Langsam wird die Zeit knapp für den roten Movano. Wenn wir keine erneute Hauptuntersuchung bezahlen wollen muss der Opel bis spätestens Anfang nächster Woche durchrepariert und zur Wiedervorführung bereit sein. Die größten Brocken, zumindest was den schrauberischen Aufwand anbelangt, bereits erledigt. Jetzt fehlen nur noch ein Bremssattel, die Nebelschlussleuchte und ein paar Kleinigkeiten. Das kann ja nicht so aufwändig sein.
Für das erste schnelle Erfolgserlebnis beginnen wir mit den Scheibenwischerblättern vorne. Diese sind völlig verschlissen und hängen in Fetzen von den Armen herunter. Da die Waschdüsen direkt im Wischer integriert sind müssen wir genau den richtigen Ersatz besorgen. Abgesehen davon ist der Austausch kein Hexenwerk; Arm hochklappen, Schlauch abziehen, Blatt aushaken und das neue wieder einbauen. Als nächstes Stellen wir die Scheinwerfer vorne ein gutes Stück niedriger damit der Gegenverkehr nicht mehr geblendet wird. So sind wieder zwei Punkte von der Liste erledigt.
Am anderen Ende vom Auto machte die Tür Probleme. Letztendlich musste der Fanghaken im Schloss nachgebogen und der Seilzug zum unteren Haken nachgespannt werden. Dafür haben wir einfach eine Schraube mit in das Langloch vom Haken geklemmt werden um die Vorspannung zu erhöhen. Jetzt geht die Tür wieder ohne Gewalt oder Nachhhilfe auf. Wo wir schon mal hier hinten sind, richten wir noch das verbogene Blech für die Anhängersteckdose. Da die Leitung ziemlich kurz ist und wir keinen Bock auf Flickwerk haben, wurde die verformte Dose wieder zurecht geschnitzt so das der Stecker vernünftig rein und raus geht.
Bevor hier alles wieder endgültig zusammengebaut werden kann, müssen wir noch einen Fehler finden; die Nebelschlussleuchte funktioniert nicht. Obwohl im Kombiinstrument die entsprechende Warnleuchte angeht, bleibt hinten alles dunkel - auch an der Anhängersteckdose. Das ist schon mal ein wichtiger Hinweis für uns. Wenn der Mikroschalter in der Dose klemmen würde, müsste zumindest dort noch irgendwas funktionieren. Und wenn die Sicherung defekt wäre, dürfte im Kombiinstrument nichts leuchten. Laut Stromlaufplan gibt es keinerlei Relais oder Steuergeräte in der Schaltung. Nur den Strom vom Abblendlicht- Lichtschalter zum Nebelschlussleuchte- Schalter von dort zur Sicherung und weiter zum Rücklicht.
Da der Kabelbaum für die Anhängersteckdose zwischen die originalen Stecker und die Rücklichter gesteckt wird, bauen wir erstmal beide Rückleuchten aus und schließen alles wieder direkt an um eine mögliche Fehlerquelle auszuschließen. Leider ohne Erfolg. Auf dem beige-braunen Kabel kommt einfach nichts an. Im Sicherungskasten sollen gleich zwei Sicherungen für die NSL verantwortlich sein, beide sind intakt und wenn die Zweite (Nr.20) gezogen wird, erlischt auch die zugehörige Warnleuchte. Rein aus Idenlosigkeit demontieren wir sogar den Lenkstockhebel und messen hier direkt alles durch - ohne neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Letztendlich können wir den Fehler, nachdem die entsprechende Leitung vom Heck bis runter zur A-Säule zurückverfolgt wurde, soweit eingrenzen das die Unterbrechung irgendwo im Kabelbaum hinterm Sicherungskasten/ unterhalb vom Armaturenbrett liegen muss. Da wir jetzt im Augenblick weder die Zeit noch die Motivation haben das halbe Auto zu zerlegen, entscheiden wir uns für die sauberste Pfuscherlösung die uns einfällt. Einen Stecksicherungsabzweig in den originalen Sockel packen und von dort per fliegender Leitung hoch an die A-Säule und dort die entsprechende Leitung anzapfen. So bleibt der originale Schalter, Warnleuchte, Sicherung, Schaltlogik und Kabelstrang in Funktion und wir können damit gut leben bis wir es irgendwann vielleicht nochmal gründlich reparieren. (Vielleicht kümmern wir uns dann auch um die klemmende Heizungsregelung und defekte Beleuchtung im Armaturenbrett)
Zum Abschluss gibt es nochmal eine ganz einfache und klar verständliche, mechanische Reparatur. Der linke hintere Bremssattel ist kaputt. Genauer gesagt der Hebel für die Feststellbremse will sich nicht mehr bewegen. Da hilft wohl nur ein neuer Sattel. Und um den zu montieren muss der Lieferwagen auf die Hebebühne und das Rad ab. So kommt man bequem an die beiden Schrauben für die Führung heran. Mit etwas Gefummel und sanfter Gewalt lässt sich das Handbremsseil doch noch vom Hebel befreien (Halteklammer nicht vergessen). Sobald der neue Sattel parat liegt wird mit einem Leitungsschlüssel die Mutter der Bremsleitung gelöst und ohne Verzögerung an den neuen Sattel montiert um den Flüssigkeitsverlust zu minimeren. Anschließend das Seil einhängen, den Sattel wieder auf seinen Halter stecken und beide Schrauben mit Sicherungskleber und 30Nm festgezogen.
Zum Entlüften der Bremse kommt unser manueller Überdruckentlüfter zum Einsatz. Da die alte Flüssigkeit ohnehin nicht mehr gut aussieht, wechseln wir sie direkt aus und entlüften an allen vier Rädern bis nur noch Neue austritt. Das geht am besten wenn alle Räder demontiert sind und das verbinden wir mit einer Rotation von vorne nach hinten. So können die fast neuwertigen Reifen von der nicht angetriebenen Hinterachse noch eine ganze Zeit benutzt werden bevor sie (auch) austauschreif sind. Aus Gründen der Fahrstabilität macht es immer Sinn die besseren bzw. neueren Reifen auf die Hinterachse zu packen.
Damit sind wir fürs erste Fertig mit diesem Opel. Um die diversen Kampfspuren und nicht TÜV-relevanten Defekte wollen wir uns irgendwann auch nochmal kümmern. Dann wäre auch ein Zahnriemenwechsel angebracht. Aber jetzt und hier wollen wir einfach nur unseren Segen vom Prüfer erhalten und die Karre zurück ins Rennen schicken. Wer weiß wie schlimm er bei unserer nächsten Begegnung wohl aussieht.
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