Der Schuster hat immer die schlechtesten Schuhe an und während der weiße Fiesta hinterm Haus steht und auf seinen ersten Start in die Saison 2023 wartet (und die überfällige Hauptuntersuchung) kümmern wir uns lieber um jeden anderen verdammten rostigen Ford der in unsere Garage fährt. Nach dem roten Sierra im Frühling wartet jetzt der Nächste auf uns. Hoffentlich dauer es dieses Mal nicht ganz so lange.
Für langjährige Leser des Schlagzeilenkäfer dürfte dieser Smokestone blaue Sierra noch in guter Erinnerung sein, im Winter 2020/21 wurde diese Stufenhecklimousine umfangreich geschweißt. Zwischenzeitlich hielt das Bodenblech nur noch via Bluetooth Kontakt zur restlichen Karosserie. Speziell auf der Fahrerseite musste sehr viel am Schweller, den Sitzaufnahmen und der Bodengruppe gemacht werden um das mürbe Blech wieder in Form zu bringen. Seit dem lief der Sierra bei ziemlich jedem Wetter als Alltagsauto und bei diversen Ausflügen zum Nürburgring und ins Ruhrgebiet.
Bei der letzten HU gab es ausser einem marginalen Ölverlust vorne am Motor und ein bisschen Schwierigkeiten bei der Abgasmessung (nach langer Standzeit und vielen Kaltstarts), tatsächlich nichts zu monieren. Zwischenzeitlich wurden die Querlenkerbuchsen gegen Polyurethan getauscht und der Auspuff in Ordnung gebracht. In dieser Richtung erwarten wir demnach keine Hindernisse. Nur in die Karosserie vertrauen wir nicht so weit das eine Prüfung ohne vorherige Kontrolle Sinn hat. Mit dem Lieblingsschraubendreher in der Hand machen wir uns auf die Suche nach Arbeit.
Eigentlich haben wir gar keine Lust wild im Bodenblech rumzustochern, schließlich bedeutet es wieder viel Zeit Lärm und Dreck für uns. Andererseits ist es uns definitiv lieber wenn wir jetzt im Vorraus alles ohne Stress reparieren können als innerhalb der vier Wochen Frist für die Nachprüfung. Und wenn ein einzelnes Rostloch zum Durchfallen führt, müssen wir alle anderen (geringen) Mängel auch sofort mit beheben die ansonsten weniger kritisch wären. Letztendlich finden wir genau zwei Stellen, die dafür ziemlich gravierend sind.
Böse Zungen würden behaupten das hier auch schon vor zwei Jahren nicht mehr alles in Ordnung war, aber das hilft uns jetzt auch nicht weiter. Sierra-typisch ist das Bodenblech rund um die Beifahrersitzbefestigung weggefault und zusätzlich im Bereich der vorderen rechten Wagenheberaufnahme. Also genau dort wo man nur hin kommt wenn der Sitz ausgebaut, der Teppich inklusive Dämmung hochgenommen und die Bitumenmatte vom Boden weggekratzt wird. Herliche Arbeitsbedingungen also. Da hilft es uns auch nicht mehr wirklich das man durch die geöffneten Türen ziemlich bequem im Knien arbeiten kann.
Speziell die Benzinleitungen die in diesem Bereich verlaufen machen uns das Leben unnötig schwer. Während ein Helfer die Leitung aus dem Weg hält (die Plastikhalter ließen sich nach 30 Jahren tatsächlich noch fast alle zerstörungsfrei lösen), kann von oben mit dem Winkelschleifer das alte Blech großflächig rausgetrennt werden. In diesem Fall gilt: mehr ist mehr. Lieber ein großer Flicken der ringsherum nur an gutes Blech anschließt als eine kleine Briefmarke die durch Luftbrückenschweißung an die Karosserie angebunden wird und auf der Rückseite ein Igel aus Schweißdraht entsteht. Gerade weil die Spritleitungen auf der anderen Seite liegen könenn wir hier später nicht ordentlich mit der Schruppscheibe drüber gehen und die Naht glätten.
Sobald alles geschweißt und verschliffen ist, kommt erstmal eine Schicht Rostschutzgrundierung drüber. Während selbige antrocknet kümmern wir uns um ein paar weitere Baustellen an Smoky; die Elektrik steht heute noch auf der Agenda. Nicht nur weil es für die HU kriegsentscheident sein kann, sondern auch weil es echt nervig ist wenn gewisse Dinge nicht funktionieren. Dazu gehören für uns ganz sicher die nachgerüsteten Nebelscheinwerfer. An der Stoßstange hängen sie schon eine ganze Weile, aber bis jetzt fehlt noch jeglicher Anschluss. Dabei ist dafür gar nicht so viel nötig, ein zweiadriges Kabel von den beiden Scheinwerfern führt hoch zur Batterie wo wir ein Arbeitsstromrelais montieren das direkt an die Batterie angeschlossen wird.
Jetzt noch das Signalkabel an der Spritzwand entlang zur Fahrerseite führen und dort durch den Gummistopfen in den Innenraum ziehen. So landet man fast genau da wo der entsprechende Platz im Armaturenbrett für einen NSW Schalter vorgesehen ist. Von den angrenzenden Schaltern für die Heckscheibenheizung borgen wir uns den Strom für die Hintergrundbeleuchtung und vom Lichtschalter das Standlicht. So ist alles StVZO-konform angeschlossen. Wo wir schon mal an der Vorderseite vom Auto zur Gange sind wird direkt eine zweite Hupe angeschlossen (ab Werk ist nur eine Tiefton Hupe auf der Fahrerseite vorhanden, rechts ist aber alles vorgerüstet bis auf die eigentliche Hupe) und das bisschen Öl vom Motor abgewaschen.
Weiter geht es an der Hinterachse hier duschen wir die beiden ABS Sensoren am Differential einmal ordentlich in Kontaktspray - mit etwas Glück ist damit der sporadische Fehler endlich aus der Welt geschafft. Als letzter Punkt auf der Liste tauschen wir noch die kaputte Anhängersteckdose aus. Durch die Tieferlegung geht dieses Teil gerne mal kaputt wenn man rückwärts vor eine Bordsteinkante rollt. Praktischerweise haben wir eine identische 7pol Steckdose mit Ford Logo von einem Schlachtauto abgebaut. Leider sind die Kontakte so festgegammelt das sich die alte Dose nicht sauber demontieren lässt. Letztendlich bleibt nur die Amputation und anlöten der neuen alten Steckdose.
Damit sind aus unserer Sicht alle vorbereitungen abgeschlossen. Ob wir erfolgreich waren und wie lang die Mängelliste geworden ist, berichten wir euch dann hoffentlich beim nächsten Mal.
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