Beim letzten Offroadeinsatz im Mammutpark ist uns aufgefallen, dass die Kupplung beim Betätigen des Pedals Geräusche macht. Die Kupplung beim Samurai ist denkbar einfach aufgebaut. Der Druck auf das Kupplungspedal wird über einen Seilzug, an den Kupplungshebel an der Getriebeglocke weitergegeben, der über eine Welle mit dem Ausrücklager verbunden ist. Das Ausrücklager läuft auf dem Lagerhalter der Getriebeantriebswelle und drückt beim Betätigen des Pedals auf die Druckplatte, welche den Kraftschluss zwischen Schwungscheibe und Kupplungsscheibe trennt, die auf der Eingangswelle vom Getriebe läuft.
Da die Getriebeglocke zwei Lüftungsschlitze hat, kann hier Wasser, Schlamm und Sand eindringen. Bei regelmäßigem Offroadeinsatz wird früher oder später das Fett ausgewaschen und Dreck verteilt sich in der Kupplungsglocke. Wenn man dieses Problem vernünftig lösen möchte, hilft unserer Meinung nach nur zerlegen, reinigen, neu fetten und Verschleißteile wechseln. Im Internet gibt es Ideen, bei denen versucht wird die Kupplungsglocke komplett abzudichten, oder alles mit Wasser zu spülen. Wie gut das auf Dauer funktioniert, ist sicherlich fragwürdig. Also beginnen wir das Getriebe auszubauen.
Da wir nach dem Einsatz im Mammutpark sowieso die Bremsen zerlegen, reinigen und kontrollieren, wird der Samurai als erstes in der heimischen Garage aufgebockt und auf vier Stützen gestellt. Anschließend werden alle Räder abgenommen und der Bremsenservice erledigt. Um das Schaltgetriebe auszubauen, müssen ein paar Sachen demontiert werden. Als erstes wird das Getriebeöl abgelassen, der Schalthebel samt Manschette ausgebaut und der 6mm Druckschlauch aus der Schnellkupplung von der höhergelegten Entlüftung entfernt. Anschließend wird der Anlasser ausgebaut. Hierzu wird der Stecker am Magnetschalter abgezogen, das Pluskabel abgeklemmt und die Halteschrauben inklusive des Massekabels entfernt.
Die Verbindungsmutter vom Kupplungszug wird abgenommen, der Kupplungszug ausgehängt und der Kupplungsarm nach dem Lösen der Klemmung entfernt. Anschließend werden die Kardanwellen zwischen Schaltgetriebe und Verteilergetriebe und zwischen Verteilergetriebe und Vorderachse ausgebaut. Außerdem muss der vordere Teil vom Auspuff abgenommen werden. Hierzu löst man die Schrauben vom Flansch am Krümmer, zwischen Kat und Schalldämpfer und zwei Halteschrauben an den Auspuffgummis.
Dann muss noch eine Strebe unter dem Getriebe abgenommen werden, an der beim Rappelmann auch der Druckluftschlauch für die Differentialsperre an der Vorderachse befestigt ist. Nachdem das Blech vorne an der Kupplungsglocke entfernt wurde, sollte man nicht vergessen das Kabel vom Schalter für den Rückwärtsgang zu lösen, da man es sonst beim Ausbau vom Getriebe abreißt. Nicht das uns sowas schonmal passiert wäre… Nachdem die beiden oberen Halteschrauben, unteren zwei Muttern und der hintere Halter mit Silentblock abgenommen worden sind, kann man das Getriebe rausheben. Anschließend nehmen wir Druckplatte, Kupplungs- und Schwungscheibe ab. Da der hintere Kurbelwellensimmering auch keinen Dreck mag und dazu neigt undicht zu werden, wird auch dieser durch einen neuen ersetzt. Ebenso das Pilotlager was in der Schwungscheibe sitzt.
Um Simmeringe und Lager einzubauen, verwenden wir mangels entsprechendem Spezialwerkzeug eine passende Nuss aus dem Knarrenkasten, oder beispielsweise eine ½ Zoll Verlängerung. Herbei sollte immer mit Gefühl gearbeitet werden um den Simmering nicht zu beschädigen. Anschließend wird die Schwungscheibe eingebaut. Die Halteschrauben setzen wir mit mittelfester Schraubensicherung ein und ziehen sie mit 65 Nm fest. Dabei wird die Schwungscheibe mit einem selbstgebauten Rohr festgehalten, was zwei Bohrungen hat die auf die Führungsstifte für die Druckplatte passen. Obwohl die Kupplung vom Rappelmann die Verschleißgrenze von 0,5mm (gemessen an der Nietkopfabsenkung) noch nicht erreicht hat, bauen wir in der Hoffnung so schnell nicht wieder das Getriebe ausbauen zu müssen, auch eine neue verstärke Kupplung ein. Dann wird ein Zentrierdorn benötigt, der vorne im Pilotlager von der Schwungscheibe sitzt und auf dem die Kupplungsscheibe zwischen Schwungscheibe und Druckplatte genau mittig in Position gehalten wird.
Die Druckplatte setzen wir auf und ziehen die Schrauben mit 28 Nm fest. Die Kupplungsscheibe muss genau mittig sitzen, da die Eingangswelle vom Getriebe beim Einbau erst in die Verzahnung der Kupplungsscheibe und am Ende in das Pilotlager der Schwungscheibe geschoben wird. Bevor das Getriebe wieder eingebaut werden kann, wird alles gereinigt, der Simmering hinter dem Deckel ersetzt, ein neues Ausrücklager montiert und alles mit wasserbeständigem Fett geschmiert. Außerdem erneuern wir den Simmering am Ausgang vom Schaltgetriebe, der bei Fahrten im Gelände Dreck und Wasser ausgesetzt ist. Nachdem der Zentrierdorn entfernt wurde, muss erst das Blech zwischen Motor und Getriebeglocke auf die dafür vorgesehenaen Hülsen gesetzt werden. Anschließend wird alles in umgekehrter Reihenfolge wieder montiert und die Kupplung eingestellt.
Würde man den Kupplungszug durchschneiden oder ausbauen, ist die Kupplung geschlossen. Beim Einstellen der Kupplung ist es wichtig, einen freien Weg von 20 bis 30 mm am Kupplungspedal zu haben, damit die Kupplung während der Fahrt nicht schleift. Wenn man diesen Einstellwert beachtet und der Kupplungszug in Ordnung ist, trennt die Kupplung beim Schalten einwandfrei. Nachdem 1,3l GL4 Getriebeöl eingefüllt worden sind, wurden bei einer Probefahrt zwei Hofläden in der Umgebung angesteuert um die Vorräte wieder aufzufüllen. Dabei lief alles einwandfrei und der Rappelmann ist wieder bereit für das nächste Abenteuer.
Text&Fotos: S.M.
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