmal die Plastikmuttern(SW10) und entfernen die hinteren Panele. So können wir besser abschätzen wieviel vom Rost angefressen ist und erneuert werden muss. Unser Plan sieht so aus die originale Leitung abzuschneiden so das keine rostigen Segmente übrig bleiben und von dort ein neues Teilstück anzuflicken. Dafür lösen wir auch noch die Radhausschale im vorderen Teil (zwei Muttern und eine Schraube SW8 von unten) und klappen diese nach hinten weg. Jetzt kommt man noch besser an die Leitung dran und kann mal etwas mit dem Schraubenzieher schaben. Tatsächlich reicht das schon damit die Leitung undicht wird. Also sind wir schon mal nicht zu übervorsichtig gewesen bei unserer Einschätzung. 

 


Da die Leitung ohnehin hinüber ist und die Überwurfmutter sich nicht lösen lassen will, greifen wir direkt zum Winkelschleifer und sägen die Mutter komplett ab. Damit jetzt nicht die SBC Bremse dauerhaft flüssigkeit nachpumpt bis der Behälter leer ist, empfehlen wir beide Batterien abzuklemmen (eine große Hauptbatterie und die kleine Hilfbatterie im Kofferraum) und das Bremspedal mit einer Holzlatte etwa nach unten zu drücken. So haben wir weniger Flüssigkeitsverlust und hoffentlich keine Luft im System, auch wenn wir etwas länger an der offenen Leitung arbeiten müssen. Im Zweifelsfall ist ein ordentliches (Überdruck-)Entlüftungsgerät für diese Arbeit absolut hilfreich. Ebenfalls unerlässlich ist ein kompaktes Bördelwerkzeug um die Leitung am Fahrzeug passend zu bearbeiten. 


 

Mit dem Rohrschneider trennen wir die Leitung, schieben direkt die neue Überwurfmutter auf, entgraten die Schnittkante und Bördeln das Ende um. Das verrostete Teilstück benutzen wir als Muster für die neue Leitung welche wir freihändig nachbiegen. Solange hinterher alles dicht hält und nirgends an der Karosserie scheuert, ist die Optik ziemlich unwichtig - hinter der Radhausschale kann man davon ohnehin nichts sehen. Sobald beide Schläuche und Leitungen wieder komplett angeschlossen sind, entlüften wir die Bremsanlage und starten zur Probefahrt. Offensichtlich funktioniert alles korrekt. Dafür fällt uns die aktive Motorkontrollleuchte im Kombiinstrument auf - damit brauchen wir nicht zur Prüfung fahren. Bloß gut das wir einen OBD2 Dongle haben mit dem wir den Fehlerspeicher selbst auslesen können. Der Eintrag lautet P0171 und P0410, also Gemisch zu mager und Fehler in der Nebenlufteinblasung. Bevor wir hier aktiv werden, wollen wir erstmal abwarten wie schnell der Fehler wohl wieder auftritt. 

 


Damit ist der Benz für heute entlassen und die Bühne frei für den nächsten Patienten. Dieser Kia Rio war in der Vergangenheit bei uns weil ein Bremssattel fest hing. Jetzt haben wir Klappergeräusche aus der Vorderachse und ebenfalls eine aktive Motorkontrollleuchte. Wir starten mit den einfachen Sachen und suchen die Quelle des Klappergeräusch. Auf der Hebebühne wackeln wir mit den Händen an jedem Fahrwerksteil und schauen ob sich irgendwas unnatürlich viel bewegt oder sogar das Geräusch hörbar ist. Letztendlich fand sich die Ursache in einer ausgeschlagenen Koppeltange am linken Vorderrad. Für kleines Geld fand sich passender Ersatz im Netz und die beiden Muttern sind ebenfalls schnell gelöst. So geht der Tausch schnell über die Bühne und die erste Aufgabe ist erledigt. 


 

Weiter geht es mit der Beleuchtung, genauer gesagt mit dem Standlicht und Tagfahrlicht. Eigentlich sollte dort eine 21/5W Glühlampe im Scheinwerfer sitzen. Der Vorbesitzer hat dort aber LEDs eingesetzt. Das ist zum einen illegal und zum anderen flackert jetzt eine der Lampen dauerhaft. Also raus damit und normale Glühlampen einsetzen. Leider muss dafür der Scheinwerfer ausgebaut werden. Dafür entfernen wir die obere Kühlerabdeckung und die darunter liegenden Befestigungen der Stoßstange (Plastikdübel und Schrauben), jetzt noch die beiden Schrauben (SW10) am Scheinwerfer lösen und die Stoßstange etwas nach vorne ziehen. Der Platz müsste jetzt ausreichen um den Scheinwerfer nach vorne und oben aus seinem Sitz zu lösen. Mit langen spitzen fingern kann jetzt die Birne entnommen werden. 

 


Nachdem die Scheinwerfer wieder an ihren Platz gedrückt und festgeschraubt wurden, kann die Stoßstange und die Kühlerabdeckung ebenfalls wieder installiert werden. Wieder eine Aufgabe erledigt. Jetzt kommen wir zu Finale und einem Problem das diesen Wagen schon länger betrifft; die Motorkontrollleuchte ist an. Laut OBD2 Tool ein Problem mit Nockenwellenverstellung auf der Auslassseite. Ein Tipp aus der Werkstatt des Vertrauens dem wir gerne erstmal nachgehen wollen ist ein verrostetes Polrad für den Nockenwellensensor. Angeblich ein beliebter Fehler für Autos dieser Baureihe wenn sie lange Zeit nicht benutzt werden. Das Kondenswasser im Motor lässt Rost auf dem Polrad entstehen und dieser verfälscht das Signal vom Sensor. Ob das stimmt können wir erst sagen wenn der Ventildeckel entfernt wird. 

 


Um den Ventildeckel zu löen müssen wir als erstes die klein Plastikabdeckung über den Kerzensteckern entfernen, danach die Zündkabel abziehen und zur Seite legen. Als nächstes lösen wir den Stecker vom Sensor im Ventildeckel und den Kabelhalter. Jetzt halten nur noch ein Dutzend Schrauben (SW10) den Deckel am Motor. Diese Lösen wir vollständig und hebeln den Deckel vorsichtig runter. Wenn man etwas aufpasst bleibt die Dichtung heile und kann wiederverwendet werden. Leider oder doch zum Glück ist untern Deckel keinerlei Rost oder ähnliches sichtbar, sämtliche Motorenteile sind mit Öl überzogen und könnten gar nicht so schnel Rost ansetzen. Sehr merkwürdig. Das heißt wir können den Motor erstmal wieder komplett zusammenbauen. 

 


Im Zweifelsfall ist die Motorlampe jetzt erstmal aus und wenn sie erst nach der HU wieder angeht ist das erstmal auch nichht so schlimm. Tatsächlich geht es gleich am Montag Nachmittag zur örtlichen Prüfhalle wo der kleine Kia zeigen muss was in ihm steckt. Bis auf ein verstellte Abblendlicht (weil der Scheinwerfer ausgebaut war) ist der Wagen ohne Mängel durch die Prüfung gekommen. Damit sind wir hier für heute fertig. Bis der Benz zur Prüfung kommen kann müssen wir uns noch um die Vorderachse kümmern. Aber davon berichten wir dann beim nächsten mal.





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