Montag, 18. Dezember 2023

Querlenker wechseln beim Ford Mondeo Mk2

 

Wenn man ein Auto über 300tkm fährt, muss man damit rechnen das irgendwann auch mal irgendwas kaputt geht. Egal ob es der Anlasser, die Wasserpumpe oder der elektrische Fensterhebermotor ist. Ein paar kaputte Querlenkergummis sind da noch harmlos und können bei anderen Autos schon mal deutlich früher den Geist aufgeben. Ob es noch die Originalen waren können wir leider nicht mehr sagen, so oder so braucht dieser Mondeo heute neue Querlenker. 


 

Nicht nur weil uns sonst die nächste Hauptuntersuchung zum Verhängnis wird müssen wir diese Arbeit machen. Das Auto fährt auch nicht mehr ordentlich in der Spur wenn die Vorderräder ihr eigenes Ding machen können und nicht sauber geführt werden. Ausser am Fahrverhalten erkennt man die defekten Lager durch Risse im Gummi und übermäßige Deformation wenn man mit einem Montierhebel zwischen Querlenker und Achskörper hebelt. In unserem Fall waren zusätzlich die Traggelenke ausgenudelt so das der komplette Austausch die schnellste und beste Lösung darstellt. 

 


In der Theorie sind nur drei Schrauben pro Seite zu lösen, altes Teil raus nehmen und das Neue in gleicher Weise wieder einsetzen, festsschrauben und fertig. An einem 25 Jahre alten Ford erwarten wir nur eine Sache; das nichts einfach so funktioniert sondern immer Schwierigkeiten und Probleme auftreten die uns unseren Zeitplan über den Haufen werfen. Zur Einstimmung mit ersten Erfolgserlebnissen beginnen wir darum mit dem Motorölwechsel, dabei sollte nun wirklich nichts schief gehen. Mit dem Auto auf der Hebebühne lösen wir die Schraube in der Ölwanne und lassen das Altöl in den Auffangbehälter fließen. Für unplanmäßige fast 30.000km seit dem letzten Service gar nicht so schlimm wie wir erwartet hätten. 

 


Sobald das Öl vollständig abgelassen wurde, kann die Schraube mit neuer Dichtung wieder eingesetzt und festgezogen werden. Nur noch den alten Ölfilter gegen einen Neuen tauschen und 4,25l frisches Motoröl einfüllen. In der Zwischenzeit haben wir schon mal alle betroffenen Schrauben und Muttern mit Kriechöl eingesprüht um unsere Erfolgschancen zu verbessern. Den Rest müssen wir mit Geduld, Gewalt und Gruppenarbeit lösen. Also runter mit den Vorderrädern und schon mal die Schraube aussen am Traggelenk lösen und austreiben. Sofern (wie in unserem Fall) gezielte Hammerschläge auf den Querlenker nicht ausreichen um das Gelenk aus dem Achsschenkel zu bekommen, müssen wir entweder die Klemmstelle aufweiten (zum Beispiel mit einem Schraubendreher oder Meißel) oder wir nutzen eine lange Eisenstange und Kette um die ganze Nummer mit ordentlich Hebelarm zu zerreißen. 

 


Wichtig ist am Ende nur das es funktioniert und wir sonst nichts kaputt machen also die Antriebswellenmanschette oder den ABS-Sensor. Ansonsten darf man hier der eigenen Kreativität und angestauten Aggressionen freien Lauf lassen. Mit dem Schlagschrauber und passenden Schraubenschlüsüseln zum Gegenhalten sollten die beiden Schrauben vom Querlenker zur Vorderachse ziemlich einfach zu lösen sein. Bei drei von vier Schrauben hat das tatsächlich geklappt, nur eine Schraube saß so fest, dass sie einfach abgerissen ist. Zum Glück konnten die Reste einzeln entfernt werden und im Fundus fand sich eine passende gebrauchte Schraube die wir hier verwenden können. Mit einem Montierhebel und etwas Fummelei ließ sich der alte Querlenker tatsächlich vom Auto trennen. 

 


Um den neuen Lenker einzusetzen brauchen wir möglichst viel Platz und Bewegunsfreiheit. Darum schrauben wir auf beiden Seiten die Koppelstange vom Stabilisator ab. So kann er aus dem Weg gedrück werden und das Federbein hängt nur noch an der Antriebswelle und Spurstange so das es ohne viel Widerstand bewegt werden kann - aber Achtung nicht zu weit drehen oder raus ziehen sonst rutscht die Antriebswelle trotz Seegering aus ihrem Gelenk. Fragt nicht woher wir das wissen. Wir hatten zusätzlich das Problem die hintere Schraube durch die Gummibuchse ins obere Loch zu stecken. Beim vorderen Loch und am Traggelenk hat man noch genug Spielraum um alles irgendwie mit der Hand in Position zu rücken.  Erst nachdem ein Holzklotz unter das Traggelenk gestellt und dieses etwas hochgedrückt wurde, konnte das hintere Ende an seinen Platz gedrückt und festgeschraubt werden. 

 


Die Muttern an der Vorderachse bekommen 50Nm und 90° Anzugsmoment, die Schraube am Traggelenk erhält 85Nm. Alle Schrauben bzw. Muttern werden zusätzlich mit Schraubensicherungskleber eingesetzt. Auf der Beifahrerseite muss zusätzlich noch eine Plastikabdeckung an der Vorderachse demontiert werden um die Schrauben vom Querlenker zu erreichen. Und zusätzlich mussten wir eine Halteschraube der Servolenkungsleitung lösen um selbige Leitung ein kleines bisschen aus dem Weg zu drücken da die Schraube sonst keinen Platz hat um aus ihrem Loch gezogen zu werden. In jedem Fall macht es weniger Arbeit solche Sachen abzuschrauben als irgendwie um sie herum zu arbeiten. 

 


Zum Abschluss werden die Koppelstangen wieder festgeschraubt und die Räder montiert. Sicherheitshalber empfehlen wir anschließend eine Spurvermessung durchführen zu lassen damit die Reifen nicht ungleichmäßi ablaufen. Und jetzt viel Spaß auf den nächsten 300tkm.

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