Ford Fiesta Mk7 Kupplung und Zentralausrücker tauschen

 

Freitag ist Ford Familientag bei uns. Zumindest kommt es mir gerade so vor. Besonders die Fiestas finden sich dann gerne in der Garage ein und brauchen irgendwas. In dieser Woche ein roter Mk7 von 2014 mit dem 1.25l Motor. Sein Problem ist die Kupplung; manchmal geht der Gang nicht rein, manchmal nicht raus und seit neuestem kommt die Kupplung von alleine obwohl das Pedal voll durchgetreten ist. Wir vermuten eine undichte Stelle in der hydraulischen Betätigung. 

 

 

Die komplette Hydraulik besteht aus dem Geberzylinder am Kupplungspedal, ein bisschen Leitung und dem Zentralausrücker der über das integrierte Ausrücklager auf die Kupplung wirkt. Das sowas auch bei, für unsere Verhältnisse, jungen Autos kaputt gehen kann ist nichts neues. Spätestens seit dem schwarzen Passat B7 wissen wir wie anfällig das System sein kann. Meistens kann man durch die auslaufende Bremsflüssigkeit erkennen welcher Seite das Problem verursacht. In unserem Fall ist aber alles sauber und trocken. 

 

Ohne klare Indizien womit wir anfagen sollen gibt es eigentlich nur zwei Optionen; entweder der Zylinder im Innenraum oder der am Getriebe ist defekt. Für uns erscheint ein defekt am getriebeseitigen Zylinder wahrscheinlicher. Darum bestellen wir einen neuen Zentralausrücker samt neuer Druckplatte und Mitnehmerscheibe. Auch wenn die Kupplung selbst wahrscheinlich noch lange nicht verschlissen ist, wollen wir sie jetzt mit erneuern da es keinen großen Mehraufwand verursacht und das Auto noch länger bei uns bleiben soll. 

 

Aus dem selben Grund machen wir auch einen Motorölwechsel und tauschen die gebrochenen Federn an der Hinterachse. Nur den Geberzylinder im Innenraum bleibt erstmal original. Schließlich wollen wir auch wissen ob unsere Vermutung korrekt war und der Fehler damit behoben ist. So oder so muss der Fiesta wieder flott gemacht werden. Also rauf auf die Hebebühne und los gehts. Den Anfang macht der Motorölwechsel da jetzt noch alles schön warm ist. Anschließend lösen wir die Schrauben der beiden Stoßdämpfer an der Hinterachse so das sie ein Stück nach unten klappt. Entweder hat man dafür einen Getriebeheber als Hilfsmittel oder man lässt die Bühne wieder fast bis auf den Boden runterfahren. Dann kann die alte Feder rausgenommen und die neue eingesetzt werden. Schrauben festziehen und fertig. 

***Exkurs Ford Fiesta Mk7 Kupplung tauschen***

 

Erstmal öffnen wir, wenn nicht bereits geschehen, die Motorhaube und lösen die Kabel vom Minus- und Pluspol der Batterie sowie den Haltebügel. Um die Batterie zu entfernen muss der Luftfilterkasten raus. Dieser ist mit seinem Rüssel beim Kühlergrill eingeschnappt und mit einer Schraubschelle in Richtung Drosselklappe festgemacht. Beides lösen und dann einfach nach oben ziehen bis die Gummilager sich lösen. Anschließend die Batterie rausziehen und die Schrauben vom Batteriekasten auf dem Boden entfernen. Die drei Schnellverschlüsse vom Steuergerät trennen und den Batteriekasten rausnehmen. Darunter befindet sich ein Massekabel sowie eine Blechkonstruktion die den Kabelbaum und Batteriekasten trägt. Alles lösen und weglegen bzw. entfernen. Jetzt erreicht man auch die Leitung zum Zentralausrücker und die Getriebeentlüftung, hier die Klammer entfernen und die Leitungen abziehen. Wenn sie bis an die Windschutzscheibe hochgelegt wird, läuft keine Bremsflüssigkeit aus. 

 

Damit es übersichtlich bleibt, wechseln wir jetzt an die Unterseite vom Auto. Stecker vom Rückfahrlichtschalter trennen und aus dem Weg legen. Die schwarze Plastikverkleidung vom Schaltzug lösen und die Kugelköpfe vom Getriebe entfernen. Dazu einfach die Köpfe soweit wegdrehen bis sie abspringen. Die Züge samt Halterung vom Getriebe lösen und zur Seite legen. Hier befindet sich die Inbusschraube über die später das Getriebeöl eingefüllt werden muss. Damit wir was zum Befüllen haben, müssen wir jetzt erstmal das Öl an der großen Schraube unterhalb vom Rückfahrlichtschalter ablassen. Sofern kein frisches Öl zur Verfügung steht, muss das Alte aufgefangen und sauber verpackt werden. 

