Die ganze Schrauberei und die ewige Fehlersuche sind (hoffentlich) zuende. Der 68er Landrover Serie IIa ist endlich wieder zurück auf der Straße. Nachdem sich auch nochmal eine Spezialwerkstatt um den englischen Patienten gekümmert hat, soll jetzt alles in Ordnung sein und die volle Motorleistung auch nach 30 Minuten zur Verfügung stehen. Um das zu testen gibt es eigentlich nichts besseres als eine ausgiebige Probefahrt; beispielsweise zur Saison Eröffnung im Lenkwerk Bielefeld.
Da wir uns absolut sicher sind das heute den ganzen Tag über nur gutes Wetter ist, bleibt das Verdeck zuhause. Im Gegensatz zu einem normalen Cabriolet kann das Stoffdach nicht einfach mit ein paar Handgriffen nach hinten weggeklappt werden sondern muss wie ein Pfadfinderzelt abgebaut zerlegt und verstaut werden. Darauf haben wir keine Lust. Und im Zweifelsfall gibt es noch die klassische englische Wachsjacke. Die macht sich auch bei sonnigem Wetter bezahlt wenn man den Kragen hochschlägt um den Nacken vor Zugluft zu schützen.
Mangels Seitenscheiben kriegt man schon bei moderater Geschwindigkeit ordentlich Wind um die Nase geweht. Das ist gar nicht so schlecht wenn man den permanenten Dieselgeruch nicht riechen möchte. Ausserdem haben wir relativ zeitnah warme Füße vom Bodenblech das durch die Auspuffanlage aufgeheizt wird. Im Winter wäre das wiederum eine echt feine Sache da dieser Landrover ursprünglich in wärmeren Gefilden (Olivenplantage auf Teneriffa) unterwegs war und darum keinerlei Heizung vom Werk aus montiert ist. Ebenfalls nicht vom Werk aus gab es Sicherheitsgurte. Die sind bei einem so alten Fahrzeug auch nicht vorgeschrieben so das für die deutsche Straßenzulassung nichts nachgerüstet wurde.
In Verbindung mit dem wenig vertrauenerwekenden Türschloss klammert man sich als Passagier somit automatisch irgendwo am Armaturenbrett oder der Rückenlehne fest um nicht durchs und aus dem Auto zu fliegen. Auf dem Hinweg fahren wir nur über Landstraßen und die Innenstadt so das keine wahnsinnige Geschwindigkeit erreicht wird - wobei die lauten Geländereifen und der permanent hoch drehende Dieselmotor subjektiv genau das Gefühl vermitteln. Immerhin haben wir am Sonntag morgen nicht allzuviel Verkehr neben uns auf der Straße so das wir mit unserem gemütlichen Tempo keinen Stau verursachen. Den gibt es nur einmal kurz vor der Einfahrt zum Lenkwerk.
Etwas mehr als eine Stunde nach dem offiziellen Starttermin treffen wir beim Lenkwerk ein. Die Parkplätze vor dem Haupteingang sind schon ziemlich vollständig ausgefüllt, aber wozu haben wir den einen waschechten Geländewagen unterm Hintern (auch wenn der Allradantrieb zur Zeit noch nicht wieder funktionsfähig ist. Einfach die Bordsteinkante hochfahren und vor einem der Schaufenster parken. Neben uns steht eine moderner Supersportwagen ala Lamborghini Aventador, aber darum ist das hier heute ja auch kein Oldtimertreffen sondern die Saisoneröffnung. Solange noch Parkplätze frei sind kann so ziemlich jede Art von Fahrzeug aufs Gelände kommen.
So stehen wild durcheinander amerikanische Straßenkreuzer neben englischen Sportwagen und gegenüber eine Corvette neben einem Ferrari. Das gibt der ganzen Veranstaltung einen besonderen Charme. Prinzipbedingt bilden sich dennoch kleine Inseln der Glückseligen wo nur beispielsweise japanische Automobile zusammenstehen. Aber im großen und ganzen ist es doch ein sehr abwechslungsreiches Bild. Dementsprechend viele Besucher ohne Auto sind hier heute unterwegs. Und unser marinegrauer Landrover schein den einen oder anderen Bewunderer gefunden zu haben. Immerhin sieht man so ein Vehikel eher selten auf der Straße und dann auch noch im optischen Originalzustand mit den Spuren der letzten 55 Jahre auf der Plantage.
Im Laufe des Nachmittags stoßen noch die Fahrer des schwarzen 79er Pontiac Firebird TransAm und des Porsche 928 zu uns. Mit beiden Autos sind wir in der Vergangenheit schonmal hier her gekommen. Beim nächsten Mal sollte es dann vielleicht irgendwas italienisches oder französisches oder japanisches sein. Wir wollen ja nach wie vor unseren automobilen Horizont erweitern. Nach einigen längeren Benzingesprächen mit den Fahrern anderer Landrover machen wir uns so langsam auf den Heimweg. Dieses Mal benutzen wir die Schnellstraße wo die alte Dame zeigen muss was in ihr steckt. Laut GPS sind maximal 88kmh drin gewesen. Gefühlt waren es eher 180.
Den restlichen Weg fahren wir dann wieder über Landstraßen und den einen oder anderen Feldweg. Hier fühlt sich der Landy erst richtig wohl. Schade das es hier so wenige Möglichkeiten dafür gibt. Und damit kommen wir zum Ende des Tages und der Auflösung unserer Leistungsprobleme. So wie es aussieht hatte die Zwischenwelle vom Haupt- zum Verteilergetriebe einen Lagerschaden so das es mit der Zeit heißgelaufen ist und damit immer schwerer drehte. So entstannt der Eindruck des Leistungsmangel beim Beschleunigen. In Wirklichkeit musste der Motor einfach schon zu viel Kraft im Getriebe verbrennen. Mit dem neuen Getriebe ist jetzt alles wieder in Butter und der Sommer kann kommen. Vielleicht haben wir in Zukunft nochmal die Gelegenheit für einen kleinen Ausflug oben ohne.
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