Peugeot 807: Großraumlimousine Aktionstag - Teil 2

 

Im ersten Teil haben wir erfolgreich die Bremsanlage durchsaniert, inklusive neuem Bremssattel, Bremsscheiben, Bremsbelägen und natürlich neuer Bremsflüssigkeit. Damit ist dieser Peugeot aber noch lange nicht fertig. Jetzt muss noch die Lenkung und das Fahrwerk an der Vorderachse repariert werden, sonst gibt es nicht nur keine neue HU Plakette für uns sondern möglicherweise landet der Wagen irgendwann einfach im Straßengraben. Das darf nicht passieren, besonders wenn die Familie mit an Bord ist.

 

Und alles nur weil sich das Traggelenk verabschieden könnte und das innere Spurstangengelenk bedenklich viel Spiel aufweißt. Auf dem Papier klingt das erst mal gar nicht so dramatisch, aber wenn die Radaufhängung sich vom restlichen Auto verabschiedet hat man nicht mehr wirklich Gelegenheit nochwas zu unternehmen. Darum unternehmen wir jetzt lieber was und bauen neue Ersatzteile ein. Eigentlich müssen dafür nur ein paar Schrauben und Muttern gelöst werden um die alten Teile raus und die neuen Teile rein zu kriegen. Aus der Erfahrung wissen wir das es leider meistens nicht auf anhieb funktionieren will wie es soll.

 

Darum haben wir auch gleich als der Peugeot zum ersten Mal auf die Hebebühne gefahren ist sämtliche Schrauben und Muttern die wir anpacken müssen mit Kriechöl eingesprüht um unsere Chancen zu verbessern. So hat das Zeug mehr Zeit zum einwirken. Jetzt müssen wir hoffen das es geholfen hat. Als erstes lösen wir die Klemmschraube aussen am Traggelenk und entfernen sie dann. Mit einem großen Schraubendreher versuchen wir in den Spalt zu kommen und ihn etwas aufzuweiten damit sich da Kugelgelenk leichter vom Achsschenkel lösen lässt. Da das allein nicht reicht mussten wir kreativ werden. Mit einer langen Eisenstange die unter den Arm der Hebebühne gelegt und mit einer dicken Kette am Querlenker festgemacht wird, können wir ordentlich Kraft aufbringen und das Gelenk rausziehen. 

 

 

Falls das alleine auch noch nicht genügt kann zusätzlich mit einem Hammer gegen die Klemmung geklopft werden bis sich endlich irgendwas bewegt. Jetzt noch die insgesamt 5 Schrauben welche den Querlenker am Vorderachskörper halten rausdrehen und das Teil rausnehmen. Bei uns saß das Teil so unter Spannung das nur mit dem Montierhebel etwas Bewegung in die Sache gebracht werden konnte. Das verspricht für den Einbau schonmal kein leichtes Spiel. Um unsere Chancen etwas zu verbessern haben wir zusätzlich die Koppelstange oben am Federbein und den Spurstangenkopf aussen am Achsschenkel gelöst. So kann der Achsschenkel samt Bremsanlage ein bisschen besser nach aussen und vorne weggedrückt werden (soweit es die Antriebswellengelenke zulassen). 

 

 

Dadurch kommt der Querlenker mehr in eine waagerechte Position und lässt sich leichter rein und raus bewegen. Die ersten paar Schrauben lassen sich noch von Hand ansetzen und durch leichtes vorziehen mit der Knarre kommen die Lagerböcke auch in eine Lage die halbwegs parallel zum Achskörper ist, aber egal was wir anstellen, die restlichen Schrauben wollen ums verrecken nicht in die dazugehörigen Löcher passen. Nach einigem rumprobieren nehmen wir den neuen Querlenker nochmal raus und vergleichen das Lochbild mit dem Originalteil. Eigentlich sieht alles genau so aus wie soll, nur die Radien vom Gussteil sehen etwas anders aus. Mit dem Mut der Verzweifelung greifen wir zum Winkelschleifer und nehmen ein paar Millimeter Material an den richtigen stellen weg - und schwupp passt der Querlenker fast ohne Gewalt an seine Position. Warum nicht gleich so?

 

 

Die Schrauben werden jeweils mit 85Nm oder 110Nm angezogen, dann das Traggelenk wieder in den Achsschenkel (70Nm) einfädeln, Spurstangenkopf (40Nm) und Koppelstange (35Nm) einsetzen und alles festschrauben. Bei den Muttern verwenden wir jeweils noch zusätzlich Schraubensicherungskleber. Damit sind wir hier erstmal fertig und können rüber auf die andere Seite vom Auto wechseln wo uns noch ein defektes inneres Spurstangengelenk auf uns wartet. Hier muss wieder der Spurstangenkopf gelöst werden. Sollte der Konus nicht aus seinem Sitz gelöst werden können, helfen einige gezielte Hammerschläge seitlich auf den Achsschenkel. 

 

Um die vorläufige Spureinstellung möglichst genau zu machen, setzen wir eine Markierung auf dem Gewinde der Spurstange genau hinter der Kontermutter vom Spurstangenkopf, so können wir die alte Spurstange samt Kopf später wieder auf die ursprüngliche Länge einstellen und haben genau das Maß auf das auch die neue Stange eingestellt werden muss. Vorher muss das Teil aber vom Auto getrennt werden. Dazu öffnen wir die Klemmschellen am Faltenbalg ziehen selbigen von der Spurstange runter (Spurstangenkopf auch abschrauben), setzen das Spezialwerkzeug zum Lösen von Spurstangegelenken an und schrauben sie von der Zahnstange im Lenkgetriebe ab. 

 

 

Die neue Spurstange passend einstellen, markieren und wieder zerlegen. Jetzt mit dem selben Spezialwerkzeug wieder festschrauben, den Faltenbalg aufschieben, Spurstangenkopf montieren und alles mit dem Achsschenkel verschrauben. Letztendlich weit aus weniger schlimm als gedacht. Damit sind wir was die Verkehrssicherheit angeht im Grunde schon fertig. Nur ist uns während der Arbeit an der Hinterachse aufgefallen das zwei Auspuffhalterungen komplett abgerostet sind. Das müssen wir auch noch schweißen, alles kein Problem. Und weil wir gründliche Leute sind kümmern wir uns jetzt auch noch um den Ölwechsel. Dafür müsste man eigentlich in die Vergangenheit reisen und den Konstrukteuren nochmal eine Ohrfeige verpassen. Wie kann man den Ölfilter so unzugänglich machen das er nur mit einem abgeschnittenen Schraubenschlüssel und minimalem Bewegungsspielraum daran drehen kann. 

 

Ist der Filter draussen läuft erstmal schön viel Öl aussen am Motorblock runter. Insofern ist es gar nicht mehr schlimm das die komplette untere Motorabdeckung abgeschraubt werden muss um an die Ablassschraube zu gelangen. Fürs nächste Mal planen wir schon mit einer Lochsäge an passender Stelle ein Loch dort rein zu sägen so das die Verkleidung einfach montiert bleiben kann. Warten wir mal ab wann der nächste Ölwechsel stattfinden wird - und ob wir dann noch da sind.