 

 

Weiter geht es an der Vorderachse. Beide Vorderräder müssen entfernt werden um an die unteren Trag/Führungsgelenke zu gelangen. Hier lösen wir die Klemmschraube und hebeln das Gelenk aus dem Achsschenkel. So kann die Aufhängung nach aussen gezogen werden um die Antriebswelle zu entlasten. Letztere ist mit einem Federring im Differential gesichert wird. Einfach mit einem gebogenen Montierhebel zwischen Getriebe und Gelenkgehäuse drücken bis es rausspringt. Die Welle raus ziehen und aus dem Weg drücken. Auf der Beifahrerseite in gleicher Weise vorgehen und zusätzlich das Zwischenlager der der Antriebswelle lösen. 

 

Unterhalb der rechten Antriebswelle befindet sich eine Drehmomentstütze die wir komplett mit Halter vom Getriebe abschrauben und weglegen. Die ebenefalls mit angeschraubte Leitung zur Lambdasonde legen wir einfach zur Seite. Damit sind wir schon (nach über einer Stunde) an dem Punkt angelangt die Schrauben an der Kupplungsglocke zum Motorblock zu lösen. Bis auf zwei Schrauben ganz oben die von einem dicken Kabelbündel verdeckt werden, kommt man eigentlich überall gut dran und kann alle Schrauben lösen. Bevor irgendwelche Getriebehalter gelöst werden dürfen, muss die Motorbrücke von oben bzw. die Stütze von unten angebracht werden. In unserem Fall mussten wir dafür auch noch die Frontscheinwerfer, Scheibenwischerarme und Windleitblech demontieren. Gefühlt ist einfach alles mit Plastik verkleidet in diesem Motorraum. 

 

Sobald die Motorbrücke eingehängt und auf Spannung gedreht ist, lösen wir das Getriebelager und bauen es komplett ab um das Getriebe so klein wie möglich zu machen. Mit einem Helfer ziehen und wackeln wir am Getriebe bis es sich vom Motor löst. Damit es am Achskörper vorbei passt muss es ein wenig nach unten rotiert und danach abgezogen werden. Ab auf den Boden damit. Der Zentralausrücker ist mit drei Schrauben befestigt; alle lösen und das Teil ersetzen. In unserem Fall machen wir jetzt auch die Kupplung frisch. Dafür die sechs Schrauben rundherum entfernen und alles abnehmen. Nach einer gründlichen Wäsche mit Bremenreiniger kommt die neue Druckplatte samt Mitnehmerscheibe auf die Schwungscheibe. Mit einem passenden Zentrierwerkzeug sitzt alles genau da wo es soll. Die neue Druckplatte bekommt 29Nm Anzugsmoment.

 

Damit sind wir schon beim (aus unserer Sicht) schwierigsten Teil der ganzen Operation angelangt; das Getriebe wieder einbauen und richtig ansetzen. Mit drei Personen haben wir eine unangenehm lange Zeit gebraucht bis es bündig am Motor anliegt. Die Schrauben dürfen nicht als Montagehilfe missbraucht werden. Anderenfalls könnte das Gehäuse oder die Lager im Getriebe beschädigt werden. Letztendlich hilft es den Motor an der Kurbelwelle ein wenig von Hand zu drehen damit die Verzahnung von Getriebe und Kupplung leichter ineinander findet. Sobald alle Schrauben an der Kupplungsglocke fest sind kann das Getriebelager zurück an seinen Platz und die Motorbrücke entfernt werden. Die Antriebswellen wieder einstecken bis sie einrasten und die Traggelenke zusammenbauen (52Nm Anzugsmoment). 

 

Der restliche Zusammenbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge zur Demontage. Nur einen Tipp haben wir noch: Erst die Kupplung entlüften und dann die Seilzüge sowie den Batteriekasten einbauen. So hat man deutlich mehr Platz und kann bequemer arbeiten. Da unser Überdruckentlüftungsgerät leider nicht auf den Ausgleichsbehälter gepasst hat, mussten wir die Kupplung auf althergebrachte Weise entlüften; ein Helfer sitzt im Auto und pumpt mehrmals schnell die Kupplung bis das Pedal festen Druck hat. Während das Pedal gedrückt ist, öffnen wir das Entlüftungsventil am Zentralausrücker und lassen die Flüssigkeit durch einen Schlauch bergauf in einen Auffangbehälter laufen. Das machen wir so lange bis keine Luft mehr im System ist. Sollten sich die Gänge bei laufendem Motor schlecht einlegen lassen, ist noch Luft drin und die Arbeitsschritte müssen wiederholt werden. 

***Exkurs Ende***