Manchmal ist es wirklich schön sich an die Vergangenheit zu erinnern. Was haben wir schon alles erlebt und geschafft. So wie beim Normalpassat, der einerseits seit 2014 im SZK Fuhrpark läuft und andererseits schon seit mehr als zwei Jahren nicht mehr aufgetreten ist. Einerseits gut, weil der Kombi einfach so gelaufen ist und keine Probleme gemacht hat und anderseits schlecht weil das heißt das jetzt doch irgendwas kaputt gegangen ist. Heute befassen wir uns mit den Bremsen und Radlagern an der Hinterachse.
Dafür das dieses Auto schon knapp 100tkm beim aktuellen Fahrer gelaufen ist, mussten wir die Bremsen an der Hinterachse noch kein einziges Mal angehen. Also weder neue Bremsbeläge noch Scheiben. Nur zum Austausch der kaputten ABS-Sensoren direkt nach dem Kauf, mussten die hinteren Bremsscheiben einmal demontiert werden. Das war damals schon eine echte Fummelei nachdem der alte Sensor im Achsgehäuse abgerochen war und wir die Bremse abbauen mussten um das Teil von innen zu entfernen. Und um das zu bewerkstelligen mussten zwei rundgedrehte Schrauben vom Bremssattelhalter abgeflext werden. Wir hoffen ehrlich das wir nach knapp acht Jahren nicht schon wieder die selben Probleme haben werden.
Immerhin haben wir ein bisschen mehr Erfahrung, etwas mehr Werkzeug und die Teile zumindest noch nicht so lange im Auto wie bei (vermutlich) beim letzten Mal. Also rauf auf die Hebebühne und runter mit den Rädern. Heute wollen wir das kaputte Radlager, den festsitzenden Bremssattel und die durchgerosteten Staubschutzbleche erneuern. Damit einher geht automatisch auch der Wechsel von Belägen und Scheiben. Selbst wenn diese noch nicht restlos aufgebraucht sind, macht es jetzt wenig Sinn nur die Hälfte zu erneuern und den Rest so zu belassen. Wir werden, sofern die Bremse hinten wieder 100tkm schafft, selbige vermutlich kein zweites Mal mehr anfassen müssen.
Mit dem Passat auf der Hebebühne lösen wir die Radschrauben und nehmen beide Hinterräder ab. Anschließend mit einer Zange die Staubkappe und den Sicherungssplint vom Radlager sowie die Einstellmutter entfernen. Als nächstes mit zwei Schraubenschlüsseln (SW13&15) die beiden Halteschrauben vom Bremssattel lösen und den Sattel zur Seite hängen. Jetzt bleibt nur noch der Sattelhalter als Angstgegner - sein beiden Schrauben (8mm Inbus) sitzen ziemlich fest und sind nicht so ohne weiteres zu lösen. Damit sich hier nichts runddreht oder son wie vernudelt, schlagen wir das Inbusbit mit dem Hammer in den Schraubenkopf rein.
Nach einigen bangen Minuten sind beide Schrauben erfolgreich gelöst und der Sattelhalter sowie die Scheibe können abgenommen werden Ohne die Scheibe haben wir freien Blick auf den Achszapfen. Dieser ist mit sechs Schrauben an der Achse festgemacht. Um an das Staubschutzblech zu gelangen müssen die alle gelöst und der Achszapfen zur Seite gelegt werden (ohne den ABS Sensor zu beschädigen). Selbst mit dem Schlagschrauber schaffen wir nur die Hälfte aller Schrauben zu lösen. Für den Rest kommt der lange Hebel zum Einsatz. Leider haben wir damit offenbar soviel Kraft das eine der Schrauben einfach abreißt. Immerhin kann der Achszapfen und der traurige Rest vom Staubschutzblech jetzt abgenommen werden.
Zu unserem Glück ist die Schraube nicht bündig abgerissen sondern ziemlich weit oben, so steht ein knapp 1cm langer Rest aus der Achse hervor. Auch nachdem alles mit der Lötlampe aufgeheizt wurde gelingt es uns nicht die Schraube rauszudrehen. Darum versuchen wir als nächstes eine Mutter aufzuschweißen. Das gelingt uns zwar erst beim dritten Versuch, dafür kann jetzt ohne das Gewinde zu beschädigen alles normal abgeschraut werden. Hätte auch das nicht geklappt, wären die Bohrmaschine und der Gewindeschneider die nächste Möglichkeit gewesen. So oder so kann der Achszapfen und das Schutzblech wieder zurück an die Achse geschraubt werden (60Nm).
Da an der neuen Bremsscheibe noch keine Radlager und ABS Ringe angebracht sind, müssen wir diese selbst einbauen. Der ABS Ring kann mit zwei Schraubendrehern einfach von der alten Scheibe runtergehebelt werden und die Lager werden komplett erneuert. Mit einer passend großen Nuss als Druckstück, klopfen wir die Lagerringe vorsichtig in die Bremsscheibe hinein. Die eigentlichen Lager müssen dann noch mit Fett gefült werden und dann kann alles wieder ans Auto. Mit der Radlagermutter stellen wir die Vorspannung so ein das sich die Unterlegscheibe der Mutter noch ohne viel Kraft hin und her bewegen lässt. Im Zweifelsfall lassen wir das Lager lieber ein wenig locker als zu stramm eingestellt. Sollte das Lager später zu viel Spiel aufweisen, können wir das Ganze nochmal weiter einstellen.
Im nächsten Schritt wird der Sattelhalter wieder an die Achse geschraubt (60Nm) und mit neuen Bremsbelägen bestückt. Wären die Bremssättel nicht ebenfalls austauschreif, könnten wir die Kolben jetzt mit dem passenden Dreh-Drück-Rückstellwerkzeug zurück in den Sattel drücken. So montieren wir den neuen Sattel und siehen die Halteschrauben mit 30Nm an. In unserem Fall stößt die Rückholfeder vom Handbremshebel gegen das Achsgehäuse, darum bauen wir die Feder aus und montieren sie aus der anderen Richtung. An den originalen Sätteln war diese Feder gar nicht vorhanden, insofern fragen wir uns ob sie überhaupt nötig ist beim Passat. Jetzt lösen wir die Verschraubung vom Bremsschlauch zur starren Leitung (SW11 und 14) mit einem Leitungsschlüssel.
Anschließend auch am Sattel (SW14) und montieren sie am neuen Sattel und dann an die starre Leitung. Weiter geht es mit dem Handbremsseil. Dieses am Hebel aushängen, den Sicherungsclip entfernen und rausziehen. Am neuen Sattel in gleicher Weise wieder einsetzen. Zum Abschluss entflüften wir die Bremsanlage mit einem Entlüftungsgerät (oder alternativ mit einem Helfer im Auto) und wiederholen alle Arbeitsschritte auf der Beifahrerseite in gleicher Weise. Damit sind wir für heute mit der Hinterachse am Normalpassat durch. Unter der Motorhaube wartet allerdings noch ein bisschen mehr Arbeit auf uns. Aber davon berichten wir dann beim nächsten Mal.
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