Montag, 1. Mai 2023

Klemmende und quietschende Bremsen reparieren

 

Wenn das eigene Auto beim Tritt aufs Bremspedal wie eine alte Straßenbahn klingt und unter lautem quietschen zum stillstand kommt, ist irgendwas ganz und gar nicht in Ordnung. Im Laufe der letzten Wochenenden hatten wir gleich mehrere Fahrzeuge zu Besuch die diese Symptome gezeigt haben. Und jetzt liegt es an uns dafür zu sorgen das sie alle wieder vernünftig bremsen ohne viel Radau zu machen.


 

Den Anfang macht dieser blaue Fiesta dessen Bremse weniger durch laute und störende Geräusche sondern durch erhöhte Temperaturen auf sich aufmerksam macht, offenbar klemmt die Bremse fest. Wenn das lange genug ignoriert wird, kann der Bremsbelag so heiß werden dass die Oberfläche verglast - dann entstehen beim Bremsen die typischen Geräusche und die Bremsleistung nimmt stark ab. Zusätzlich verschleißt der Belag schneller und wenn irgendwann nichts mehr übrig ist,bremst der eiserne Belagträger auf der Bremsscheibe. Das klingt dann ebenfalls nicht schön. 

 


Mögliche Ursachen für eine klemmende Bremse sind ein festsitzender Bremsbelag oder der Bremssattel selbst, ein verkanteter Kolben im Bremszylinder oder eine zugesetzte Bremsleitung bzw. Bremsschlauch. Da der Wagen noch nicht im biblischen Alter ist und täglich benutzt wird, versuchen wir es erstmal damit die Bremse zu zerlegen und zu reinigen. Mit etwas Glück reicht das dann schon um wieder ein normales Fahren zu ermöglichen; momentan kann der Wagen keine weiten Strecken ohne Zwischenpause gefahren werden da die Bremse mit der Zeit immer fester zu packt und man irgendwann kaum noch von der Stelle kommt. 

 

 

Um den Bremssattel bei diesem (und vielen anderen Ford Modellen aus der Jahrtausendwende) zu demontieren muss zunächst das Rad (SW19) abgenommen werden. Anschließend die Federklammer raushebeln und die beiden Führungsstifte (7mm Inbus) unter den Gummistopfen auf der Rückseite vom Sattel entfernen. Mit einem Schraubendreher als Hebelwerkzeug lässt sich der Sattel nun normalerweise von seinem Halter trennen. Da wir bestmögliche Arbeit abliefern wollen, schrauben wir jetzt auch noch den Sattelhalter (SW13) vom Achsschenkel ab. So können wir ihn im Schraubstock einspannen und mit der Drahtbürste und Feile vom Rost und Dreck befreien. 


 

Sobald alles wieder schön sauber ist kommt der Halter zurück ans Auto und wird mit 70Nm und Schraubensicherungskleber festgemacht. Jetzt ist der Bremssattel selbst dran. Auch wenn wir die Bremsbeläge heute noch nicht tauschen wollen (wir haben keinen Ersatz da, sie sehen noch gut aus und wir wissen nich ob unser Reparaturversuch erfolgreich ist), drücken wir den Kolben trotzdem mit einem Rückstellgerät in seine Bohrung zurück. Bevor er zu weit versenkt ist, packen wir den Rand (der am Belag anliegt) mit einer Rohrzange und versuchen ihn ein bisschen hin und her zu drehen um eventuell die Klemmstelle zu lösen. Anschließend den Bremsbelag mit etwas Montagepaste auf den Endspitzen wieder einsetzen.

 

 

Natürlich machen wir die selbe Reinigungs- und Einschmierarbeit auch mit den beiden Führungsbolzen bevor sie wieder in ihre Löcher respektive Gewinde kommen (30Nm). Nur noch die Halteklammer einsetzen und das Rad anbringen. Sobald das Bremspedal einige Mal getreten wurde testen wir noch auf der Hebebühne ob die Bremse frei ist. Leider lässt sich das linke Vorderrad schon wieder nicht ohne viel Kraftaufwand drehen. Nach einer kurzen Proberunde ohne starke Bremsmanöver haben wir schon fast 100° Temperaturdifferenz von links nach rechts. Das heißt wir brauchen auch noch mindestens einen neuen Bremssattel. In Anbetracht des Alters und der Laufleistung dieses Ford, beschließen wir gleich beide zu erneuern und die Bremsschläuche im selben Zug ebenfalls auszuwechseln.  

 


Sobald die neuen (und passenden!) Bremssättel eingetroffen sind müssen wir einen Teil der Arbeitsschritte vom letzten Mal wiederholen, zusätzlich die Verschraubung vom Schlauch an beiden Seiten und am Federbein lösen (SW12, SW13, SW15). Sobald die neue Leitung und der Sattel montiert sind muss noch die Bremse entlüftet werden. Dafür nutzen wir ein spezielles Überdruck-Entlüftungsgerät, alternativ geht es auch mit  der Zweimannmethode. In Anbetracht der dunklen Farbe welche die Bremsflüssigkeit hat, war ein Austausch ohnehin dringend nötig. Darum machen wir die Entlüftungsprodzedur auch nochmal an der Hinterachse bis hier ebenfalls frische Flüssigkeit aus der Leitung kommt. 



Auf der abschließenden Probefahrt hören wir nicht nur keine Quietschgeräusche, wir haben auch keine unnatürlich hohen Temperaturen mehr. Patient 1 erledigt. Weiter gehts mit dem Spezialpassat der ziemlich exakt das selbe Problem hat. Hier versuchen wir es wieder mit Kolben verdrehen und alle Kontaktstellen entrosten sowie einfetten. Das war hier offenbar die richtige Entscheidung. Seit fast zwei Wochen läuft der VW mittlerweile wieder im Alltag und hat noch keine Probleme mit der Bremse gehabt. Man muss es einfach ausprobieren und schauen obs hilft. Wenn beim zurückdrücken des Bremszylinders das Rückstellwerkzeug verbiegt, kann man sicher sein das ein neuer Sattel oder zumindest eine Überholung fällig ist. 

 

Der letzte und einfachste Grund für quietschende Bremsen ist gerade bei unserem gelben Jimny aufgetreten; die Beläge sind einfach restlos aufgebraucht. Dann kommen die Metallbügel vom Belag in Kontakt mit der Scheibe und machen ein Geräusch wie Fingernägel auf einer Schultafel. Alles was hier getan werden muss ist die alten gegen neue Beläge auszuwechseln und schon ist das Thema gegessen.

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